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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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stirnrunzelnd.
    »Verändert? Was meint Ihr damit?«
    »In Dunburn warst du immer sehr ruhig, ein netter kleiner Schatten, der dort durch die Säle und Gänge huschte. Nie habe ich auch nur die Spur von Temperament oder Scharfzüngigkeit an dir entdeckt. Weder das eine noch das andere ist mir angenehm. Du solltest dich besser beherrschen.«
    Ein netter kleiner Schatten?, dachte sie und verzog das Gesicht. Doch wahrscheinlich war sie das gewesen. Es hatte ihr das Leben deutlich erleichtert, wenn niemand sie bemerkte. Doch jetzt ärgerte sie sich darüber.
    Vermutlich hatte er auch recht, wenn er behauptete, sie habe sich verändert. Schon bevor sie Dunburn verließ, hatte sie diese Veränderungen gespürt. Es war der Umgang mit Artan gewesen, der sie dazu gebracht hatte. Bei ihm fühlte sie sich sicher, und deshalb hatte sie immer weniger darauf geachtet, was sie sagte oder tat. Sie fand es einigermaßen belustigend, dass er ihr durch ihre Entführung dazu verholfen hatte, und je weiter sie sich von Dunburn, Lady Anabel und Sir Edmund entfernten, desto entspannter war sie und desto mehr hatte sie sich gefühlt, als wäre sie aus einem Gefängnis befreit worden.
    »Wahrscheinlich hat das etwas damit zu tun, dass ich davongelaufen bin vor Leuten, die es kaum erwarten konnten, mich im Grab liegen zu sehen«, murmelte sie. »Wenn man ein angenehmer kleiner Schatten ist, hilft einem das nicht unbedingt, am Leben zu bleiben.«
    Er verpasste ihr eine Ohrfeige, die jedoch nicht so heftig war, dass sie umfiel. Einen Moment lang starrte sie auf den Boden. In seinen Augen mochte sie wie eine reuevolle Büßerin wirken, aber sie tat es nur, weil sie wusste, dass sie ihren Zorn bändigen musste, bevor sie ihn wieder anschaute.
    Als sie den Blick hob, sah sie an der hinteren Zeltwand etwas glitzern. Unter gesenkten Lidern, weil sie Sir Fergus nicht zeigen wollte, in welche Richtung sie blickte, starrte sie auf die Stelle und erkannte schließlich auch, was sie gesehen hatte: eine Dolchspitze, die sich sehr, sehr behutsam nach unten bewegte. Jemand schlitzte einen Zugang in die Leinwand.
    Ihr Herz schlug schneller, und neue Hoffnung regte sich in ihr. Sie hätte zu gern geglaubt, dass es Artan war, der zu ihrer Rettung herbeigeeilt war.
    Doch selbst wenn es nicht Artan war, würde nur jemand, der Sir Fergus gegenüber nichts Gutes im Sinn hatte, sich derart verstohlen Zugang zu diesem Zelt verschaffen. Es war also eindeutig ein Verbündeter von ihr. Sie wollte unbedingt dafür sorgen, dass er nicht entdeckt wurde, bis es für Sir Fergus zu spät war, um Hilfe zu rufen.
    Sie musterte ihn unverhohlen verächtlich. Seine Augen verengten sich vor Zorn, als er ihren Blick entschlüsselte. Ein flüchtiger Blick auf die Rückseite des Zeltes sagte ihr, dass die Öffnung, die der Unbekannte dort aufschlitzte, bald groß genug war, um ins Zelt zu schlüpfen. Sie musste um jeden Preis versuchen, Sir Fergus abzulenken.
    »Nur Männer, die Angst haben, dass ihre Männlichkeit viel zu klein ist, schlagen Frauen«, sagte sie und wunderte sich nicht, als er vor Wut hochrot anlief.
    »Du solltest besser auf deine Worte achten, Cecily«, fauchte er gepresst.
    »Warum? Ihr wollt mich heiraten, Ihr wollt mir all mein Eigentum rauben, und dann wollt Ihr mich töten, damit Ihr Euch meinen Besitzes ganz unter den Nagel reißen könnt. Warum sollte ich auf der Hut sein?«
    »Weil ich dir die Zeit, die dir noch beschieden ist, zur Hölle auf Erden machen kann.«
    »Das tut Ihr schon allein dadurch, dass Ihr dieselbe Luft atmet wie ich, Ihr rückgratloser Schwachkopf.«
    Auch wenn sie sich gegen seinen Angriff gewappnet hatte, erfolgte dieser so heftig, dass es ihr den Atem verschlug. Er warf sich auf sie und umklammerte ihren Hals. Der Kerl erwies sich als weit stärker, als sie vermutet hatte. Rasch raubte er ihr die kostbare Luft. Doch in dem Moment, als sie dachte, sie hätte wohl einen schweren Fehler begangen, wurde er weggezerrt und an die Zeltwand geschleudert. Er prallte unversehrt daran ab, doch als er auf dem Boden landete, schlug sein Kopf auf etwas Hartem auf. Vermutlich gab es an der Stelle ein paar Steinbrocken. Cecily blickte auf Artan, der verdrossen auf Sir Fergus starrte.
    »Nicht so gut wie eine feste Wand, stimmt’s?«, meinte sie, als Artan ihr die Hand entgegenstreckte.
    »Nay, das war ein bisschen enttäuschend.«
    Als sein Blick auf den Strick fiel, der es ihr nicht gestattete, sich hinzustellen, verhärtete sich seine Miene.

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