Der Bann Der Magie
waren, übernahm Walegrin die Führung, und Zip hastete nervös neben ihm her.
»Seid Ihr sicher, daß wir hier richtig sind?« fragte er.
»Glaubst du, ich kenne mich nicht aus? Übrigens schuldest du mir was!«
Zip blieb stehen und berührte dabei Walegrins Arm, daß auch der Standortkommandant anhielt und ihn anblickte.
»Verdammt, Walegrin. Es ist für das Mädchen, nicht für mich.«
»Das gehört zu meinem Job. Du schuldest mir etwas dafür, daß ich dichthalte über dein Lagerhaus und deinen beysibischen Glasbläser.«
»Sie sind saudumm, Mann. Er glaubt, das Haus gehört uns, er bezahlt widerspruchslos Pacht.«
»Es bringt nichts, Zip.« Walegrin entging im Mondschein nicht, wie der andere bleich und wütend wurde. »Hör zu, du hast es mit dem Mann zu tun, der enlibrischen Stahl in dieses Loch gebracht hat. [11] Du hast dir hier einen netten Vorteil verschafft, aber momentan brauchst du ihn nicht, richtig? Es herrscht Frieden; du bist einer von uns. Und jetzt, wo ich mich auskenne - nun, da komme ich an bessere Beysiber als deinen Maznut heran.
Aber sagen wir mal, ich will es gar nicht. Sagen wir, ich traue einigen meiner Verbündeten ebensowenig wie du, aber vielleicht kommt die Zeit, da ich einen feuerspeienden Helden brauche, dann wirst du herbeisausen, Zip - und nicht einmal Shalpas Tarnumhang kann dich vor mir verbergen. Verstanden?«
Zip wog stumm seine Möglichkeiten ab.
»Vielleicht kannst du ein anderes Lagerhaus finden«, spöttelte Walegrin. »Vielleicht passiert mir etwas, bevor dir etwas zustößt. Ich erinnere mich an dich, lange ehe es Rattenfall gab, und ich wette, daß du wenigstens einmal in deinem Leben ein Held sein möchtest. Aber fluchen nützt dir jetzt nichts, und du könntest den Weberweg auf den Kopf stellen, ohne sie zu finden.« Er lächelte so triumphierend er konnte.
»Was versprecht Ihr Euch davon?«
»Vielleicht werde ich einen feuerspeienden Helden brauchen«, antwortete Walegrin. Er dachte an Rashan und den Altar in Landende und hoffte, daß Kama damit einverstanden sein würde.
Zip gab sein Wort. Sie gingen schweigend durch die menschenleeren Straßen, bis sie den Weberweg erreichten.
»Bleib unsichtbar«, wies Walegrin seinen Begleiter an, ehe er die paar Stufen zur Haustür hinaufstieg und laut an die Tür klopfte.
»Hinweg!« rief innen eine Stimme.
»Ich bin im Auftrag des Prinzen hier! Öffnet die Tür, sonst müssen wir sie einbrechen.«
Nach kurzer Stille hörte Walegrin, daß zwei schwere Riegel zurückgezogen wurden, dann öffnete die Tür sich einen Spalt. Walegrin drückte eine Hand an die obere Türhälfte und warf die Hüfte gegen die untere. Sie gab ein Stück nach, doch nicht genug, daß er das Haus hätte betreten können. Er blickte den Wächter streng an.
»Ich möchte mit Frau zil-Ineel sprechen. Ruft sie.« Er verlieh seiner Forderung Nachdruck, indem er noch einmal fest gegen die Tür drückte, aber der Wächter stemmte sich ebenso fest dagegen, und sie gab keinen weiteren Zoll nach.
»Kommt am Morgen wieder.«
»Jetzt gleich , Dicker!«
»Laß ihn ein, Enoir«, rief eine Dame von der Treppe herunter. »Was hat Eevroen diesmal angestellt?« fragte sie müde, während sie hinunterstieg.
Walegrin bedachte den verärgerten Enoir mit einem schadenfrohen Lächeln und schob die Tür auf. »Nichts Ungewöhnliches«, versicherte er der Dame. »Ich bin Euretwegen gekommen.«
»Ich habe nichts getan, was einen mitternächtlichen Besuch aus der Garnison rechtfertigen würde«, entgegnete sie hitzig genug, Walegrin zu überzeugen, daß er zum richtigen Haus gekommen war.
Sowohl seine Haltung wie auch seine Stimme wurden höflicher, als er sagte: »Ich brauche Eure Hilfe.
Oder vielmehr, ein junges Mädchen im Schlachthausviertel braucht sie.«
»Ich - ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«
»Ihr seid Masha zil-Ineel und wart Mashanna sum-Peres t'Ineel, bis Eure Oheime Bankrott machten und Euch mit Eevroen verheirateten. Ihr habt in der Gasse des versiegten Brunnens im Labyrinth gewohnt, bis Ihr, nachdem Ihr ein halbes Jahr verschwunden gewesen wart, mit Geld zurückgekommen seid und dieses Haus gekauft habt.«
»Ich bin auf ehrliche Weise zu dem Geld gekommen. Und ich habe meine Steuern bezahlt.«
»Als Ihr noch im Labyrinth gewohnt habt, Masha, habt Ihr als Hebamme gearbeitet - mit einem Arzt östlich der Hauptstraße, die übrige Zeit allein. [12] Das Mädchen in der Schlachthofgegend liegt bei dieser Hitze seit drei Tagen in den Wehen.
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