Der Bann Der Magie
schief und bedachte ihn mit einem finsteren, mißtrauischen Blick.
»Du trinkscht fascht gar nischt, aber beschtellschst dauernd für misch. Bischt du schischer, dasch du misch nischt betrunken maschen willscht?«
»Brauchst du Hilfe?«
Avenestra legte den Kopf auf den Tisch und weinte die nächsten zehn Minuten.
Strick blieb ruhig sitzen. Er berührte sie nicht. Ahdios Frau kam, aber Strick hob einen Finger an die Lippen. Er gab ihr Geld. »Bittet Ahdio, Cusharlain Bescheid zu geben.« Sie verstand nicht, aber sie gab ihm sein Wechselgeld und ging. Gute Frau, mit oder ohne Zauber , dachte er, während Avenestra immer noch weinte. Nach weiteren fünf bis acht Minuten hob sie den Kopf und sah mitleiderregend aus. Sie beobachtete ihn, als er die Prankenhand in den Ausschnitt seines Kittels schob und sie mit einem weißen Tuch zurückzog. Er reichte es ihr.
»Wasch scholl isch damit?«
»Wisch dir Augen und Gesicht ab und putz dir die Nase.«
Blinzelnd blickte sie ins Leere, während Wimperntusche schwarze Bahnen über ihre Wangen zog. Dann wischte sie sich gehorsam Gesicht und Augen ab und schneuzte sich.
»Komm, Avenestra, gehen wir.«
»Möscht erseht nosch 'nen Krug.«
»Noch einen Qualis, und du wirst nicht mehr gehen können!«
»Na und? Du hascht geschagt, du willscht nischt von mir!« erinnerte sie ihn gereizt.
»Na und? Du wirst besoffen hier hocken und nicht mehr aufstehen können. Was dann?«
Sie weinte nochmal zehn Minuten. Danach gingen sie. Ahdio blickte ihnen nach. Er hielt beide Daumen.
Die Goldene Echse war keineswegs goldig und nicht mit der Goldenen Oase zu vergleichen, aber sie war keine Spelunke und ja, ein Zimmer war frei. Keine Brauen wurden hochgezogen, als Strick zwei Münzen, für zwei Tage und drei Kerzen, auf den Tisch legte und eine Kerze sowie die stumme Avenestra nach oben mitnahm. Er vergewisserte sich, daß die Tür sich von innen verschließen ließ und daß das Fenster gesichert war. Dann wandte er sich dem Mädchen zu, das auf gar nicht anmutige Weise auf den Bettrand gesackt war.
»Avenestra, ich möchte, daß du mir etwas gibst.«
»Mhm. Wie willschst du esch?«
»Nein, ich meine was anderes. Etwas, das dir gehört. Eine Münze. Irgendwas.«
»Ha? Bildscht du dir ein, du bischt scho gut? Gib du mir wasch!«
Er reichte ihr ein Silberstück. »Es gehört dir. Du mußt dafür nichts tun.«
Sie starrte es an, hielt es näher, starrte und rutschte von der Bettkante. Auf dem Boden sitzend weinte sie erneut mehr als zehn Minuten. Als sie schließlich aufblickte, riet er ihr, sein Taschentuch wieder zu benutzen. Sie tat es. Dann wiederholte er seine Bitte. Schließlich löste sie ihren breiten schwarzen Gürtel und gab ihn ihm.
»Danke.« Er kauerte sich auf die Fersen und legte die Hände auf ihre schmalen knochigen Schultern. »Du verehrst Ahdio wie einen Onkel. Da du keinen Grund hast zu trinken, hast du jetzt damit einfach aufgehört.«
»Du«, entgegnete sie, »bischt scho voll Schschit, dasch schogar deine blauen Augen davon braun schind.«
Unwillkürlich grinsend schlug er die alte Bettdecke zurück, vergewisserte sich, daß sich keine kleinen Schmarotzer darin breitgemacht hatten, und hob das schlaffe Mädchen mit unbeschreiblicher Behutsamkeit hoch ins Bett. Dann nahm er seinen Waffengürtel ab und dachte an die neue Armbinde, die er hatte kaufen müssen. Er setzte sich auf den Boden und lehnte den Rücken an die Wand. Die Kerze stellte er neben sich.
Als Avenestra etwa fünf Stunden später wie üblich mit schlimmen Kopfschmerzen erwachte, war er nicht im Zimmer. Wohl aber die Silbermünze. Sie war sicher, daß sie dafür nichts hatte tun müssen. Und sie erinnerte sich, was er gesagt hatte. Verrückt! Dann dachte sie liebevoll an den netten väterlichen Ahdio und schlief wieder ein.
Cusharlain kam kurz nach dem Mittagessen in die Gaststube der Goldenen Oase und Esaria bald danach. Sie war sehr hübsch in einem langen, himmelblauen Gewand mit berückend tiefem Ausschnitt. Sie redete auch gleich wie ein Buch, so daß ihr Onkel ihr schließlich eine Hand auf den Mund legte.
»Ich habe zwei vielversprechende Adressen für Geschäftsräume, Strick, und Ahdio hat vier Namen genannt. Bei einem fünften war er nicht hundertprozentig sicher. Er sagte, er wüßte eigentlich sieben, aber Ihr habt ja ausdrücklich nach anständigen und ehrlichen Leuten gefragt. Ihr könnt sie Euch ansehen und mit ihnen sprechen, wo und wann immer Ihr wollt. He, hör auf, mir mit der
Weitere Kostenlose Bücher