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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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nach Überlebenden dieses Absturzes suchen würden?«
    Er zuckte die Achseln. »Nicht, wenn sie glauben, dass wir tot sind.«
    Marisa versuchte ihre Angst zu beherrschen. »Aber wenn sie unsere Leichen nicht finden …«
    Seine Antwort klang zwar sanft, aber doch auch bestimmt. »Du brauchst etwas zu essen, du hast dringend Ruhe nötig – und auch einen Unterschlupf. Auf keinen Fall darfst du auf dem Boden schlafen.«
    »Besser auf dem Boden als in einer Zelle oder in einem Grab.« Trotz ihres Zustandes durfte sie es nicht erlauben, dass sein Wunsch, sie vor den Elementen zu schützen, seine ganze Mission zunichtemachte. Also versuchte sie, ihre Erschöpfung vor ihm zu verbergen, und bedachte ihn mit einem harten Blick. »Wenn ich nicht verletzt wäre, würdest du niemals dorthin gehen, oder?«
    »Aber du bist nun einmal verletzt.«
    Gegen seine Logik vermochte sie nichts einzuwenden. Außerdem zerrte jeder Streit an ihren Kräften. Ihr fiel das Denken schwer, weil sich ihr Kopf anfühlte, als würde jemand auf ihm trommeln. Für ein Aspirin wäre sie imstande gewesen zu töten.
    Rion befeuchtete ein Stück Stoff im Bach, wrang es aus und legte es ihr auf die Stirn. »So besser?«
    »Ja …« Sie nickte und zuckte sogleich zusammen, als weitere Schmerzen sie durchpulsten. Sie schloss die Augen und murmelte: »Denk daran, Marisa: keine unnötigen Kopfbewegungen.«
    »Wir sollten weitergehen.«
    Sie war ja der gleichen Meinung, aber ein fünfminütiges Schläfchen würde vielleicht Wunder wirken. »Nur noch ein paar Minuten, ist das okay?«
    Während sie so in der Sonne saß und das kühle Tuch auf der Stirn spürte, bemerkte sie, wie ihr Körper allmählich schwerer wurde. Mit geschlossenen Augen lehnte sie die Stirn gegen die Knie und lauschte dem Zwitschern der Vögel, dem Rascheln kleiner Wesen, die Eichhörnchen ähnelten, und döste schließlich ein.
    Als sie die Augen dann wieder öffnete, stellte sie fest, dass Rion sie gerade durch den Wald trug, als wöge sie überhaupt nichts. Ein warmes Prickeln verbreitete sich in ihr und drang bis in ihr Innerstes. Wer hätte nach diesem Absturz geglaubt, dass ihr Körper jemals wieder ein Hormon produzieren könnte? Selbst ihre Angst vor den Unari konnte die Anziehungskraft nicht mildern, die Rion in diesem Augenblick auf sie ausübte.
    Sie sah zu, wie die Sonne zum Horizont sank und versuchte erneut, innerlich ein wenig Abstand zu wahren. Hier lag kein Schnee. Sie vermutete, dass inzwischen mehrere Stunden vergangen waren. Mehrere Stunden also, in denen sich ihre Brust gegen ihn gedrückt und ihre Wange an seiner Schulter gelegen hatte.
    »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Rion, dessen Stimme einem seidigen, männlichen Schnurren glich.
    »Die Rast hat gutgetan. Du musst mich nicht tragen. Ich bin jetzt wach.«
    »Es hat mir nichts ausgemacht.« Er setzte sie so behutsam ab, als wäre sie eine ungeheure Kostbarkeit. Als wenn er befürchtete, sie könnte umfallen, hielt er die Hand um ihre Hüfte geschlungen.
    Seine Zärtlichkeit überwältigte sie. Sie weigerte sich, ihm in die Augen zu schauen. Sie wollte nicht, dass er das Verlangen in ihrem Blick bemerkte.
    Reiß dich zusammen . Sie holte tief Luft und stieß sie mit einem langen Seufzer wieder aus. »Irgendwelche Anzeichen von den Unari?«
    »Keine. Aber ich hatte ja auch nicht gehört, wie ihre Schiffe vom Gebirge weggeflogen sind.«
    Das bedeutete, dass sich die Unari noch am Boden befanden. Vermutlich suchten sie gerade nach Rion und Marisa. »Es ist einige Zeit vergangen. Glaubst du, dass sie noch immer die Trümmer nach unseren Leichen absuchen? Oder jagen sie uns inzwischen schon?«
    »Wenn sie versuchen, unsere Spur aufzunehmen, werden sie nichts finden. Und sie können auch unserem Geruch nicht folgen.« Zufrieden grinsend betrachtete er seine nassen Stiefel. »Ich bin ein paar Meilen durch den Bach gewatet.«
    In ihrer Lage als Gestrandete auf einer fremden Welt und mit einem unerbittlichen Feind im Nacken hätte sie sich keinen geschickteren und umsichtigeren Gefährten als Rion suchen können.
    »Wie weit ist es noch bis nach Winnhaven?« Sie versuchte die Müdigkeit aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er runzelte die Stirn. »Vor langer Zeit bin ich einmal dort gewesen, aber damals sind wir hingeflogen.«
    »Willst du damit sagen, dass wir uns verirrt haben könnten?«
    Er spähte in die sinkende Sonne, dann über die Schulter auf den höchsten Berggipfel und

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