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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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verstohlen ausführen musste und man dafür Zeit brauchte, aber dennoch wurde sie immer unruhiger.
    Ein weiterer kurzer Blick auf Artan verstärkte ihr Unbehagen. Er sah schlecht aus. Obwohl er sie beobachtete, war sein Blick getrübt. Und auch sein Schweigen beunruhigte sie. Seit sie ins Zelt gekommen war, hatte er seinen Gegner noch kein einziges Mal beschimpft.
    Als sie ihn genauer betrachtete, bemerkte sie eine Blutlache unter ihm, und kalte Angst stieg in ihr auf. Offenbar hatte er viel Blut verloren, was seine Aussicht auf eine Genesung erschwerte. Doch dann vertrieb sie hastig ihre schlimmsten Befürchtungen, indem sie sich zu bedenken gab, wie robust und gesund er war. Er musste nur nach Glascreag gebracht werden, wo man seine Verletzungen versorgen und sich auch sonst um ihn kümmern konnte, dann würde es ihm bestimmt bald wieder besser gehen.
    »Wenn Ihr Euer Wort halten wollt, Sir Fergus, dann solltet Ihr Artan entweder auf der Stelle freilassen oder anordnen, seine Wunden zu versorgen.«
    Sir Fergus starrte kurz auf Artan, dann wieder auf sie. Er zuckte mit den Schultern. »Er atmet noch, was man von den fünf Männern, die er getötet hat, bevor wir ihn erwischt haben, nicht behaupten kann.«
    »Diese fünf Männer haben versucht, zwei junge Mädchen zu vergewaltigen.«
    »Bauerndirnen, lauter lüsterne Weiber. Die sträuben sich immer gern in der Hoffnung, für ihre Gunst ein paar Münzen mehr zu ergattern. Du bist kaum aus Dunburn herausgekommen, hast also keine Ahnung, wie es in der Welt zugeht. Und außerdem war dein Ritter ein Narr, dass er sich erwischen ließ wegen zwei kleinen Dirnen, die befürchteten, es umsonst machen zu müssen.«
    »Sir Fergus, Ihr seid wahrhaftig der brünstige Eber, der auf Eurem Banner prangt.«
    »Es ist ein wilder Eber!«, kreischte er.
    Offenbar wurmte ihn dieser Spott mittlerweile ganz besonders. »Ich sehe da keinen großen Unterschied«, meinte sie.
    »Ich auch nicht.«
    Beim Klang von Angus’ Stimme wäre Cecily vor Erleichterung fast zusammengebrochen. Sie gehorchte seiner kaum wahrnehmbaren Handbewegung und eilte sofort zu ihm. Viel lieber wäre sie natürlich zu Artan gestürzt, aber es war besser, wenn Angus nicht auf zwei Leute aufpassen musste, während er Sir Fergus zur Rede stellte. Sie konnte nur auf Angus’ andere Seite treten, dann war sie Artan ein bisschen näher, und Angus konnte sie trotzdem beschützen. Sobald er Sir Fergus unschädlich gemacht hatte, würde sie mit wenigen Schritten bei Artan sein.
    Plötzlich fiel ihr Laird MacIvor ein, und sie sah, dass er sich mit dem Schwert in der Hand neben Artan gestellt hatte. Ihr gefror das Blut in den Adern. Mit einem Blick auf ihren Onkel merkte sie, dass er Laird MacIvor gesehen hatte, aber er schien nicht beunruhigt über seinen Standort und das, was er in der Hand hielt. Sie bemühte sich nach Kräften, seine Gelassenheit zu teilen.
    »Es war töricht von Euch, hierher zu kommen, MacReith«, knurrte Sir Fergus. »Offenbar habt Ihr es geschafft, an meinen Wachen vorbeizuschleichen, aber es wird Euch nicht gelingen, mein Lager ebenso verstohlen wieder zu verlassen. Nay, vor allem, weil Ihr Sir Artan tragen müsst.«
    »Aye, wie ich sehe, habt Ihr ihn übel zugerichtet«, pflichtete Angus ihm bei. »Ihr seid ein echtes Ärgernis geworden.«
    »Mir ging es immer nur darum, zu nehmen, was mir gehört – Cecily Donaldson.«
    »Sie gehört Euch nicht, Bürschlein. Sie hat Euch nie gehört. Ihr und dieses räuberische Gesindel in Dunburn habt meinem armen kleinen Mädchen genug gestohlen, jetzt reicht es!«
    »Ach, Ihr wollt also mit mir um sie kämpfen, alter Mann?«
    Sir Fergus hat nicht einmal so viel Hirn wie ein Spatz, dachte Cecily. Wie konnte er es wagen, ihren Onkel so zu verhöhnen? Wenn der Mann nur die Augen aufmachen würde, sähe er, dass Angus nach wie vor stattlich, ja vielleicht sogar stärker war als er und sich mühelos gegen ihn behaupten konnte. Sir Fergus sollte lieber Angst haben, anstatt sich überlegen und unverwundbar zu fühlen.
    »Er hat Euch gerade einen alten Mann genannt, Angus«, murrte Laird MacIvor.
    »Aye, ich weiß, aber ich habe schon Schlimmeres gehört.«
    »Werdet Ihr ihn töten?«
    »Ich hätte große Lust dazu.«
    »Aye, diesen Mann zum Ritter zu schlagen war eine traurige Verschwendung, so viel ist sicher.«
    Sir Fergus starrte Laird MacIvor entsetzt an. »Auf wessen Seite steht Ihr? Gibt es denn in diesem Land nur noch Verräter? Ich dachte, Ihr wärt ein Mann,

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