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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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aber wenn du kein Wort von dem glaubst, was ich dir erzähle, bringst du mir nicht nur keinen Respekt entgegen, sondern bist darüber hinaus nicht imstande, dich oder mich zu beschützen. Wenn du ihn in Versuchung führst, Charles, tötet er dich. Es ist ganz einfach, wirklich.»
    «Nicole, selbstverständlich hast du meinen Respekt.»
    «Aber du glaubst kein Wort von dem, was ich dir über die
hosszú életek
erzählt habe.»
    «Ich bin bereit zu akzeptieren, dass Erna Novák und Eric Dubois höchst eigenartige Dinge zugestoßen sind. Und ich bin auch bereit, den Rest der Tagebücher unvoreingenommen zu lesen.» Seine Worte widerstrebten ihm, doch er wusste, dass diese Lüge der einzige Weg war, sie zu halten.
    Nicole blinzelte, und in ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen. «Ehrlich?»
    «Großes Pfadfinderehrenwort. Ich möchte die restlichen von dir übersetzten Passagen gerne lesen.»
    «Natürlich.»
    «Und ich würde gerne meine eigenen Nachforschungen vorantreiben.»
    «Wirst du diskret sein?»
    «Selbstverständlich. Und wenn wir etwas finden, das diese Ereignisse erklärt, möchte ich, dass du dafür offen bist und es zumindest in Erwägung ziehst.»
    «Charles, mir wäre nichts auf der Welt lieber als eine einfache Erklärung für all die Ereignisse, glaube mir. Allerdings bezweifle ich, dass du eine findest.»
    Er zuckte die Schultern. «Dann sind wir uns also einig?»
    «Inwiefern?»
    «Ich bleibe offen und unvoreingenommen. Das Gleiche gilt für dich. Wir stellen beide unsere eigenen Nachforschungen an, und wir werden vorsichtig sein mit dem, was wir ans Licht bringen. In der Zwischenzeit – angesichts der Tatsache, dass ich allem Anschein nach meine Existenz riskiere in meinen fortgesetzten Bemühungen, dir zu helfen – sehen wir zu, dass wir uns vergnügen, wann und wo auch immer sich die Gelegenheit bietet.»
    Er hielt inne, erschrocken über seine eigenen Worte. Nicole errötete.
    «Ist es weit bis zu deinem Hotel?», fragte sie und sah ihn mit erhobener Augenbraue an.
    «Zu weit zum Laufen, denke ich.»
    Sie legte ihre Hand auf seine. «Dann lass uns ein Taxi rufen.»
     
    Nachdem sie sich zum allerersten Mal geliebt hatten in jener Nacht, lagen sie nebeneinander auf dem großen Bett und lauschten dem beständigen Geräusch des Pariser Verkehrs auf den Straßen weit unten. Der Mond warf sein kaltes silbernes Licht auf das Glas der Scheibe und malte schwarze Schatten an die Wand.
    Sie verbrachten den nächsten Tag völlig ineinander versunken und verließen kaum das Hotelzimmer, außer für einen Spaziergang entlang der Seine, als die Sonne bereits wieder rote Streifen über den Himmel zeichnete.
    Charles blieb noch vier Tage in Paris, bevor er nach England zurückkehrte. Kurze Zeit später gelang es ihm, auch für Nicole eine Passage zu arrangieren. Diesmal blieb sie einen Monat.
    Im Frühling 1980 machte er ihr seinen Antrag. Nicole weinte heiße Tränen und lehnte ab mit der Begründung, dass sie keine Verantwortung für ihn übernehmen könne. Sie sagte, dass sie ihn liebe und dass sie sich aus diesem Grund nicht länger treffen dürften.
    Charles reagierte wütend. Sein Ärger war nur eine Maske für seinen Schmerz. Mehr als zwanzig Jahre waren vergangen, argumentierte er, dass Eric Dubois etwas zugestoßen war. Etwas, das Jakab Balázs zugeschrieben werden konnte oder auch nicht. Die Tatsache, dass sie mit Charles verheiratet wäre und einen neuen Familiennamen tragen würde, würde die Wahrscheinlichkeit doch eher noch verringern, dass Jakab sie jemals fand. Nicole war nicht zu überzeugen, und er kehrte tieftraurig nach England zurück.
    Drei Monate später kam sie ihm nach. Im Frühjahr 1981 , als er sie ein zweites Mal fragte, ob sie ihn heiraten wolle, nahm sie an. Doch sie stellte Bedingungen. Die Zeremonie sollte diskret sein, ohne offizielle Ankündigung. Charles würde weiter am Balliol College unterrichten und seine Nachforschungen fortführen, doch er würde kein öffentliches Aufgebot bestellen und weder in der Öffentlichkeit noch sonst wo über seine Frau sprechen, außer gegenüber seinen engsten Freunden.
    Nicole zog in sein Cottage und brachte eine nie gekannte Wärme und Vitalität in Charles’ Heim. Sie verwandelte das kleine Esszimmer in ein Studio und brachte sich selbst das Malen bei. Sie suchte neue Möbel aus oder arbeitete die alten auf. Kurz vor Weihnachten 1982 gebar sie eine Tochter, die sie Hannah tauften. Charles nahm um die Hüften herum zu, glücklich mit

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