Der Barbar aus den Highlands
Cecily auch davon abgehalten, zu viele Fragen zu stellen, etwa, warum ihr Onkel ihr nie geschrieben hat.«
»Und dadurch, dass Anabel Cecily glauben ließ, Angus habe sich von ihr abgewandt, konnte sie ihren eisernen Griff noch verstärken.«
»Euch aus Dunburn zu verbannen hatte vermutlich die gleiche Wirkung.«
Die alte Meg seufzte. »Ich hätte mich zügeln sollen. Ich kann von Glück sagen, dass ich nicht am Galgen gelandet bin dafür, dass ich das Weib geschlagen habe. Aber es stimmt schon, als sie mich vertrieben haben, wurde die arme Kleine noch einsamer und bedürftiger.« Sie schüttelte zornig den Kopf. »Aber ich war um keinen Deut besser. Ich habe niemals Fragen gestellt und viel zu rasch jeden Argwohn vergessen, den ich anfangs hegte. Ich habe nur ganz kurz daran gezweifelt, dass Räuber die Morde begangen hatten. Und ich fürchte, ich habe auf Angus bloß geschimpft, weil ich davon ausgegangen bin, dass er nur an ihrem kleinen Bruder interessiert war.«
»Den meisten Männern geht es um einen männlichen Erben.« Er klopfte der Alten tröstlich auf die Schulter. »Macht Euch nicht zu viele Vorwürfe. Offenbar haben sie keine Leute aus Dunburn dazu eingesetzt, sonst hättet Ihr bestimmt ein paar Gerüchte gehört, die Euch veranlasst hätten, nachzudenken.« Er zuckte mit den Schultern. »Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Die Einzigen, denen man wirklich etwas vorwerfen kann, sind ihre Verwandten – die Menschen, die sich um sie hätten kümmern sollen.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
»Ich muss Cecily fortschaffen.« Er verzog das Gesicht. »Ich kann nicht mehr versuchen, sie dazu zu überreden, mit mir nach Glascreag zu kommen, und dann in aller Öffentlichkeit mit ihr wegreiten. Das würde man nie dulden, und gegen die Bewaffneten der Donaldsons zusammen mit denen von Sir Ogilvey habe ich keine Chance.«
»Es klingt, als hättet Ihr Euch bislang recht wacker geschlagen.«
Artan ging nicht weiter darauf ein. »Ich muss Cecily so rasch wie möglich nach Glascreag schaffen. Dort kann sie besser beschützt werden. Hier ist das unmöglich, hier haben ihre Gegner das Heft in der Hand. Aber ich weiß nicht, ob ich sie unbemerkt fortbringen kann.«
Die alte Meg verschränkte die Arme. »Euer größtes Problem liegt darin, sie dazu zu bewegen, mit Euch zu gehen. Wir wissen zwar jetzt, dass sie um ihr rechtmäßiges Eigentum betrogen worden ist und ihr Leben in Gefahr schwebt, aber sie wird das nicht glauben, nur weil Ihr das behauptet.«
»Und wenn sie es von Euch erfährt?«
»Das wird zwar ein paar Zweifel in ihr säen, aber nicht ausreichen. So niederträchtig dieses Pack ist, Cecily betrachtet Dunburn als ihr Zuhause und diese Leute als ihre Familie. Und Ihr könnt noch so gut aussehen, Euch kennt sie erst seit wenigen Tagen. Warum sollte sie Euch glauben und ihnen nicht? Abgesehen davon habe ich Anabel und Edmund von Anfang an nicht über den Weg getraut und meine Abneigung im Lauf der Jahre viel zu deutlich gemacht, als dass sie jetzt auf mich hören würde.«
Artan fluchte leise. Die alte Meg hatte recht. Cecily würde zögern, ihnen zu glauben, und sei es nur, weil niemand gern zugeben wollte, dass man ihn jahrelang zum Narren gehalten hatte. Er hatte keine Zeit, sie zu überzeugen. Cecily würde wohl nicht freiwillig mit ihm fortgehen, zumindest nicht in den nächsten Tagen und ohne weit triftigere Beweise für die Gefahr, in der sie schwebte.
»Ich muss sie dazu bringen, mich außerhalb der Burgmauern zu treffen, und sie dann entführen«, sagte er. »Nach allem, was wir soeben belauscht haben, bleibt mir auch keine Zeit mehr, um sie zu werben.«
»Nay, die Zeit wird knapp, auch wenn es mir schwerfällt, Euch dabei zu helfen, das Mädchen zu entführen. Aber besser, sie geht mit Euch fort, als dass sie hier bei diesen Aasgeiern bleibt. Doch was soll das heißen, um sie werben?«
In der Stimme der alten Meg schwang etwas mit, was Artan deutlich an die Stimme seiner Mutter erinnerte, wenn sie ihn wieder einmal bei einem Streich ertappt hatte. Bestürzt stellte er fest, dass ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Hastig überlegte er, wie er sich um eine Antwort auf ihre letzte Frage drücken konnte. Doch als er ihr in die Augen sah, entdeckte er dort den Blick, mit dem wohl alle Mütter ihre herumdrucksenden Söhne bedachten, wenn sie ihnen die Wahrheit aus der Nase ziehen wollten. Artan konnte nicht anders – er erzählte ihr von dem Handel, den Angus ihm angeboten
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