Der Bann des Highlanders
sich noch nie so brüchig und verletzt fühlen lassen. Der Unseelie hätte sich nie träumen lassen, dass sich ihm einmal vor Ekel der Magen umstülpen würde.
Hellorin hatte noch nie solch ei ne unfassbare, bestialische Verheerung einer lebenden, fühlenden Kreatur gesehen! Und er hatte keine Ahnung, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Die spielerisch dreisten Neckereien waren nun völlig unpassend. Er war verunsichert und wusste nicht recht, ob er überhaupt noch etwas bewirken konnte. Der Elbenkönig war seit nunmehr drei Wochen nur noch verwirrt und unsäglich bekümmert.
Noch während er überlegte, was er tun könnte, um sie wenigs-tens ein Stück weit aus ihrer Reserve locken zu können, sorgte er sich bereits wieder. Er hatte sie seit dem Morgen nicht mehr gesehen.
Fühlte sich in seinem eigenen Zuhause einsam, weil er wusste, dass sie anwesend war ... und seine Nähe floh.
Seit sie zurück waren, war sie am liebsten für sich. Abge -sondert und allein. Endlich fand er sie. An ihrem Lieblings-platz, auf der Burgmauer.
Ah, sie trug seine Farben. Eingehüllt in sein Plaid ... welcher Highlander wollte sein Mädel nicht so auf den Mauern seiner Trutzburg sitzen sehen?
Wären die Umstände weniger schrecklich gewesen, wäre er ihr freudestrahlend um den Hals gefallen, weil allein ihr Anblick ihn rührte. So aber begnügte er sich damit, sich behutsam neben sie zu setzen.
Rhyann regte sich nicht, starrte nur weiter in das graue Schnee-treiben, doch ihr Körper reagierte. Unwillkürlich durchlief sie ein starkes Zucken, sie bekam Gänsehaut und ihre Zähne schlugen hart aufeinander.
Hellorin rutschte ein Stück aus ihrer unmittelbaren Nähe.
Das war seit ihrer Rückkehr so. Sobald er näher, als einen halben Meter an sie herantrat, gebärdeten sich ihre Instinkte wie tollwütige Bestien.
Es schmerzte Hellorin zutiefst, doch er akzeptierte ihre Bedin -gungen und bewegte sich in den Schranken, in die sie ihn verwies.
Und dann, das erste Mal seit sie wieder hier war, sprach Rhyann.
Hellorin konnte sein Glück kaum fassen, als sie wispernd begann ... doch dann gefror ihm das Blut in den Adern.
Ihre schwache, heisere Stimme brach fast, als sie krächzte: „Hellorin, wie lässt sich die Unsterblichkeit umgehen?“
„Llhyrin, Süße, sag so was nicht.“ Er streichelte sie behutsam mit seiner Stimme und wollte sie so gerne in die Arme schließen. Ihr etwas von seiner tröstlichen Kraft zukommen lassen. Doch er konnte sich nicht dazu überwinden, die Panik in ihren Augen zu sehen, wenn er das wagen würde.
„Ich könnte dir helfen, wenn du meine Berührung nur zulassen würdest.“
„Gib mir einen Ausweg, Hellorin! Gib mir Frieden!“ Sie verstummte würgend.
„Oh Rhyann. Ich kann nicht ... ich ...“, Hellorin versuchte verzweifelt, sie umzustimmen. Die Todessehnsucht in ihr war kaum zu ertragen.
„Lass mich gehen!“
„nNhay, meine Süße. Du hast mir geholfen, mir dein Leben geschenkt. Nun schenke ich dir“ –
„Schenke mir Sterblichkeit!“ Stumpf und tonlos flehte sie ihn an.
„Nie im Leben! Ich werde nicht zulassen, dass deine ver-dammte Bestimmung dich deine Existenz kostet.“ Er legte ihr die Hand unter`s Kinn und drehte ihren bebenden Kopf zu sich um.
„Ngghh ...“ In Rhyanns Augen blitzte das Weiß hervor und sie hyperventilierte unkontrolliert. Ihr Körper erstarrte zu einer zuckenden Betonwand ... Hellorin registrierte überrascht, dass sie anders auf ihn reagierte.
Sie stemmte sich bewusst gegen ihn!
War es möglich, ihren Schutzpanzer auf diese Weise zu durchbrechen?
Oh Danu. Er würde sie nicht noch weiter zerstören, um sie zu heilen! Wie grausam musste er sein, um sich ihr aufzudrängen? Wie viel Entsetzen sollte ihr noch zugefügt werden?
„nNhay! Ich werde dir nicht wehtun, aber ich werde auch nicht zulassen, dass du fliehst.“ Er rückte von ihr ab. „Sieh mich an, Rhyann. Du warst tapfer und todesmutig, hast alles nur Er-denkliche ausgehalten, ohne mich anzurufen. Um mich nicht in Gefahr zu bringen, du dummes Ding!“
Zärtlich umwehte sie sein dunkler Bass. „Wie kannst du mich dann um diese Ungeheuerlichkeit bitten? Versuche nur noch einmal eine Berührung unserer Seelen zu ertragen und ich nehme diese Last von dir.“
- If I should fail ... Cover me with death! -
„Lass mich gehen!“ Rhyanns Blick trübte sich und sie igelte sich wieder in ihren undurchdringbaren Nebel.
Hellorin saß unschlüssig da und überlegte.
Was hatte nur dieser
Weitere Kostenlose Bücher