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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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alles eine Lüge gewesen. Er hatte sie nicht hierher gelockt, weil er etwas für sie empfand oder weil es ihn nach ihr gelüstete. Er hatte sie hierher gelockt, damit er sie fesseln und mit Gewalt nach Glascreag schaffen konnte. Der Schmerz, den diese Einsicht in ihr auslöste, war so stechend, dass sie sich krümmte, als müsse sie ihren Körper vor einem Schlag schützen.
    Sie war eine schreckliche Närrin gewesen, ein törichtes, albernes Kind. Das Schlimmste war, dass sie nicht einmal behaupten konnte, ihr sei der Kopf von süßen Lügen oder schlauen Schmeicheleien verdreht worden. Artan hatte ihr nichts dergleichen aufgetischt. Heiße Küsse, ein hübsches Gesicht und ein fälschlicher Glaube an seine Aufrichtigkeit hatten sie hierher gelockt.
    Einen Moment lang fürchtete sie tatsächlich um ihr Leben, doch sie überwand diesen Anflug von Panik rasch. Immerhin konnte sie sich sicher sein, dass Artan bei ihrem Onkel gelebt hatte. Er wusste viel zu viel über ihren Onkel und Glascreag, um ihr darüber etwas vorzulügen. Und trotz seines Betrugs konnte sie noch immer nicht glauben, dass er zu der Sorte von Männern gehörte, die Frauen weh taten.
    Doch offenbar hat er keine Bedenken, die Leidenschaft einer Frau gegen sie zu wenden, dachte sie aufgebracht. Nie mehr würde sie sich von ihm betrügen lassen. Dieser Entschluss nützte ihr im Moment zwar nicht viel, aber sie wollte daran festhalten. Vielleicht bot sich ja eine Gelegenheit, ihm zu entkommen, und die wollte sie unbedingt nützen.
    »Reg dich nicht auf, Mädchen«, murmelte Artan, hob sie hoch und setzte sie auf sein Pferd.
    Er redete mit ihr wie mit einem aufgeregten Schoßhund oder einem widerspenstigen Gaul, dachte sie verärgert. Sie dachte daran, sich aus dem Sattel fallen zu lassen, doch dann schalt sie sich wegen dieses albernen Gedankens. Wahrscheinlich hätte sie sich damit nur selbst geschadet.
    Artan stieg hinter ihr in den Sattel. »Jetzt können wir die Fesseln entfernen«, sagte er und löste den Strick um ihre Fußgelenke, damit sie rittlings auf dem Pferd sitzen konnte. »Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht versuchst wegzulaufen.«
    Jetzt war es etwas zu spät zum Weglaufen, dachte sie verärgert. Das hätte sie beim ersten Kuss tun sollen. Und sie hätte auch sofort ihre Verwandten und ihren Verlobten über diese Unverschämtheit in Kenntnis setzen sollen. Die hätten dem Kerl Manieren eingebläut und ihn dann aus Dunburn geworfen. Aber nein, dieser Kuss hatte sie betört, erfreut und erregt, und diese Gefühle waren mit jeder Umarmung stärker geworden. Schon allein bei dem Gedanken an ihre Torheit wurde sie so wütend, dass sie fortfuhr, seinen Charakter, seine Männlichkeit und seine Vorfahren wüst zu beschimpfen.
    »Ich weiß, dass dich diese grobe Behandlung ein wenig erbost, aber das ist nur nötig, bis wir weit genug von Dunburn entfernt sind«, meinte Artan, als er sein Pferd in Bewegung setzte. Er konnte es kaum erwarten, die Lowlands hinter sich zu lassen.
    Cecily fragte sich, ob die Vorstellung, einen Mann zu pfählen und ihn langsam auszuweiden mit »ein wenig erbost« treffend beschrieben war. Wahrscheinlich nicht. Sie hegte die blutrünstigsten Gedanken und war vor allem verärgert über den Knebel, der sie davon abhielt, ihm ihre Gedanken mitzuteilen.
    Artan konnte ihr nicht in die Augen schauen, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn nicht nur um eine Erklärung bitten würde. Der Knebel machte ihre Worte unverständlich, aber der Tonfall war umso klarer. Einen Moment, nachdem er sie gefesselt und geknebelt hatte, hatte sie so verletzt ausgesehen, dass er sie beinahe wieder freigelassen hätte. Doch er tat es nicht, denn er wusste, ihr Leben schwebte in Gefahr. Wut war weitaus besser als Verletztheit, mit Wut konnte er umgehen. Doch für alle Fälle wollte er ihr jetzt zumindest ansatzweise eine Erklärung liefern.
    »Ich bringe dich nach Glascreag. Ich konnte nicht mehr länger warten, um dich zu überzeugen, freiwillig mitzukommen. Jetzt müssen wir eine Weile im Sattel bleiben und eine schnelle Gangart anschlagen, weil ich Dunburn möglichst rasch hinter uns lassen will. Aber wenn wir Rast machen, werde ich dir alles genau erklären.«
    Als er sein Pferd zum Galopp antrieb, wurde Cecily an seine Brust gedrückt. Sie wollte nicht nach Glascreag. Sie wollte auch keine weiteren Erklärungen. Sie wollte nur in ihre Schlafkammer in Dunburn und sich die Wunden lecken. Wenn sie anhielten und er sie von den

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