Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
ich alle seine Augen zerstört habe, hat er Befehle von mir entgegengenommen.«
»Wie hast du das denn geschafft, die Augen zu zerstören?«
»Mit den Füßen. Immer wenn er mich wieder mit einem neuen Auge angesehen hat, habe ich dagegengetreten.« Ihr Grinsen wurde breiter. »Offenbar habe ich damit seinen Kommunikator außer Funktion gesetzt. Wie dem auch sei, der Schweber hat meinem Befehl, mich zu dir zu bringen, jedenfalls gehorcht.«
»Warum hast du ihn nicht gleich gebeten, dich in die Freiheit zu fliegen?«
»Ich konnte dich doch nicht hier zurücklassen.« Ihr war gar kein anderer Gedanke gekommen, als nach ihm zu suchen.
»Kann er uns denn auch von hier wegbringen?«, fragte Rion.
»Ich weiß es nicht.« Mehr als zwei Menschen konnte die Maschine allerdings nicht tragen, und so fühlte sie sich zu der Frage gezwungen: »Wo sind Lex und seine Männer?«
»Ich habe sie nicht gesehen. Ich weiß nicht, wie du mich gefunden hast.« Er sah sie voller Erstaunen und Stolz an.
»Das hat eben diese Blechdose für mich erledigt. Vielleicht kann sie auch die anderen aufspüren, aber wir werden niemanden sonst mehr mitnehmen können.« Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn noch enger an sich. »Mach die Luke zu.«
Die Luke schloss sich. Rion drängte sich gegen sie, jeder Muskel in ihm war angespannt. Zwar gefiel es ihr, wie gut er sich dadurch anfühlte, aber sie murmelte: »Entspann dich. Wir werden nämlich nichts mehr sehen, bis sich die Luke wieder öffnet.«
»Was jetzt?«
»Ich befehle dir, uns von der Grube weg und zum Tunnel zu bringen.«
Nichts geschah.
»Führe meinen Befehl aus«, versuchte sie es erneut.
Wieder geschah nichts. »Warum gehorchst du mir nicht?«
Es war heiß und stickig hier drinnen, die Luft wurde mit jedem Atemzug schlechter. Sie lehnte sich gegen Rion. »Das tut mir leid. Beim letzten Mal haben meine Befehle so gut funktioniert.«
»Versuch, sie anders auszudrücken.«
»Ich befehle dir, uns von hier fortzubringen. Jetzt sofort, bitte.« Doch wieder geschah nichts. »Vielleicht sind seine Schaltkreise durchgeschmort.«
»Oder es ist eine Falle.«
»Tut mir leid«, flüsterte Marisa. »Ich hatte nicht erwartet, dass wir hier drinnen ersticken werden. Ich dachte, wir könnten fliehen.«
»Das ist nicht deine Schuld.«
Doch, das war es. Rion hätte den Schweber niemals bestiegen, wenn sie ihn nicht ins Innere gelockt hätte. Er befände sich nicht hier, wenn sie ihn nicht darum gebeten hätte.
Nun würden sie sterben. Und es war ausschließlich ihre Schuld.
24
Gewalt ist das letzte Mittel der Unfähigen. Hohepriesterin von Avalon
»Verdammt. Verdammt. Verdammt.« Bei jedem Fluch trat Marisa gegen die Wand der Maschine oder schlug mit der Faust auf sie ein. »Tu etwas.«
Rion wusste nicht, ob sie auf ihn oder auf den Schweber einschrie. »Willst du, dass ich ihn auch trete?« Bevor sie eine Antwort geben konnte, hämmerte er schon mit der Faust auf den Schweber ein.
Die Blechdose summte zur Antwort. Er hielt den Atem an. »Ich glaube, wir bewegen uns.«
»Also los.« Es klang, als würde Marisa bei diesen Worten lächeln. »Bring uns zum Tunnel. Und halte auf dem Weg dorthin nicht an.«
»Halte nicht an halte nicht an halte nicht an halte nicht an.«
»Ich hoffe, sein Navigationssystem funktioniert besser als sein Sprachmodulator.« Rion ermahnte sich selbst, keine zu großen Hoffnungen zu hegen. Vielleicht würde ihnen schon die Luft ausgegangen sein, bevor der Schweber landete. Oder die Reise endete im Hauptquartier der Unari.
Rion wartete, hatte die Arme um Marisa gelegt und wünschte, die Luke befände sich nicht in seinem Rücken. Er konnte sie nicht beschützen, während er in der falschen Richtung saß. Aber er konnte sich unmöglich umdrehen. Nicht, bis die Luke geöffnet wurde. Falls sie sich überhaupt wieder öffnete. Vielleicht hielt der Schweber sie in seinem Inneren gefangen … für immer.
Schließlich spürte er, wie der Schweber abstieg. Dann hielt er an. Aber die Luke ließ sich nicht aufmachen.
»Öffne die Luke«, befahl Marisa.
Nun glitt die Luke tatsächlich zur Seite. Er drehte sich um, blinzelte ins Sonnenlicht, hob die Hände und war bereit, gegen jeden zu kämpfen, der dort draußen stehen mochte. Aber sie waren ganz allein. Und zwar vor dem Tunnel. Er verließ den Schweber.
»Es hat funktioniert.« Marisa stieg ebenfalls aus, atmete tief durch und versuchte Rion in Richtung des Tunneleingangs zu ziehen.
Aber er konnte jetzt
Weitere Kostenlose Bücher