Der Bann (German Edition)
Übersetzung.
Der, der früh aufsteht, findet Gold
Die ungarische Variante eines bekannten Sprichworts:
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Zum ersten Mal an diesem Morgen musste Charles lächeln, und dann kam ihm eine Idee. Er suchte Pendlehurst. «Sie muss sich mit der Universität in Verbindung gesetzt haben wegen einer Genehmigung, die Bibliothek zu benutzen.»
«Selbstverständlich.»
«Also müssten Sie Unterlagen darüber haben.»
«Ich glaube schon. Professor, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?»
«Es ist unbedingt erforderlich, dass ich mit ihr in Kontakt trete, bevor sie Oxford verlässt. Können Sie bitte ihre Unterlagen für mich heraussuchen?»
Der Bibliothekar bedachte Charles mit einem eigenartigen Blick und bedeutete ihm, zu ihm hinter den Schalter zu kommen. Er öffnete einen Karteikasten und blätterte die Karten durch. «Ah, hier haben wir sie. Dr. Amélie Préfontaine.»
Charles schüttelte den Kopf. «Nein. Sie heißt Nicole.»
«Die große junge Frau? Mit dem französischen Akzent?»
«Ja.»
«Mit der großen Stofftasche?»
«Ja, das ist sie.»
«Hier steht, sie heißt Dr. Préfontaine.»
Charles merkte, dass er die Stirn in Falten gelegt hatte und dass Pendlehurst allmählich alarmiert dreinsah.
«Wenn an der Geschichte etwas nicht stimmt, Professor, dann sollten Sie mir das sagen. Sie hat einige sehr wertvolle Manuskripte in den Fingern gehabt, während sie hier war.»
«Nein, nein, alles ist bestens», sagte Charles hastig. «Ich muss sie falsch verstanden haben. Ich danke Ihnen, Pendlehurst.»
Auf der Karteikarte war eine Adresse in Oxford vermerkt, zusammen mit einer örtlichen Telefonnummer. Charles überquerte die Straße und betrat eine Telefonzelle. Im Innern war es brütend heiß. Er lockerte seine Krawatte. Nachdem er den Hörer abgenommen hatte, steckte er eine Münze in den Schlitz und wählte die Nummer. Es läutete fünfzehn Mal, bevor jemand abnahm. In der Leitung war statisches Rauschen zu hören.
«Oui?»
Eine weibliche Stimme, doch nicht die von Nicole alias Amélie. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang sehr viel älter.
«Hallo?» Er lauschte dem elektrischen Knistern und Knacksen und dem Atem der Frau am anderen Ende.
«Wer ist denn dort bitte?», erkundigte sich die akzentbeladene Stimme schließlich.
«Mein Name ist Charles Meredith. Professor Charles Meredith. Ich unterrichte am Balliol College. Ich würde gerne mit Dr. Amélie Préfontaine sprechen.»
Eine Pause. Dann: «
Je suis desolée
. Hier gibt es keine Amélie.»
«Warten Sie. Was ist mit … Nicole Dubois?»
Diesmal hörte er ein scharfes Einatmen, gefolgt von schnellem Französisch im Hintergrund, zu leise, um etwas zu verstehen. Die Frau am anderen Ende der Leitung hatte die Sprechmuschel abgedeckt. Die gedämpften Geräusche einer Unterhaltung dauerten an. Charles hörte in beiden Stimmen Alarm, doch die Worte blieben unverständlich. Dann war die Leitung plötzlich wieder klar.
«Jakab!»
Sie spuckte ihm den Namen förmlich entgegen.
«Nein, hier ist Charles –»
«Démon! Allez au diable!»
Die Verbindung brach ab.
Charles zuckte vom Hörer zurück, geschockt vom Gift in der Stimme der Frau. Er starrte den Hörer mehrere Sekunden lang an, bevor er ihn auf die Gabel zurücklegte. Trotz der Hitze in der Telefonzelle hatte er plötzlich eine Gänsehaut auf den Unterarmen. Er öffnete die Tür und trat hinaus in die frische Luft. Dann, ohne zu verstehen, warum, und ohne zu ahnen, dass seine nächsten Aktionen durch jeden einzelnen Tag der ihm verbleibenden Jahre widerhallen würden, sprintete Charles Meredith zu seinem Wagen.
Phoenix Avenue, die Adresse auf der Karteikarte, war lediglich fünf Autominuten entfernt, quer durch die Stadt. Vielleicht ein paar Minuten länger im samstäglichen Verkehr mit all seinen Touristen. Doch nicht, wenn er aggressiv genug fuhr. Er war erfüllt von der Überzeugung, dass seine Chance, sie jemals wiederzusehen, sich in Luft auflösen würde, wenn er nicht augenblicklich handelte.
Sein Wagen parkte in der Nähe des gleichen Baums wie am Tag zuvor. Diesmal war es ein Triumph Stag. Nach seiner Schande am Vortag hatte er den Jaguar zu Hause gelassen, weil er sich unbehaglich fühlte angesichts des Ausmaßes an Luxus, den er verkörperte. Jetzt hätte er den Jaguar gut brauchen können. Egal. Der Stag war ebenfalls ein starkes Fahrzeug.
Charles glitt hinter das Lenkrad und zog heftig die Tür zu. Er setzte auf die Straße
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