Der Bann (German Edition)
du die Patronen in einer hübschen langen Reihe auslegst, sodass ich sie einfach packen kann, wenn ich sie brauche, okay?»
Leah nickte. Sie legte die erste Schachtel auf einen Stuhl. Dann öffnete sie die zweite und machte sich daran, die Patronen ordentlich aufzureihen, mit dem Messingverschluss nach oben.
Hannah ging zurück auf ihre Position neben dem Fenster. Draußen flog die Tür des Defenders auf. Sie sah einen verschwommenen Schatten bei der Tür. Moses sprang hinunter auf den Kies. Er senkte den Kopf, schnüffelte, drehte sich langsam im Kreis. Dann sah er zu Llyn Gwyr und kehrte zum Auto zurück. Mit der Nase dicht am Boden bewegte er sich daraufhin in Richtung Farmhaus, als verfolge er eine Spur. «Es ist sein Hund», sagte Hannah.
«Moses?»
Hannah nickte. Der Hund rannte am Fenster vorbei, hob den Kopf und begegnete Hannahs Blick. Dann war er verschwunden.
«Rede mit mir, Hannah.»
Sie sah nach unten. Nates Hemd glänzte nass von frischem Blut. Der Anblick erweckte in ihr den Wunsch zu schreien oder zu würgen oder beides.
Er muss in ein Krankenhaus! Er ist nicht stark genug, um das hier durchzustehen!
«Nichts passiert», antwortete sie. «Keine Bewegung draußen.»
Ein Knall irgendwo im Haus. Ein metallenes Objekt, das scheppernd zu Boden fiel. Leah stöhnte leise vor Angst. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund.
Ein Schlittern und Rutschen im Flur. Ein dumpfer Aufprall an der Esszimmertür. Ein leises
Wuff
!
Hannah entsicherte die Flinte. Dann nahm sie die linke Hand von der Waffe und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Moses steckte die Nase ins Zimmer, anschließend kam er vollends herein. Sie schloss hinter ihm die Tür.
Der Hund senkte den Kopf und schnüffelte an ihren Füßen, ihren Beinen, ihrem Schritt. Er bewegte die Nase über ihre freie Hand und leckte sie. Dann wandte er sich ab, ging zu Leah, um dort zu schnüffeln, zu erforschen, zu erkunden. Er bewegte die Nase über ihren gesamten Leib, leckte ihre Finger und trottete schließlich zu Nate.
Als er das Blut bemerkte, blieb er stocksteif stehen.
«Ist schon gut, alter Junge», sagte Nate und streckte dem Hund die Hand hin.
Der Hund drehte den Kopf zur Seite, erst zu Hannah und dann zu Leah. Winselte leise.
«Mach weiter, Moses», sagte Hannah. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, wie ihr Kopf schwirrte. Sie legte die freie Hand wieder an den Vorderschaft der Flinte. Die Waffe war bereits entsichert. Ihre Tochter stand weit genug von dem Sessel entfernt, in dem Nate halb saß, halb lag.
Der Hund machte einen Schritt vor, senkte den Kopf und beschnüffelte Nates Schuhe. Er blickte auf und winselte ein zweites Mal. Er kam noch näher, beschnüffelte Nates Beine, seinen Schritt. Nate wackelte mit den Fingern, und der Hund beschnüffelte sie. Dann leckte er sie.
Hannah sank gegen den Türrahmen. Ihr Atem brach sich in einer mächtigen Woge Bahn.
Nate sah den Hund mit erhobener Augenbraue an. «Danke, Kumpel. Beinahe wäre ich wegen dir erschossen worden.»
Moses tappte zum Fenster und sprang mit den Vorderpfoten auf den Sims. Er bellte zweimal.
Draußen kletterte Sebastien aus dem Defender. Er legte die Hände an den Mund und rief Hannahs Namen.
Sie trat neben den Hund ans Fenster und schob es hoch. «Sebastien?»
«Ich habe Schüsse gehört. Ist jemand verletzt?»
Hannah sah zu Nate hinunter, auf die glänzende rote Lache in seinem Schoß. «Niemand wurde erschossen.»
«Er war hier?»
Hannah nickte wortlos.
«Ich komme jetzt rein.»
«Vordertür.» Sie trat vom Fenster zurück und reichte Nate die Flinte.
«Mami, was machst du?»
«Es ist Sebastien, Kleines. Ich mache ihm die Tür auf.»
«Aber wenn es nicht Sebastien ist? Wenn es der Böse Mann ist?»
«Ich glaube nicht, dass es der Böse Mann ist. Moses würde nicht mit ihm in einem Auto fahren, meinst du nicht?»
«Und wenn er Moses gezwungen hat, mit ihm zu fahren?»
«Okay, Leah, wir machen es folgendermaßen. Ich möchte, dass du Moses sehr aufmerksam beobachtest, wenn ich Sebastien hereinbringe. Wenn er sich merkwürdig verhält – feindselig –, dann nickst du Daddy zu. Er weiß, was er dann zu tun hat. Okay?»
«Bitte sei vorsichtig, Mami.»
Hannah ging zur Haustür und sah durch die Scheibe den verzerrten Umriss von Sebastiens Kopf. Sie zögerte mit der Hand auf dem Riegel, doch dann öffnete sie ihm.
Sebastien starrte sie an. Seine smaragdgrünen Augen waren undurchdringlich. «Der Lieblingswein deines Vaters.»
«Château
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