Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Er darf uns nicht entkommen, oder wir alle sind …«
»Lexiathon«, rief Rion den Mann beim Namen, »du brauchst deine Energie doch nicht darauf zu verschwenden, eine Eule zu jagen.«
Bei Rions Worten hielten die Männer sofort inne und sahen ihren Anführer an. Lexiathon runzelte die Stirn, trat näher und starrte Rion mit offenem Blick an. »Woher kennst du meinen Namen.«
»Ich bin Kronprinz Rion Jaqard von Chivalri.«
»Lüge! Unser König ist Hirt Jaqard.«
»Hirt ist mein Vater.«
»Wenn Hirt abdankt oder stirbt, geht sein Thron an seinen Sohn Erik über.«
»Erik ist mein Vetter und nicht der direkte Erbe.«
»Das ist unmöglich.«
»Bitte hör mich zu Ende an. Ist dir bekannt, dass König Hirt Jaqard Visionen hat?«
»Ja, und?«
»In einer seiner Visionen sah er, dass sein kleiner Sohn einem Attentat zum Opfer fallen würde. Daher hat er kurz nach meiner Geburt dafür gesorgt, dass Erik und ich die Plätze tauschen.«
Lexiathon senkte seine Waffe nicht. Er stellte die Beine weiter auseinander und drückte den Rücken durch. »Erik wurde aber nicht ermordet.«
»Mein Vater hat durch seine Handlung die Zukunft verändert.« Rion trat vor und streckte die Hand aus. »Ich habe dich in der Zukunft schon oft an meiner Seite gesehen. Es freut mich sehr, dich endlich zu treffen, Lex.«
Lex regte sich nicht. »Ich brauche noch mehr Beweise als nur dein Wort.«
Marisa schluckte ein hysterisches Lachen herunter. Rion hatte endlich seine wahre Identität enthüllt, doch sein Volk glaubte ihm nicht. Wenn die Ehronier DNS -Aufzeichnungen besaßen, würde Rion vermutlich beizeiten seinen Anspruch auf den Thron untermauern können.
Rion ließ die Hand sinken, lächelte aber weiter. »Du bist der Anführer der Rebellen von Chivalri.«
Lex erwiderte Rions Blick. »Das kannst du überall gehört haben.«
»Du beschützt Kinder im Keller von Winnhaven.«
Der Anführer der Rebellen kniff die Augen zusammen. »Also hat einer meiner Männer geredet.«
»Du träumst von einer Frau namens Pendra. Sie führt eine andere Rebellengruppe an, und du bewunderst sie …«
»Es reicht«, fuhr Lex ihn an.
Rion lächelte nicht mehr. »Ich glaube nicht, dass du irgendjemandem von ihr erzählt hast, oder?«
Darauf schwieg Lex – und erste Zweifel zeigten sich in seinem Blick.
»Darian«, rief Rion einem anderen Mann mit kurz rasierten blonden Haaren und dem Körper eines Ringermeisters zu. »Deine Geliebte ist schwanger. Also solltest du sie bald heiraten.«
Darians kantiger Kiefer klappte herunter. »Sie hat es mir erst heute Morgen gesagt.«
»Es ist ein Junge, und er wird zu einem Mann heranwachsen, auf den du stolz sein kannst.« Rion sah einen weiteren Mann an, den weitaus größten und kräftigsten der Gruppe. »Mendel, deine Mutter …«
»Ist tot.«
»Als die Unari ihr Haus niedergebrannt haben, ist sie geflohen. Du wirst sie bald wiedersehen … aber es könnte auch noch einige Zeit dauern, bis ihr wieder vereint seid. Diese Vision stammt aus deiner Zukunft.«
Mendel keuchte auf. »Ich habe die Unari-Brandstifter im Hinterhof vergraben und es aus Angst vor Vergeltung niemandem erzählt. Aber ich wusste nicht, dass meine Mutter … noch am Leben ist.« Tränen des Glücks schossen ihm in die Augen.
Lex senkte die Waffe, fiel auf ein Knie und neigte den Kopf. »Herr, nur direkte Abkömmlinge der königlichen Linie besitzen solche Fähigkeiten.«
Seine Männer knieten ebenfalls nieder und neigten die Köpfe.
Rion packte Lex´ Unterarm. »Steh auf. Ihr anderen ebenso. Meine Visionen sind kurze Blicke aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Je mehr ich aber davon mitteile, desto weniger Kontrolle haben wir über die Ereignisse. Manchmal tut etwas Veränderung gut, manchmal auch nicht. Diesmal ist das Ziel klar. Ich möchte mich zu euch gesellen, damit wir die Unari von Ehro vertreiben können.«
»Ja, Herr.«
Rion erwähnte seine Gabe nur selten. Dies war die längste Erklärung, die er in Marisas Gegenwart jemals dazu abgegeben hatte. Die Hingabe an sein Volk war offensichtlich unerschütterlich.
»Bis alle frei sind«, fuhr Rion mit königlichem Gehabe fort, »bitte ich dich und deine Männer um Stillschweigen über mein wahres Dasein.«
»Ihr habt unser Wort, Herr«, stimmte Lex ihm zu.
»Ich bitte euch, dass ihr mich mit Rion ansprecht. Keine Titel und keine besondere Ehrerbietung sollte mir zuteilwerden – außer der eines Rebellenführers.«
»Wir haben verstanden … Rion.«
Rion
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