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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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hatte, Nate zu töten. «Er hat gesagt, du hättest zuerst geschossen», sagte sie.
    «Natürlich sagt er das.»
    «Er sagt, er hätte sich nur selbst geschützt.»
    Nate grummelte. Seine Verachtung war nicht zu übersehen.
    Hannah glitt vom Lehnstuhl und kniete sich vor die Couch. Sie beugte sich vor, küsste ihn und schloss die Augen, als er einen Arm hob und sie hielt.
    Sie legte die Stirn an Nates Schulter. «Hat er etwas gesagt?», wollte sie wissen.
    «Nichts. Kein Wort, während der gesamten Begegnung nicht. Weißt du, ich habe ununterbrochen darüber nachgedacht. Jakab hätte mich an Ort und Stelle töten können. Er hätte jede Möglichkeit dazu gehabt. Ich glaube, als er sah, dass er enttarnt war und wir im Begriff waren zu fliehen, verlor er die Kontrolle und schlug blind um sich. Ich müsste eigentlich tot sein.»
    «Sag das nicht.»
    «Ich bin nicht morbide. Ich denke nur, ich hatte verdammtes Glück.»
    «Ich bin diejenige, die Glück hatte.»
    «Charles hat mich eingestellt, um dich zu beschützen.»
    «Du hast mich geheiratet, oder?»
    Nate lachte auf. «Nicht gerade das, was er geplant hatte.»
    «Das sind keine normalen Umstände.»
    «Ich wurde dazu ausgebildet, ungewöhnliche Situationen zu meistern.»
    «Nicht Situationen wie diese.»
    «Nein, nicht Situationen wie diese.» Nate rieb ihr über den Rücken, und dann hob er ihr Kinn, sodass er sie ansehen konnte. «Hannah, wir müssen diese elende Geschichte beenden.»
    «Ich weiß», flüsterte sie.
    «Er ist wie ein verwundetes Tier, wahnsinnig vor Schmerz, und er beißt nach jedem, der ihm zu nahe kommt.»
    «Schlimmer als das, Nate. Kein Tier ist so verschlagen und heimtückisch wie er. Seine Motive sind viel abgründiger.»
    «Wir dürfen nicht zulassen, dass Leah auch noch unter ihm leidet. Es muss mit uns enden. Wir müssen tun, was immer dazu nötig ist.» Er zögerte. «Ich liebe dich. Ich liebe euch beide. Ich hoffe, du weißt, wie sehr. Und wenn es mein Leben kostet, diese Geschichte zu beenden, dann werde ich den Preis bezahlen.»
    Sie nickte, und ihre Kehle zog sich zusammen. «Ich habe das Gleiche gedacht.»
    Es war zu schmerzhaft, ihm in die Augen zu blicken und seine Hingabe zu sehen. Sie wandte den Kopf zur Seite und erhob sich, den Tränen nah. Sie wollte nicht, dass er sah, wie nah ihr seine Worte gingen.
    Im Esszimmer schrie Leah plötzlich auf.
    Hannah wirbelte herum. Ihr erster Gedanke galt der Schrotflinte. In der Vorratskammer, oben auf dem Regal.
    Geladen.
    Vier Patronen steckten in den Taschen ihrer Jeans.
    Bevor sie sich von Nates Couch entfernen konnte, schrie Leah erneut und kam in die Küche gerannt. Erst jetzt dämmerte Hannah, dass ihre Tochter vor Entzücken kreischte.
    «Pferde, Mami! Pferde!»
    Hannah ging zu ihrer Tochter und kniete vor ihr hin. «Leah, beruhige dich, okay? Pferde? Was hast du gesehen?»
    «Draußen vor dem Fenster! Drei Pferde!»
    «Okay, Frechdachs. Beruhige dich für einen Moment, ja?»
    Das Knistern und Knacken der Scheite im Kamin war das einzige Geräusch. Dann wurde es von etwas anderem übertönt, lauter und lauter: dem Klappern von Hufen auf Kies. Ein gewaltiger Fuchs passierte die Küchenfenster. Auf ihm saß in Jeans, Stiefeln und einer schmuddeligen Jacke – Gabriel. Er hatte einen zerbeulten Stetson auf dem Kopf.
    «Es ist der Angler!», rief Leah aufgeregt.
    Gabriels Gesichtsausdruck war gelassen und entspannt. Er hatte den Mund zu einem leichten Grinsen verzogen, als amüsierte er sich insgeheim über einen Witz. Hinter dem Fuchs trottete eine ehrwürdige braune Stute mit rötlicher Mähne, geführt an einer Leine. Die Stute wiederum führte ihrerseits einen kleineren grauen Hengst, einen einjährigen Rüpel, der sich mit hocherhobenem Kopf gegen seine Leine stemmte.
    «Rühr dich nicht von der Stelle!», zischte Hannah mit einem wütenden Blick zu ihrer Tochter. Sie riss die Tür zur Speisekammer auf und nahm die geladene Flinte vom Regal.
    Sie streckte den Kopf um die Tür und überzeugte sich, dass Gabriel nicht in die Küche sehen konnte, dann huschte sie zu Nates Couch und legte die Waffe neben ihn. Sie schob eine Hand in die Tasche und berührte die kalten Messingverschlüsse von zwei weiteren Patronen.
    Was hatte Gabriel hier zu suchen? Warum die Pferde? Ihr Kopf brummte, als sie versuchte, die potenzielle Bedrohung abzuschätzen und sich zu überlegen, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie sah zu Nate. Die Rückenlehne des Sofas schirmte ihn vom Fenster ab. «Was

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