Der Bann des Highlanders
war atemberaubend schön!
Wie der Herr, so´s Gescherr – wenn dieser Spruch zutraf, dann auf Hellorins außergewöhnlichen Zufluchtsort.
Bis auf Kleidung und Nahrung vermisste man hier nichts – aber auch rein gar nichts. Solch ein Zuhause und man würde glücklich sterben ... äh, so man denn konnte!
Die große Eingangshalle war lichtrein und pompös. Weißer Marmor und riesige, glitzernde Kronleuchter mit unzähligen funkelnden Diamanten ließen diesen Raum prunkvoll erstrah -len.
Eine geschwungene Treppe (auf dessen Prototyp bereits Aschenputtel zu ihrem Ball entschwebt sein musste) entführte einen aus diesem irrisierend grazilen Eispalast, der eines Lichtelben würdig gewesen wäre.
Sobald man in die oberen Gänge gelangte, befand man sich in einer völlig anderen Welt.
Wie auf den Zinnen eines wehrhaften Highland-Schlosses, wehte frischer, herber Wind durch die Flure. Man konnte die Würze des weiten, immergrünen Schottlands riechen und neben flackernden Fackeln uralte schlachtenerprobte, antiqua-rische Waffen an den schroffen Wänden aus riesigen Steinqua-dern bewundern.
Rau und ungestüm, wie ihr Besitzer luden die verwinkelten Gänge ein, die unzähligen Zimmer zu erkunden.
Und eines davon war atemberaubender, als das andere.
Majestätisch und prunkvoll, im Stil des französischen Sonnen-önigs: hohe Räume, überladene Himmelbetten und schwere Samtstoffe an den barocken Bogenfenstern.
Sanft und duftig wie eine P uppenstube: Zurückhaltende Blüm-chenmuster und schmeichelnd helle, pastellfarbene Baumwoll-stoffe schufen eine bezaubernd heimelige Wärme. Eine leichte, spritzige Landpartie-Kulisse aus der Regency-Zeit, als wäre sie einem Jane-Austen-Film entsprungen.
Düster und geheimnisvoll dagegen, das gotisch wirkende, wuchtig überladene Arbeitszimmer eines uralten Magiers: unzählige Bücher über so unermesslich viele Themen, dass einem die Augen tränten. Mysteriöse Pentagramme und unbe -kannte Runen in jeder Ecke. Verschnörkelte, reich verzierte Sekretäre, ein schwerer, monströser Schreibtisch aus Maha-goni, auf dem sich Pergamentrollen jeder gangbaren – und einiger längst ausgestorbenen, ihr völlig unbekannten – Sprache stapelten. Ein jahrtausendelang zusammengetragener Hort des Wissens und unermessbarer Schatz eines wissbe-gierigen Intellekts.
So ziemlich jedes erdenkliche Motto war in die Deko mit einbezogen, überall hingen geschmackvolle Bilder von nam-haften Künstlern, die Hellorin höchstwahrscheinlich sogar noch in persona gekannt hatte!
Keine Farbe, die Mutter Natur erschaf fen hatte, fehlte in den wunderbaren, stilvollen, kostspieligen Arrangements. Überall standen dazu passender Blumenschmuck und einzigartige Antiquitäten, deren Schönheit ihr Tränen in die Augen trieben, sowie dutzende von silbernen und goldenen Kandelabern herum. Obwohl sich Rhyann sicher war, dass es genügend anderweitige Lichtquellen geben würde, wenn der Herr des Hauses anwesend wäre.
Einige Zimmer weiter war klar, dass er zumindest nicht mit seiner Abwesenheit glänzte, um ein Fitness-Center aufzu -suchen!
Ein komplettes Bodybuilding-Fol terkabinett wartete auf schweißtreibende Nutzung ... für einen unsterblichen Gott hatte Hellorin bedenklich viel Gewicht auf die Ausgestaltung seiner Körperformen gelegt.
Hysterisch glucksend schüttelte sie das Bild eines bierbäu -chigen, schmalschultrigen Phaeriefürsten von sich ab, das ihr unter Ermangelung seiner Fitness-Räume spontan vor Augen schwebte.
Rhyann ließ sich viel Zeit und bestaunte eingehend und immer wieder von der Wärme seines Domizils berührt, die Einzelheiten, die wohl kaum zufällig oder von einem Innen-architekten dort drapiert worden waren.
Eine Schwierigkeit eröffnete ih r Hellorins überragender Zimmerreichtum allerdings: Hatte sie zuvor das dringende Bedürfnis verspürt, sich die Wohltat einer Badewanne zu gönnen, stand sie nun vor dem viel größeren Problem, unter den fast zwanzig Themen-Badezimmern das Schönste aus-zuwählen. Es gab dreieckige, runde, geschwungene, in den Boden eingelassene, auf elegant gebogenen Klauenfüßen thro-nende, marmorne, hölzerne, goldene und moderne Bade-wannen ... Keine davon beengt und abgenutzt, wie die, die sie aus ihrer Erfahrung kannte. An derselben Vielfalt konnte man sich unter den Duschmöglichkeiten und dazugehörigem, epochestimmigen Dekor erfreuen.
Sollte man sich jedoch für eine Schwimm-Olympiade vorbe -reiten wollen, musste man sich nur kurz ins unterste
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