Der Barbar aus den Highlands
verschlafenen Augen blickte. Er küsste und berührte sie bei jeder Gelegenheit. Auf seine unablässigen Verführungsversuche hätte sie wahrhaftig verzichten können. Es war schon schlimm genug, dass sie vor Sir Fergus fliehen mussten, der sie weiter hartnäckig verfolgte. Dass sie tagaus, tagein vor ihm im Sattel saß, erleichterte es Artan natürlich sehr. Mittlerweile schaffte er es schon mit einem kurzen Blick aus seinen silberblauen Augen, dass sich die Gier in ihr ballte.
»Schluss jetzt!«, sagte sie zum tausendsten Mal, wie ihr vorkam.
»Darf ein Mann denn nicht das Mädchen umwerben, das er heiraten will?«, fragte Artan, richtete sich auf und streckte sich.
Aus den Augenwinkeln ertappte er sie dabei, wie sie ihn ansah. Ihr Blick schweifte mit einem Ausdruck der reinen Gier über seinen Körper. Wenn ihr geschmeidiger Körper nicht dasselbe in ihm ausgelöst hätte, hätte er sich ziemlich viel auf sich einbilden können. In gewisser Weise tat er es bereits; welcher Mann würde sich nichts darauf einbilden, wenn die Frau, die er begehrte, ihn beäugte wie ein hungriger Wolf eine Schafherde?
Er erhob sich und streckte sich noch ein bisschen, um ihr zu zeigen, was sie sich verwehrte. Wenn sie je herausfand, was er da trieb, und beschloss, sich zu rächen, würde er ganz schön in der Klemme sitzen. Schon allein bei dem Gedanken, wie Cecily ihren schlanken Körper vor ihm zur Schau stellte, trat ihm der Schweiß aus allen Poren. Er nahm sich fest vor, darauf zu achten, dass sie von seinen Spielchen nichts merkte. Wenn sie solche Spielchen an ihm ausprobierte, würde sie viel zu rasch herausfinden, wie leicht sie ihn zu fassen bekam.
Cecily verbiss sich einen Fluch und stand auf. Sie zuckte zusammen und rieb sich das Kreuz. Allmählich gewöhnte sie sich zwar daran, so viel Zeit im Sattel zu verbringen, doch nach einer Nacht auf dem harten Boden fühlte sie sich morgens wie eine alte Frau. Sie stakte zu ein paar Bäumen, um ihre Morgentoilette zu erledigen, und hoffte, dass das Laufen die Steifheit in ihren Gelenken vertreiben würde.
Als sie zu ihrem Lager zurückkehrte, hatte Artan schon das Pferd gesattelt und reichte ihr einen Haferkuchen. Cecily hoffte inständig, dass sie Glascreag bald erreichten. Sie sehnte sich nach einer üppigen warmen Mahlzeit, einem heißen Bad und einem weichen Bett. Als sie merkte, dass ihre Vorstellung von einem großen, weichen Bett auch einen großen, harten Artan beinhaltete, der darin lag, und zwar nackt, hätte sie beinahe losgebrüllt. Jetzt hatten seine Verführungsversuche sogar schon ihr Denken erobert.
»Wenn alles gut geht, sollten wir in drei Tagen in Glascreag sein«, meinte Artan und reichte ihr den Weinschlauch.
Sie verzog das Gesicht, nahm einen Schluck und gab ihm den Schlauch zurück. »In meiner Erinnerung hat die Reise damals viel länger gedauert.«
»Aye, aber vermutlich seid ihr gemächlich gereist und auf den breiten Straßen und Wegen geblieben. Die alte Meg hat dich auf demselben Weg nach Dunburn zurückgebracht, den wir jetzt nehmen, das ist dann bestimmt schneller gegangen.«
»Ich weiß nicht mehr viel von dieser Reise mit Meg«, sagte sie bedrückt.
»Aye, natürlich nicht. In der Zeit warst du bestimmt tieftraurig und von grausamen Ängsten geplagt.«
»Das stimmt.« Sie schob die alten Erinnerungen und die Trauer, die diese in ihr weckten, beiseite. »Aye, wir sind viel langsamer gereist, aber ich glaube, Kinder finden solche Reisen immer öde.«
Er nickte lächelnd.
»Damals, als ich nach Glascreag gezogen bin, um mich von deinem Onkel ausbilden zu lassen, konnte ich es kaum erwarten, und der lange Weg wurde mir auch bald lästig. Bist du bereit?«
»Bereit, auf dieses Pferd zu steigen und den ganzen Tag lang zu reiten?«
»Aye«, erwiderte er lachend. »Aber vielleicht rasten wir heute Mittag ein bisschen länger.«
»In einem Dorf?« Cecily hatte unterwegs mehrere Dörfer gesehen und hätte zu gerne dort Rast gemacht, aber Artan war stets daran vorbeigeritten, weil er eine verstecktere Route nehmen wollte.
»Nay, aber es gibt noch ein paar andere Orte, die sicher sein sollten. Doch falls du bereit bist, mich zu heiraten, würde ich das Risiko eingehen, in ein Dorf zu reiten, schon in das nächste, an dem wir vorbeikommen.«
»Das ist Bestechung.« Eigentlich sollte sie zornig sein, nicht belustigt, mahnte sich Cecily.
»Aye, das ist es.«
»Warum redest du ständig vom Heiraten? Ich bin nicht frei.«
»Du könntest es
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