Der Barbar aus den Highlands
ziemlich starken Trupp mitgebracht hatte. »Warum so viele Männer, Onkel?«
»Falls es zu einem Kampf gekommen wäre.«
»Glaubst du, sie werden Sir Fergus’ Tod rächen wollen?«
»Nay. MacIvor wird sagen, dass ich es war, wenn er danach gefragt wird, aber er wird kein Hehl daraus machen, dass Sir Fergus sterben musste, weil er versuchte, einen Verwundeten zu töten, der an Händen und Füßen gefesselt und angepflockt war. Und wenn du überlegst, was für ein Mensch er war, glaubst du dann, dass es viele gibt, die ihn betrauern?«
Sie seufzte. »Nay. Ich habe einige seiner Verwandten kennengelernt. Sie werden sich bloß darum raufen, wer sich das größte Stück aus seiner Hinterlassenschaft unter den Nagel reißen kann.«
»Man erntet, was man sät.«
Das klingt herzlos, aber es stimmt, dachte Cecily, während sie sich bemühte, mit den Männern Schritt zu halten. Als sie glaubte, fünf Minuten seien verstrichen, wartete sie angespannt auf einen Aufschrei. Als keiner erklang, betrübte sie das umso mehr. Sie war nicht traurig wegen Sir Fergus Ogilvey, sondern über die traurige Vergeudung eines Lebens, das sich Sir Fergus ausschließlich selbst zuzuschreiben hatte. Der Mann hatte bis zu seinem Tod die Gelegenheit gehabt, einen anderen Weg zu beschreiten, aber er hatte es nicht getan.
Sobald sie sich innerhalb der sicheren Mauern von Glascreag befanden, übernahm Cecily das Kommando. Sie ließ Artan in sein Schlafgemach bringen. Die krumme Cat half ihr, ihn auszuziehen und zu waschen. Cecily war den Tränen nahe, als sie sah, wie übel zugerichtet sein großer, starker Körper war. Es beunruhigte sie auch, dass er nicht bei Besinnung war, doch als sie anfing, seine Wunden zu säubern, war sie froh darüber.
Er hatte drei Schwertwunden, die genäht werden mussten, aber nur eine davon war besorgniserregend. Bei seiner Gefangennahme und den Prügeln, die er von Sir Fergus einstecken musste, hatte er am ganzen Körper Prellungen erlitten. Cecily wunderte sich, dass nichts gebrochen war, doch weil sie davon ausging, dass sein Brustkorb einiges abbekommen hatte, wickelte sie einen festen Verband darum. Mithilfe der krummen Cat schaffte sie es sogar, ihrem Gemahl etwas kräftige Brühe einzuflößen.
»Ihr habt einen sehr gut aussehenden Mann«, bemerkte die krumme Cat, während sie die Lumpen einsammelte, mit denen sie ihn gesäubert hatten.
»Das weiß ich, aber wenn du beim nächsten Mal deinen Blick nicht von ihm wendest, werde ich dich töten.« Sie lächelte, als die krumme Cat lachte. »Seine Farbe gefällt mir allerdings nicht besonders.«
»Ich glaube, er hat viel Blut verloren, und abgesehen davon ist es nicht gut, wenn man Verletzungen lange unversorgt lässt.«
Cecily nickte. Am liebsten wäre sie bei Artan geblieben, doch die krumme Cat bestand darauf, dass sie sich erst einmal wusch, umzog und etwas zu essen besorgte. Und außerdem war Artan noch immer bewusstlos, aber immerhin war er gesäubert und lag bequem. Jetzt war es an der Zeit, sich um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern, bevor sie sich an sein Bett setzte und dort eine lange, qualvolle Nacht, wenn nicht sogar mehrere Nächte Wache hielt.
»Wie geht es dem Jungen?«, fragte Angus, sobald sich Cecily an der Tafel in der großen Halle niedergelassen hatte.
»Er ist nicht zur Besinnung gekommen, als wir seine Wunden gesäubert, genäht und verbunden haben«, erwiderte sie und nahm sich etwas zu essen. »Ich bin zwar froh, dass er nichts davon gespürt hat, aber es gefällt mir trotzdem nicht, dass er so lange bewusstlos ist. Es wäre mir lieber, wenn er sich ein bisschen gerührt hätte. Ich hoffe nur, er befindet sich in einer Art Heilschlaf. Die krumme Cat passt auf ihn auf.«
Bennet runzelte die Stirn. »Die wenigen Male, als Artan krank oder schlimm verletzt war, hat er tatsächlich viel und sehr tief geschlafen, und das ohne Tees oder Tränke.«
»Dann ist es gut. Es gibt kaum ein Mittel, das so gut wirkt wie viel Ruhe«, sagte Cecily, bemüht, die Männer, aber auch sich selbst davon zu überzeugen. »Ruhe kann sogar dabei helfen, sich von einem starken Blutverlust zu erholen. Nur eine der Schwertwunden, die auf seinem Rücken, die bis zur Seite reicht, geht tief, aber jetzt ist auch sie gesäubert und blutet nicht mehr. Bei den Prügeln, die ihm Sir Fergus verabreicht hat, hat er sich ziemlich viele Prellungen zugezogen. Aber es ist nichts gebrochen, nicht einmal seine Rippen, auch wenn ich seinen Brustkorb fest eingebunden
Weitere Kostenlose Bücher