Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
tun?«
»Vielleicht willst du versuchen, einen Handel mit den Vollstreckern einzugehen. Du gibst ihnen Informationen über mich und erhältst dafür ihr Versprechen, die Erde nicht zu überfallen.«
Sie starrte ihn an. »Wie kannst du glauben, dass ich so hinterhältig bin?«
»Es tut mir leid, aber dieser Gefahr durfte ich mich nicht aussetzen. Wenn ich dir vertraut hätte und du den Toranern erzählt hättest, wer ich in Wirklichkeit bin, hättest du mir damit möglicherweise den Rückweg nach Ehro versperrt. Dieses Risiko durfte ich nicht eingehen.«
»Aber Phen weiß doch, wer du bist. Und Drake auch«, sagte sie traurig und begriff, dass Rion sie wieder einmal angelogen hatte, indem er behauptete, niemand wisse um seine Identität.
»Phen ist mein Onkel. Und Drake hat es selbst herausgefunden …«
»Und was soll ich jetzt tun?« Sie fühlte sich verletzt. Aber sie wollte ihn auch verstehen. »Warum weiß nicht einmal dein eigenes Volk, dass du der Thronfolger bist?«
»Dieses Täuschungsmanöver hat schon lange vor meiner Geburt begonnen. Eine Vision hatte meinem Vater damals enthüllt, dass ich ermordet werden sollte. Um mich zu retten, hat er dafür gesorgt, dass mein Vetter Erik und ich die Plätze tauschen. Wir hatten jedoch unsere richtigen Namen behalten. Doch in meiner Heimat glaubte nun jeder, Erik sei der Thronerbe. Ich dagegen war ein freier Mann. Sobald ich jedoch meinen Anspruch auf den Thron anmelde, werde ich ein Ziel für Anschläge sein. Denn dann bin ich für ein paar Leute eine Bedrohung. Und für andere eine Spielfigur. Was immer du willst.« Er machte eine Pause und fuhr dann fort: »Ich habe auch Visionen von einem Verräter gehabt – von einem Mann, bei dem es sich vielleicht um denselben handelt, den mein Vater in seiner Vision als meinen Mörder gesehen hatte. Ich habe zwar sein Gesicht nicht erkannt, aber er ist für die Ermordung einer Rebellengruppe verantwortlich, die versucht hatte, einen Tunnel unter dem ehronischen Transporter zu graben und ihn wieder in ihre Gewalt zu bringen. Möglicherweise hat er auch den Unari Erkenntnisse übermittelt, die es den Drachenwandlern unmöglich machen, in den Bergen nach Platin zu suchen. Ich habe meine Geheimnisse auch zum Schutz meines Volkes für mich behalten.«
»Und was hast du mir sonst noch alles nicht erzählt?«, fragte sie sanft.
Sie erwartete, dass er sich jetzt sofort heftig dagegen verwehren würde. Doch stattdessen ergriff er nur ihre Hände und drückte sie fest. »Da ist tatsächlich noch etwas, das du wissen solltest.«
»Was denn?« Marisa schluckte schwer und erkannte, dass ihm das, was er ihr jetzt sagen würde, nicht leichtfiel. Und was immer es sein mochte, er wusste, dass es ihr nicht gefallen würde.
»Ich kann niemals eine Frau heiraten, die nicht von meiner Welt stammt.«
Sie verstand ihn nicht. »Aber deine Mutter stammte von Tor.«
»Als die Unari uns angriffen, wurde meine Mutter von den Ehroniern als Fremde angefeindet. Die Vorwürfe gegen sie waren jedoch ungerecht. Aber das war gleichgültig. Die Zwietracht, die sich daraus ergab, schwächte mein Land und trug dazu bei, dass wir untereinander uneins wurden. Ich werde den Fehler meiner Eltern nicht wiederholen. Ich muss mein Volk wieder zusammenführen. Mir bleibt keine Wahl. Mein Volk braucht Stabilität. Und Einigkeit. Ich muss also eine Ehronierin heiraten.«
Eine Fremde – also Marisa – würde da ohnehin bloß Unfrieden stiften. Und Missgunst säen. Also gut, das beantwortete zumindest die Frage, was sie ihm bedeutete. Sie war nichts weiter als eine Liebschaft. Auf mehr bestand keine Aussicht.
Nun wollte sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Rion bringen. Deshalb schritt sie zu dem Sichtschirm und blickte auf die Sterne hinaus. Es war ein dunkler und kalter Anblick. Unendliche Leere.
Das, was ihr Rion soeben berichtet hatte, und auch ihre Enttäuschung sowie der plötzliche Wechsel des Raum-Zeit-Kontinuums – all dies hatte ihr Kopfschmerzen bereitet. Sie rieb sich die Schläfen.
Von der plötzlichen Wendung, die die Ergebnisse genommen hatten, noch immer verwirrt, drehte sie plötzlich sich um und bemerkte sofort Merlin. Sie ging zu der Eule hinüber. Ihre Krallen hatten sich in die Konsole gebohrt. Merlin hackte so heftig auf die Kontrollen ein, als wäre er selbst es, der das Schiff steuerte.
Kein Wunder, dass ihr der Kopf schmerzte. Marisa verlor allmählich den Verstand und schrieb nun bereits einem Vogel
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