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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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den Schachspielern und bewegte sich durch das Wasser zu einer stillen Ecke. Vass hockte sich am Beckenrand hin.
    «Du hast ihn gesehen?», fragte der
Signeur
. Er hielt ein Glas in der rechten Hand. Es enthielt eine Spirituose und einen einzelnen Eiswürfel.
    Vass nickte.
    «Nun, dann heraus damit.»
    Vass grinste. «Er hat Angst.»
    «Das ist nichts Neues. Lorant war immer einer von der ängstlichen Sorte. Was führt er im Schilde? Warum hat er Meyer nach London geschickt?»
    «Das wollte er mir nicht sagen.»
    Károly verzog das Gesicht zu einer finsteren Miene. «Das ist unerhört! Hast du mit Földessy gesprochen?»
    «Noch nicht.»
    «Ich hatte dir genaue Instruktionen gegeben.»
    «Ich wollte, dass Sie zuerst das hier sehen.» Vass öffnete die Verschlüsse einer ledernen Mappe und nahm eine Klarsichthülle hervor. Sie enthielt einen Ausschnitt aus einer englischen Zeitung. «Ich bin zufällig darauf gestoßen. Die Meldung ist zwei Tage alt.»
    Károly nahm die Hülle und starrte blinzelnd auf den Ausschnitt. Er schwieg für eine Minute, dann streckte er Vass die Hülle wieder hin. «Mutmaßlicher Mord. Personen werden vermisst. Und?»
    «Der Name der vermissten Person lautet Anthony Pearson. Ist das nicht eine der Identitäten, die Lorant für Charles Meredith arrangiert hatte? Nach dem Tod seiner Frau?»
    Károly beugte sich vor.
«Te jó ég!»
, sagte er mit glänzenden Augen. «Balázs Jakab! Er hat sie gefunden.»
    Vass ging den Rollstuhl des
Signeurs
holen und half dem alten Mann aus dem Wasser. Im Licht der Lampen schimmerte sein dampfender Rumpf halb transparent wie Milch. Vass legte ihm einen Bademantel über die Schultern und half ihm in den Rollstuhl.
    Leukämie war in vielen Fällen keine tödliche Krankheit mehr. Doch nachdem der Krebs das zentrale Nervensystem erfasst hatte, wie es bei Károly der Fall war, standen die Chancen schlecht. Die mittlere Lebensspanne nach der Diagnose betrug einhundertundacht Tage.
    Die Finger des
Signeurs
zuckten. Er drehte sich zu Vass um. «Wir müssen eingreifen! Du wirst augenblicklich Flüge buchen.»
    «Wir müssen zuerst herausfinden, wohin Meyer gegangen ist. Wir haben nicht einmal mehr einen Kontaktmann in England.»
    «Widersprich mir nicht!», fauchte Károly. «Erinnere dich an unsere Abmachung.»
    Vass musste sich zusammennehmen, um nicht zu grinsen. «Jawohl,
Signeur
. Darf ich eine Frage stellen?
Haben
wir einen Kontaktmann?»
    «Wir hatten einen. Doch das ist lange her.»
    «Wen?»
    «Sein Name ist Sebastien Lang.»
    «Klingt irgendwie bekannt.»
    «Das sollte er auch, Benjámin. Lang war vor mir
Signeur

    «Und Sie wissen, wo er sich aufhält?»
    «Ich habe eine Vermutung.»
    «Können wir ihm trauen?»
    Károly grinste, und seine Zähne leuchteten im Licht der Laternen. «Mach dir darüber keine Gedanken.»

Kapitel 19
    Snowdonia
    Heute
    H annah stürzte durch die Hintertür des Farmhauses und rannte durch die Küche in den Flur. Unterwegs schaltete sie überall das Licht ein. Leah schrie. Nate rief ihren Namen.
    Im Obergeschoss. Beide.
    Hannah sprintete durch den Flur, packte das Geländer und schwang sich herum. Nate stand am oberen Treppenabsatz. In einer Hand hielt er einen schmiedeeisernen Schürhaken. Mit dem anderen Arm hielt er ihre Tochter.
    Als Leah ihre Mutter sah, verwandelten sich ihre Schreie in Schluchzer. «Mami!» Sie versuchte sich von Nate zu lösen, doch er hielt sie entschlossen fest, während er Hannah misstrauisch von oben herunter anstarrte.
    «Das Essen, das du in jener Nacht in den Cairngorms für uns gekocht hast», sagte er. «Was war es?»
    «Hühnchen in Mole-Soße. Nie wieder.»
    Er nickte. «Mein erstes Auto?»
    «Ein VW  Scirocco. Weiß, mit einer undichten Beifahrertür.»
    Nate ließ Leah gehen. Das kleine Mädchen raste die Treppe hinunter und sprang seine Mutter beinahe an. Hannah hielt sie mit einem Arm, nicht willens, die Flinte beiseitezulegen, und nervös, weil sie noch nicht zum Nachladen gekommen war.
    «Alles ist gut, Frechdachs, alles ist gut», murmelte sie ihrer Tochter ins Haar.
    «Er war da, ja, Mami? Der Böse Mann war da?»
    «Ja, er war da. Aber jetzt ist er wieder weg. Mami hat ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt. Du bist sicher. Ich bin hier. Dein Dad ist hier.»
    «Was ist passiert?», wollte Nate wissen.
    «Er ist durch die Hintertür eingebrochen. In der Gestalt von Sebastien.»
    «Dein Kopf –»
    «Eine Platzwunde. Halb so wild.»
    «Sieht schlimm aus.»
    «Mir fehlt nichts.

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