Der Bann des Highlanders
Anstand hinter sich.
Hellorin starrte verdutzt auf die gackernde, glucksende Heiterkeit, die sich vor wenigen Augenblicken selbstironisch in die Königin verwandelt hatte, die sie jeden Zoll ihres ver-führerischen Wesens war. Gleißend schön ... sündhaft reizvoll und mit einer wilden Anmut beseelt, die sie durch impulsives Aufbegehren versuchte, zu überdecken.
Doch in dem Moment, in dem sie als vermeintliche Parodie einer zum Ball eilenden Edeldame die Marmortreppe hinab gewandelt war, hatte er hinter die lässig burschikose Art, ihr bärbeißiges Verhalten und die zur Schau gestellte Abgebrüht -heit in Rhyann blicken können.
All das ein Teil ihres wahren Inneren – und doch längst nicht alles.
Unendliche Mannigfaltigkeit ihres Charakters ließ sie weitaus heller erstrahlen, als selbst Aiobheal das je vermocht hätte.
Jeder Atemzug ihres leidenschaftlichen Seelenfeuers brüllte es ihrer Umwelt entgegen – Kriegerin, Königin, Gefährtin und Geliebte. Nehmt mich an, wie ich bin ... oder schert euch zum Teufel!
Sie war fürwahr eine Sidhe: Arrogant, anmaßend, selbstherr-lich, erhaben und von ihrem natürlichen Recht, einer alles einnehmenden Naturgewalt gleich zu kommen, auf unschul-digste Weise überzeugt.
Und bei Danu, eine Naturgewalt war sie auch – geballte, pure Kraft, willensstark und frei, ungezügelt und dreist ... Unleugbar geformt aus den Elementen der d`Aoin Llhyr: Seelenenergie, Feuer und Licht.
Herzenswarme Seele und verzehrende Glut in ihren Adern!
Eine hochexplosive Supernova, an der er sich verbrannt hatte.
Und die soeben zielstrebig seine ureigenen Räume mit Be -schlag belegte! Als existierten die anderen gar nicht, hatte sie von allen ausgerechnet seine persönlichen Zimmer erwählt.
Hellorin grinste in seiner illusionären Erscheinungsform bis über beide Ohren. Ah, sie war ihm so ähnlich, seine Wildkatze!
Stürmisch, aufbrausend und unnachgiebig wie ein Stück Fels – genau wie er. Deshalb brannte auch ständig die Luft, wenn sie beide aufeinander trafen. Beide besaßen dieses aufmüpfige Gen. Zunder, der sie zu einer Heimsuchung ihrer Umgebung machte, und beide erfreuten sich an einem hitzigen, verspielten Kampf, wichen keiner Chance aus, sich aneinander zu reiben.
Eigentlich sollte er ihr dankbar sein – würde Rhyann ihren Körper nicht weiterhin hartnäckig seinem Besatzertum ver -weigern, hätte sich dies aufregende, lauernde Vorspiel bedauer-lich verkürzt.
Und es war verdammt zu sinnlich und erregend, um sich nicht ausgiebig daran zu berauschen, es bis zum alles erschütternden Finale bis ins Kleinste auszukosten.
Während Hellorin vorerst die kleinen Freuden des Voyeu-rismus auskostete, kramte Rhyann in der Schlossküche intensiv nach etwas Nahrhaftem. Gab aber zwei Stunden später entrüs-tet auf.
Was nutzten einem denn göttliche Connections, wenn man nicht mal einen schäbigen Kanten Brot im Haus hatte? Stellte sich dieser Blödmann e inen Kasten hin, nach dem sich jeder die Finger ablecken würde, und zwar alle zehn, hin und zurück ... und besaß eine komplett eingerichtete, wundervoll antike Küche mit klinkersteinerner Esse und einem Kamingrill, der Platz für einen Elefant am Spieß geboten hätte, in der jedoch nicht einmal der kümmerliche Abdruck eines Krümels zu finden war. Hallo!!!
Kein noch so kleines Fitzelchen an Essbarem hatte sie auf -treiben können. Nicht mal ein Schluck Saft stand im Kühl-schrank – überall nur gähnende Leere!
Genauso verhielt es sich mit sämtlichen, großräumigen Wand-schränken, von denen einige sogar begehbar waren.
Sie hatte komplette, traditionelle Ankleideräume im Stil des 18. / 19. Jahrhunderts entdeckt. Denen allen eines gemein war: Nihilismus in punkto Füllmenge.
Nur ein Idiot hätte weiterhin an dem Glauben festgehalten, das sei purer Zufall. Denn, was könnte sie in ihrem derzeitigen Zustand wohl dringender brauchen, als Kleidung und Nahrung?
In exakt dieser Reihenfolge – sie fror sich langsam den Hintern ab und hatte entsetzlichen Kohldampf!
Doch ihre unsägliche Nervensäge von Gastgeber besaß die unerhörte Dreistigkeit, sich weiterhin fernzuhalten.
Oh, der würde was von ihr zu hören bekommen!, fluchte Rhyann herzlich. Verbesserte sich aber sofort, als ihr einfiel, dass sie ja geschworen hatte, nie mehr mit ihm zu konferieren!
Nun ja. Angesichts dieser Traumvilla konnte man schon etwas vergesslich werden. Achselzuckend tappte sie schließlich in ihr Bad, um ausgiebig den Luxus eines
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