Der Barbar aus den Highlands
nicht albern. Ich habe kein Erbe.«
»Doch, das hast du. Das genaue Ausmaß kenne ich nicht, doch egal, was du geerbt hast, die Donaldsons und dein Verlobter wollen nicht, dass du etwas davon hast.«
»Du willst doch nur deine schändliche Tat rechtfertigen.«
»Nay, ich habe sie belauscht, alle drei – Lady Anabel, Sir Edmund und deinen Verlobten. Sie haben dich von Anfang an belogen. Dunburn und alles, was es an Reichtum abwirft oder dein Vater besessen hat, hätten an dich übergehen sollen, aber dieses Pack hat dafür gesorgt, dass alle, auch du, geglaubt haben, Sir Edmund sei der Erbe.«
»Natürlich ist er der Erbe. Er ist der nächste männliche Verwandte.«
»Es hätte kein Mann sein müssen. Dein Vater hat zwar reiche Ländereien besessen, war aber kein Laird und kein Clanhäuptling. Er hätte sein Land und sein Vermögen auch seiner Tochter vererben können. Hast du wirklich geglaubt, dass er dir nichts hinterlassen hat?«
Natürlich hatte sie das nie geglaubt. Das war einer der Gründe gewesen, warum sie so verletzt gewesen war, als sie erfahren hatte, dass sie jetzt nur eine arme Waise war, die von der Güte ihrer lieblosen Verwandten abhängig war. Doch sie war davon ausgegangen, dass ihr Vater seine Absichten nicht deutlich kundgetan oder es einfach versäumt hatte, zu regeln, was passieren sollte, wenn er und Colin tot waren.
Cecily verspürte einen leisen Zweifel, doch sie unterdrückte ihn rasch. Sie hatte sich so lange mit allem abgefunden, dass sie jetzt nicht wagte, es in Frage zu stellen. Täte sie es, würde es bedeuten, dass sie die größte Närrin aller Zeiten gewesen war.
Genau wie bei Artan, dachte sie plötzlich und funkelte ihn wieder böse an. Vor ihr stand der handfeste Beweis für ihre Torheit. Das bedeutete zwar, dass er vielleicht die Wahrheit sagte, nämlich dass sie tatsächlich jahrelang belogen und betrogen worden war, aber es bedeutete auch, dass sie ihm gegenüber sehr wachsam sein sollte.
»Ich glaube, mein Vater hat nie daran gedacht, dass er und Colin sterben könnten. Alle wussten, dass Colin sein Erbe war, aber keiner hat gesagt, wer an seine Stelle treten sollte, falls er ebenfalls stirbt. Ich war zu jung, um mit meinem Vater darüber zu sprechen. Vielleicht gibt es doch ein Dokument, in dem Sir Edmund als mein Vormund und vielleicht auch als der von Colin genannt sind, falls mein Vater sterben sollte.«
»Dann hat dein Vater Sir Edmund also gemocht und ihm vertraut?«
Cecily hätte ihm für diese Frage am liebsten einen Tritt versetzt, doch dann erinnerte sie sich an die Schmerzen in ihrem Fuß. Sie war noch ein Kind gewesen, als sie ihren Vater verloren hatte, doch sie war sich ziemlich sicher, dass er seinem Cousin Edmund nicht vertraut und ihn auch nicht gemocht hatte. Mit Sir Edmunds Moralvorstellungen war es nie weit her gewesen, schon allein deshalb hatte ihr Vater ihn nicht gemocht.
Aber vielleicht hatte er keine andere Wahl gehabt. Er besaß nicht viele andere nahe Verwandte, und jemand, vor allem ein Mann, hatte zum Vormund für die Kinder bestellt werden müssen, falls ihm etwas passierte. Besser ein schlechter Vormund als gar keiner.
»Ich war zu jung, um genau zu wissen, was mein Vater von seinem Cousin gehalten hat.«
Artan hatte das Gefühl, dass sie nicht aufrichtig war. Er seufzte.
»Du versuchst, der Wahrheit auszuweichen. Eben deshalb konnte ich nicht warten und mit dir darüber sprechen oder dir helfen, diese Wahrheit selbst herauszufinden. Sobald du mit Sir Fergus verheiratet gewesen wärst, wäre dein Leben in unmittelbarer Gefahr gewesen.«
»Warum sollte mein Leben in Gefahr schweben, wenn ich so vermögend bin? Der Mann wird doch nicht das gemästete Kalb schlachten wollen.«
»Das wird er sehr wohl, wenn alles, was dieses Kalb besitzt, an ihn übergeht, weil er der Gemahl ist.«
Er nickte, als sie erbleichte. Es war unschwer zu erkennen, dass sie mit aller Kraft gegen ihre Angst ankämpfen und diese Wahrheit beiseiteschieben wollte zugunsten derjenigen, an der sie so lange festgehalten hatte. Doch es war ein Anfang. Ihre Angst sagte ihm, dass ihr Vertrauen ins Wanken geraten war. Cecily war klug genug, um zu erkennen, dass weder ihre Pflegeeltern noch ihr Verlobter rechtschaffene Menschen waren. Von dieser Einsicht war es nur noch ein kleiner Schritt zu der Erkenntnis, dass ihnen durchaus zuzutrauen war, ihren Tod zu planen.
Artan beschloss, sie eine Weile über alles bisher Gesagte nachdenken zu lassen, und holte den Beutel
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