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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Atem der Pferde kondensierte vor ihren Nüstern. Die Gebäude standen in blauem Schatten, und in der Küche brannte ein einsames Licht als Wache gegen die herannahende Nacht.
    Hannah ließ die Stute anhalten und stieg ab. Ihre Oberschenkel schmerzten. Sie dehnte ihre Beine, um die Verkrampfungen in den Muskeln zu lockern. Gabriel beobachtete sie vom Sattel aus. «Wundgeritten?», fragte er.
    Sie nickte. «Danke für den Tag.»
    «Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.» Er drehte sich zu Leah um. «Hat es dir Spaß gemacht, kleine Lady?»
    Leah grinste. Sie sprang vom Pferd und rieb dem jungen Hengst das Maul. «Es war großartig! Valantin ist ein wunderbares Pferd!»
    «Das ist er.»
    «Leah, es ist Zeit, dass du dich von Gabriel verabschiedest», sagte Hannah. «Geh schon ins Haus. Ich komme gleich nach.»
    Nachdem Leah im Haus verschwunden war, drehte sich Hannah zu Gabriel um.
    Gabriel starrte auf die Fenster des Farmhauses. «Ist er drinnen?»
    «Wer?»
    «Der Herr von Llyn Gwyr.»
    «Sie fragen immer wieder nach ihm.»
    «Reine Neugier, mehr nicht. Ich möchte den Mann sehen, der das Glück hat, Hannah Wilde seine Frau zu nennen.» Er lachte. «Sehen, wie ich gegen ihn abschneide.»
    «Nicht gut.»
    Er lachte lauter. «Ah, wie grausam Sie sind, Hannah.»
    «Und Sie flirten ausgesprochen schlecht.»
    Sie löste die Zügel der Stute und des jungen Hengstes und band die beiden Tiere mit einer Leine zusammen. Dann ging sie zu Gabriel, reichte ihm das Ende der Leine und gab ihm die Hand. «Wir reisen bald ab, also werden wir uns wahrscheinlich nicht mehr sehen. Es war nett, Sie kennenzulernen, Gabriel. Ehrlich. Ich hoffe aufrichtig, Sie begegnen diesen Hunden nicht.»
    Gabriel ergriff ihre Hand und schüttelte sie. «Keine Sorge, die
Cŵn Annwn
kriegen mich nicht.» Er zwinkerte ihr zu. «War nett, sich zur Abwechslung mal mit jemandem zu unterhalten, der nur zwei Beine hat. Leben Sie wohl, Hannah Wilde.»
    Er schnalzte mit der Zunge, und die Pferde setzten sich in Bewegung.
    Sie sah ihm hinterher, bis er die Brücke über den Fluss passiert hatte und den Weg zur Hauptstraße hinaufritt.
     
    In der Küche fand sie Nate in einem Lehnstuhl neben dem Kamin. Er aß Corned Beef aus einer Dose. Leah saß zu seinen Füßen, wärmte sich am Feuer und plapperte aufgeregt.
    Nate blickte auf, als Hannah die Küchentür hinter sich schloss und absperrte. «Wie war es?», fragte er.
    «Eigenartig», antwortete sie. «Und am eigenartigsten war, dass wir an Sebastiens Haus vorbeigekommen sind. Unser Einsiedlerfreund hatte Besuch.»
    «Was? Von wem?»
    «Zwei Männer. Ich habe sie noch nie gesehen. Sie fuhren einen großen Audi Q 7 .» Hannah zog das Rollo über der Glasscheibe in der Tür herunter, dann zog sie die Vorhänge zu. «Und hier? Irgendwas los gewesen?»
    «Absolut nichts.»
    «Diese ganze Sache gefällt mir nicht, Nate. Irgendwas geht da vor. Ich glaube nicht, dass wir hierbleiben sollten, um herauszufinden, was es ist.»
    «Was hat Gabriel erzählt?»
    «Er hat eine Menge Fragen über dich gestellt.»
    «Tatsächlich?» Nate runzelte die Stirn. «Glaubst du …?»
    «Ich weiß es nicht.» Sie blies die Luft durch die Wangen und versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen. «Im Moment bin ich total erschrocken. Ich denke, wir sollten verschwinden.»
    «Okay. Wollen wir warten, bis es hell wird?»
    «Nein, lieber nicht. Ich würde eigentlich gerne sofort los. Andererseits ist es sinnvoll. Wir müssen noch packen.»
    «Wir können das Haus für die eine Nacht sichern. Bei Sonnenaufgang verschwinden wir.»
    Sie nickte. «Wir schlafen alle im selben Zimmer.»
    «Einverstanden.»
    «Mami?»
    Sie drehte sich zu ihrer Tochter um und sah mit Bestürzung, dass Leah ganz blass geworden war. Hannah beugte sich zu dem kleinen Mädchen hinunter, das zu ihren Füßen kauerte. «Komm her, Frechdachs.» Sie schloss Leah in die Arme.
    Leah klammerte sich an sie. «Es wird alles wieder gut, ja? Wir werden nicht sterben, oder?»
    Nate streckte die Hand aus und streichelte seiner Tochter über den Kopf. «Ganz bestimmt nicht. Genau deswegen sind Mami und ich hier. Damit du sicher bist. Damit wir alle sicher sind.»
    «Er hat dich getroffen. Der Böse Mann. Er hat dich verletzt.»
    «Aber mir geht es schon wieder besser. Morgen früh sind wir hier raus. Warte nur, bis du das Haus siehst, das Mami für uns ausgesucht hat. Dort bist du in Sicherheit. Der Böse Mann findet uns dort nicht. Versprochen.»
     
    Hannah bereitete einen Eintopf

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