Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Bestes für ihn getan. Und er vermisste sie von ganzem Herzen. Er brachte es einfach nicht über sich, von seinem letzten Tag zu Hause zu sprechen – von jenem Tag, an dem ihn jemand verraten hatte und die Unari auf die Suche nach dem Chivalri-Prinzen gegangen waren. Wegen ihm waren sein Onkel und seine Tante elendiglich und vor Schmerzen schreiend gestorben. Sie hatten sich für ihn geopfert, damit er leben konnte. »Es war nicht einfach, mich aufzuziehen.«
»Warum überrascht mich das nicht?« Sie hielt den Kopf schräg und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du sie etwa auch angelogen?«
»Manchmal«, gab er zu und erinnerte sich daran, dass sie seine Neugier auf die Welt nicht verstanden und versucht hatten, ihn von allen Gefahren fernzuhalten. Als Kind hatte er ihre übertriebene Vorsicht als erstickend empfunden. »Ich bin oft in den Palast entwischt und habe mit meinem Vetter gespielt. Meine leiblichen Eltern haben mich wie ihren geliebten Neffen behandelt. Für uns alle war es schwierig, am schwierigsten jedoch vermutlich für Erik. Er wurde zum zukünftigen König Chivalris erzogen und wuchs inmitten von Reichtum, Macht und Privilegien auf. Doch er wusste immer, dass ich es sein würde, der den Thron bestiege, falls mein Vater sterben oder abdanken sollte.« Rion machte eine Pause. »Doch dazu kam es nie. Erik hat mich gerettet. Und die Unari haben die Macht übernommen und …« Sehr viele gute Ehronier waren an jenem Tag gestorben. Dies alles durfte nicht umsonst gewesen sein. Er hatte seinem sterbenden Onkel versprochen, er werde zurückkehren und sein Volk befreien. »Den Rest kennst du.«
»Warum hast du die Täuschung aufrechterhalten, nachdem du von Ehro geflohen bist?« Sie lief vor ihm auf und ab; ihre Schritte waren schnell und wütend.
»Als ich auf Pendragon gelandet bin, war es mein erstes Ziel zu überleben. Ich habe mit niemandem gesprochen, bis ich mich von meiner Bruchlandung erholt und in die Zivilisation begeben hatte. Als ungebetener Fremdling war ich mir nicht sicher gewesen, ob man mich willkommen heißen würde. Zum Schutz meines Lebens habe ich nicht nur meine Herkunft, sondern auch die Gabe des Drachenwandelns sowie meinen Heimatplaneten verschwiegen.«
»Aber meinem Bruder hast du verraten, dass du aus einer anderen Welt kommst. Warum hast du ihm nicht auch gesagt, wer du in Wirklichkeit bist?«
Er zuckte die Achseln. »Dadurch hätte ich ihn nur in Gefahr gebracht. Ich vermute, dass sich die Voraustruppen der Unari schon auf Pendragon und der Erde befinden. Und wenn diese Späher gewusst hätten, dass ich noch lebe und dein Bruder das weiß, hätten sie nicht gezögert, ihn zu foltern, um an mich heranzukommen.«
Wut und Verständnis flackerte in ihren Augen auf. »Du hast dein Geheimnis für dich behalten, weil du einen Vorteil davon hattest.«
»Ja.« Er hätte wissen müssen, dass sie nichts anderes als die ganze Wahrheit akzeptierte. »Möglicherweise bin ich der einzige Überlebende aus der königlichen Familie. Daher ist es meine Aufgabe, mein Volk zu befreien.«
»Ich habe es verstanden.« Sie schüttelte den Kopf. »Du stellst die Sicherheit deines Volkes über alles andere.«
Bei dem, was er jetzt sagte, senkte er die Stimme. »Von nun an wird es keine Lügen mehr geben. Ich habe dir all meine Geheimnisse verraten.« Er schenkte ihr einen zerknirschten Blick. »Es tut mir wirklich leid.«
Ihre Miene wurde dennoch nicht sanfter. Sie antwortete nicht darauf.
Er seufzte. »Ich will dir etwas sagen, was ich bisher noch niemandem gesagt habe.«
Sie sprach noch immer nicht.
»Ich darf mir nicht den Luxus erlauben, den einfachen Weg zu wählen. Die Belange meines Volkes haben Vorrang vor meinen eigenen Belangen, und die Bedürfnisse meines Volkes sind wichtiger als meine eigene Ehre, denn schließlich geht es um das Leben von Milliarden.« Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Kein Mann sollte gezwungen werden, zwischen Pflicht und Ehre zu wählen. Eigentlich ist Erik für die Rolle des Königs wesentlich besser geeignet als ich.«
»Weil er im Palast aufgewachsen ist?«
»Vielleicht.«
»Was hättest du getan, wenn du nicht der Kronprinz gewesen wärest?«
»Als Kind?« Er grinste. »Ich wollte immer ein Erforscher anderer Welten werden. In meiner Jugend war jede Laufbahn, für die ich in der Schule nicht Diplomatie, Protokoll, Führungseigenschaften und Militärtaktik lernen musste, von allergrößtem Reiz für mich.«
Ihre Stimme klang
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