Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
falls …«
Falls sie bald sterben sollten.
Ein Feuer entzündete sich in ihr. Er liebte sie, und sie war keineswegs bereit zu sterben. Sie mussten kämpfen. Marisa musste aus ihrer Benommenheit erwachen und die Flamme in ihr weiter anfachen.
Aber kein Kuss konnte jemals all die Schmerzen in diesem höllischen achteckigen Raum lindern. Selbst wenn es ihr gelang, die schreckliche Erinnerung zu unterdrücken und das Blut und die Schreie zu vergessen, ja selbst wenn sie wieder irgendwie zu gewöhnlichen Handlungen in der Lage war, würde sie Rions Worte dennoch nicht aussenden können – nicht gleichzeitig mit dem Glühen ihrer Gefühle. Sie konnte entweder ihre Empfindungen oder ihre Worte mitteilen, aber nicht beides zugleich.
Sollte sein Plan funktionieren, mussten sie zuvor den Tyrannisierer ausschalten, und die Drachen auf ganz Ehro mussten sich gleichzeitig erheben. Doch damit es so weit kam, hatte Marisa mehr zu tun, als nur die Schmerzen zu beenden. Sie musste auch eine Botschaft schicken.
Also richtete sie sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Es ist Zeit, dass du mir deinen Plan erklärst.«
»Wir werden uns lieben.«
»Und dann?« Sie spürte, dass noch mehr kommen sollte. Noch viel mehr.
»Du wirst deine Gefühle übermitteln und damit den Drachen die Schmerzen nehmen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass das nicht ausreicht. Damit sich jeder einzelne Drache auf Ehro gleichzeitig mit den anderen gegen die Feinde erhebt, müssen wir eine weltweite Botschaft aussenden.«
Rion schenkte ihr einen festen, entschlossenen Blick. »Um die Botschaft werde ich mich kümmern.«
»Aber du hast telepathisch keine …«
»Alle Drachenwandler besitzen die Gabe der Telepathie. Wenn du deine Gefühle aussendest, werde ich meine Botschaft an sie dranhängen.«
»Warte einen Augenblick. Wenn ich meine Gefühle über die ganze Welt verbreiten soll, brauche ich aber auch selbst ungeheuer intensive Empfindungen. Ich muss so nahe wie möglich an einen Orgasmus herankommen.« Marisa sah ihn finster an. »Und ich muss mich in Menschengestalt befinden, wenn ich diese Gefühle übertragen will. Du hingegen kannst deine telepathische Gabe nur als Drache einsetzen.«
»Das ist richtig.«
»Aber ein Mensch und ein Drache können nicht miteinander schlafen. Das ist anatomisch unmöglich.«
»Ich werde mich ja verwandeln – allerdings nur ein wenig.«
»Wie?« Eine teilweise Verwandlung? War das überhaupt möglich? Das, was er vorhatte, jagte ihr Angstschauer von Kopf bis Fuß. Sie sah ihn an und versuchte herauszufinden, ob er vielleicht den Verstand verloren hatte.
»Wir werden miteinander schlafen«, erklärte er, »und während du die Schmerzen besänftigst, werde ich einige meiner Zellen verändern – allerdings nur so viele, dass ich an meine Drachentelepathie herankomme und meine Botschaft deinen Gefühlen anhängen kann. In der Theorie zumindest werden die Schmerzen der Drachen dann enden, und sie werden meinen vollständigen Angriffsplan erhalten.«
»In der Theorie?«
»Noch nie zuvor hat jemand eine nur teilweise Verwandlung versucht«, gab Rion zu. Er legte ihr die Hand auf die Schultern. »Aber ich glaube, ich kann es so lange durchhalten, bis die Botschaft gesendet ist.«
Er hatte also vor, sich in einen Drachen zu verwandeln, während sie miteinander schliefen. Kein Wunder, dass er ihr bisher noch nichts von seinem Plan erzählt hatte. Wenn es ihm nicht gelang, die Kontrolle über sich zu behalten, würde er sich vollständig verwandeln, während er in ihr war, und sie dadurch auseinanderreißen.
O … Gott!
Sie wollte ja gern glauben, dass er eine solche teilweise Verwandlung unter Kontrolle behalten konnte, aber ihre Panik drohte sie doch zu überwältigen. Sie stand kurz davor, gleichzeitig hysterisch zu lachen und zu weinen.
Draußen war Gewehrfeuer zu hören. Männer schrien, Gleiter stürzten sich mit dröhnenden Motoren ins Gefecht.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
»Du kannst es.«
»Sag mir bitte nicht, was ich kann und was ich nicht kann«, meinte sie.
Er ergriff ihre Hände. »Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen. Du hast Besseres verdient.«
Marisa zog ihre Hände zurück. »Hast du mir die Wahrheit gesagt, als du behauptetest, mich zu lieben?«
»Ja.«
»Wenn ich mein Leben riskieren soll, muss ich wissen, ob …«
Ohne zu zögern zog er sie an seine Brust. »Ich liebe dich so sehr …« – seine Stimme brach – »dass ich dich
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