Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
legte Marisa den Arm um die Schultern. »Diese Dame hier ist von weither gekommen und will uns helfen.«
Marisa nickte den Männern zu und freute sich, dass deren Aufmerksamkeit weiterhin auf Rion gerichtet blieb. In Kriegszeiten waren die Menschen Fremden meist nicht so wohlgesonnen. Wenn sie also nicht in Begleitung Rions hergekommen wäre, hätten diese Männer sie niemals aufgenommen.
»Gibt es vielleicht irgendwo einen Ort, an dem sich die Dame ausruhen kann?«, fragte Rion. Bevor jemand antworten konnte, fuhr er fort: »Es ist gut möglich, dass die Unari nach uns suchen.« Während sie an der Mauer entlangwanderten, wobei Mendel die Vorhut und Darian die Nachhut bildete, erklärte Rion, dass sie vor Kurzem erst mit ihrem Schiff abgestürzt und seitdem auf der Flucht wären.
»Ihr habt also keine Unari am Boden bemerkt?«, fragte Lex.
Rion schüttelte den Kopf. »Ich habe unsere Spur verwischt, indem ich meilenweit durch einen Bach gestapft bin. Ich wollte die Unari nicht anlocken und dadurch Schwierigkeiten heraufbeschwören.«
»Schwierigkeiten können aus jeder Richtung kommen«, murmelte Mendel und presste dann die Lippen zusammen.
»Herr«, sagte Lex zögerlich, »Euer Vetter Erik hat sich uns vor Kurzem angeschlossen.«
»Erik ist hier?« Rion grinste breit. »Ich hatte gehört, dass er von den Unari gefangen gehalten wird.«
»Er konnte entkommen. Normalerweise nehmen wir keine neuen Rekruten auf, aber aufgrund seines Anspruchs auf den Thron von Chivalri haben wir ihm doch erlaubt, bei uns zu bleiben.«
»Der Göttin sei Dank, das ist eine gute Neuigkeit.« Rion trat vor, offensichtlich freute er sich sehr darauf, seinem Vetter zu begegnen. »An dem Tag, da ich von Ehro fliehen konnte, wurde Erik an meiner Stelle gefangen genommen. Ich stehe tief in seiner Schuld.«
Die Männer schlichen durch den Wald und wählten ihre Schritte mit Bedacht, sodass sie keine Spuren hinterließen und kein Zweig unter ihnen knackte. Da ihre Bewegungen geschickt und geübt waren, kamen sie trotzdem schnell voran.
Marisa war entschlossen mitzuhalten. Sie achtete nicht auf das Klopfen in ihrem Kopf. Sie wollte auch nicht, dass diese Männer oder Erik sie als schwach betrachteten. Oder gar als hilflos.
Lex ging rechts von Rion. Dabei sah er den Prinzen an und hob eine Braue. Offenbar hatte er noch viele Fragen, wusste jedoch nicht, ob er sie stellen durfte. Die Männer behandelten Rion mit Ehrerbietung und Respekt, fühlten sich in seiner Nähe aber offenbar nicht recht wohl.
»Herr, warum seid Ihr erst jetzt zu uns gekommen?«, fragte Lex endlich.
Rion klopfte Lex auf die Schulter. Er war in guter Stimmung, seit er die Neuigkeiten über seinen Vetter gehört hatte. »Von jetzt an werden wir zusammenarbeiten. Es besteht kein Grund für Förmlichkeiten.«
Lex´ Männer senkten die Blicke, als hätten sie begriffen, dass die Frage eine Spur von Respektlosigkeit beinhaltet hatte. Aber sie schienen weiter neugierig zu sein.
Rion seufzte. »An dem Tag, als die Unari unsere Hauptstadt überrannten, haben meine Tante und mein Onkel ihr Leben geopfert, damit Erik und ich entkommen konnten. Wir sind durch die Stadt zum Museum geflohen. Ich dachte, wenn ich das Raumschiff fliegen kann …«
»Dieses alte Überbleibsel aus einer anderen Zeit? Lex stieß einen Pfiff aus. »Es ist ein Wunder, dass Ihr Euch damit nicht umgebracht habt.«
»Dank Erik ist mir die Flucht gelungen. Ich habe es bis nach Tor geschafft, wo ich ein paar hastige Reparaturarbeiten durchführen konnte, doch dann musste ich auch von dort fliehen, bevor mich die Vollstrecker gefangen nehmen und einkerkern konnten. Später bin ich auf einer Welt namens Pendragon abgestürzt. Seitdem habe ich alles versucht, um zurückzukommen.«
»Ich wette, Ihr könnt ein paar spannende Geschichten erzählen«, grinste Darian und zog einen Zweig beiseite, damit dieser Marisa nicht ins Gesicht peitsche.
Sie huschte an dem Zweig vorbei. »Danke.«
»Es ist erstaunlich, dass es euch allen gelungen ist, in Freiheit zu bleiben«, sagte Rion und gab das Kompliment auf diese Weise zurück.
Mendel schüttelte den Kopf. »Keiner von uns ist frei. Nicht solange wir uns immer wieder in Drachen verwandeln müssen, um zu essen … und die Schmerzen …«
»Außerdem geht uns allmählich das Platin aus«, sagte Lex.
Rions Augen weiteten sich vor Überraschung. »Baut ihr in den Bergen etwa kein Platin mehr ab?«
»Ich habe Männer ins Gebirge geschickt«, sagte Lex.
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