Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Cavus Prime seinen wichtigsten Kontrollmechanismus, den Tyrannisierer, in einem jener achteckigen Räume untergebracht hat. Es ist sogar gut möglich, dass die Unari den Gral zunächst hierherbringen werden.«
»Wir dürfen aber nicht zulassen, dass dieser Palast in ihrer Gewalt bleibt«, sagte sie.
Er nickte. »Selbst wenn wir ihn zerstören müssen.«
Sie eilten weiter durch den Gang. Er hatte schon vergessen, wie lang diese Korridore waren. »Im Palast von Chivalri gibt es drei achteckige Zimmer.«
»Drei?«
»Sie alle sind Tempel zu Ehren der Göttin. Zum größten geht es hier entlang.«
»Wir können uns dem Tyrannisierer doch aber nicht nähern, ohne …«
»Uns vorher geliebt zu haben. Ich weiß.« Als ob er das hätte vergessen können. Küsse würden da nicht ausreichen. Um die Schmerzen aller Drachen auf diesem Planeten zu verbannen, brauchte Marisa nämlich ihre volle telepathische Kraft.
»Gütige Göttin!« Rion bog um eine Ecke und kam dann schlitternd zum Stillstand. Zwei Drachenwandler mit Stachelhalsbändern standen angekettet vor einer zweiflügeligen Tür. Die Sklavenhalsbänder hatten sich in ihre Schuppen eingebrannt. Blut floss an ihnen herab. Ihre Augen waren von all dem Schmerz ganz stumpf geworden.
Als die Drachen Rion und Marisa sahen, brüllten sie auf und spien Feuer durch den Korridor. Rion zerrte Marisa um eine Ecke in einen Raum hinein und schlug sofort die Tür zu.
Das leere Büro sah noch ungefähr so aus wie zu Zeiten seines Vaters, allerdings mit einem großen Unterschied. Alle Computersysteme waren verschwunden.
Aufgewühlt wog er die Unari-Waffe, die er eben gerade an sich genommen hatte, in der Hand. »Ich kenne doch diese Drachen.«
»Sie haben versucht, uns zu töten.«
»Sie haben früher einmal zur Leibgarde des Königs gehört.«
»Sie sind verrückt vor Schmerzen. Vermutlich haben sie dich nicht einmal erkannt.«
»Ich weiß.« Er schloss die Finger um die Waffe und konnte kaum noch sprechen. »Aber ich wünschte, ich müsste keine Männer töten, die mir das Fischen und Jagen beigebracht haben.«
»Vielleicht musst du es ja auch nicht. Küss mich.«
»Was?«
»Vielleicht kann ich sie beruhigen.«
Er nahm Marisa in die Arme. Es war schwierig, von solcher Gefahr auf … diese Leidenschaft umzuschalten. Aber wenn er die wahnsinnig gewordenen Drachen damit retten konnte …
Er vermutete, dass seine Fähigkeit, sich überhaupt darauf einzustellen, ein Gradmesser für die Beziehung war, die zwischen ihnen gewachsen sein mochte. Marisa sorgte dafür, dass er ein wenig geerdet blieb. Er erinnerte sich daran, wie sie neben ihm gekämpft hatte. Mit ihrem Drachenfeuer hatte sie mehrere Unari vernichtet. Und sie hatte ihn so vor den Schmerzen bewahrt, dass er überhaupt kämpfen konnte. Ohne sie wäre er unterlegen gewesen.
Marisa war nicht mehr nur darum etwas Besonderes für ihn, weil sie ihre telepathische Gabe besaß. Sie hatte sich einen Platz in seinem Herzen erobert. Würde sie heute sterben, wusste er nicht, ob er weiterleben könnte …
Gütige Göttin, beschütze sie, betete er.
Gemeinsam waren sie so weit gekommen. Gemeinsam würden sie all dies durchstehen.
Es kam einfach nicht infrage, dass er sie verlor.
Sanft streichelte er ihre Wange und nahm sich die Zeit, ihr tief in die Augen zu blicken. Sie war eine wunderschöne Frau, innen wie außen. Sie beschwerte sich nicht. Sie machte keinen Rückzieher. Sie entsprach ihm in jeder Hinsicht, nur nicht, was die körperliche Kraft betraf, und das machte sie durch ihre Klugheit und die Gabe der Telepathie mehr als wett. Aber es war ihr Herz, das er am meisten an ihr schätzte. Ihre Bereitschaft, für seine Sache zu arbeiten und ihr Leben für sein Volk aufs Spiel zu setzen.
Sie gehörten zusammen. Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint. Es machte ihn auch stolz, dass er sie kannte. Und noch stolzer, dass er sie lieben durfte.
Er liebte sie nämlich.
Er wünschte nur, er hätte auch die Zeit für diese Liebe. Die Zeit, ihr seine Gefühle mitzuteilen und zu sagen, wie viel sie ihm bedeutete. Aber das Gelingen ihres Plans hing von der richtigen zeitlichen Planung und dem damit einhergehenden Überraschungsmoment ab. Gespräche mussten da vorerst warten.
Er fuhr mit der Hand unter ihr Hemd und spielte mit ihren vollen Brüsten. Diesmal strich er mit den Fingern über jeden Teil ihrer zitternden Haut – mit Ausnahme der Brustwarzen – und ließ ihr so die erregende Ungewissheit, wo er sie als
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