Der Barbar aus den Highlands
der zu seinem Wort steht. Damit habt Ihr mir jedenfalls in den Ohren gelegen, bis ich fast taub war.«
»Ich stehe auf meiner eigenen Seite, Bürschlein. Ihr seid derjenige, der nie die Absicht hatte, sein Wort zu halten. Habt Ihr nicht richtig zugehört, als wir gemeinsam vor den Mauern von Glascreag gestanden sind? Ich habe Angus mein Wort gegeben, dass Sir Artan lebendig zurückkehren wird. Das werde ich einhalten, selbst wenn es bedeutet, dass ich Euch abtrünnig werden muss.«
Sir Fergus blickte auf den Zelteingang, doch dort stand Ian. »Nay, Bursche. Hier findet Ihr keine Hilfe, zwei von uns stehen Wache.«
Als ihm klar wurde, dass er keinen Verbündeten mehr besaß und in seinem Zelt mit Angus und dessen Männern feststeckte, machte sich allmählich die Angst in Sir Fergus breit. Beinahe hätte er Cecily leid getan, wenn er nicht geplant hätte, sie aus Habgier und Artan aus reiner Niedertracht zu ermorden. Nun wurde er womöglich vor ihren Augen umgebracht, was Cecily nicht behagte. Aber als Gemahlin eines Kriegers aus den Highlands würde sie wahrscheinlich des öfteren erleben, dass Männer vor ihren Augen umgebracht wurden. Am besten war es wohl, das Entsetzen darüber möglichst rasch zu überwinden.
»Ihr wollt mich also töten?«, meinte Sir Fergus.
»Nay, Bürschlein«, erwiderte Angus. »Für das, was Ihr meinem Jungen angetan und mit meiner Nichte vorgehabt habt, habt Ihr zwar viele Tode verdient, aber im Moment geht es mir vor allem darum, Artan und seine Gemahlin so schnell wie möglich nach Glascreag zu bringen.«
»Sie ist nicht seine Gemahlin! Sie gehört mir!«
»Ihr seid zu blöde, um zu erkennen, wann Ihr verloren habt, stimmt’s? Gebt endlich Ruhe und kehrt heim. Das Geld ist es doch nicht wert.«
»Es ist ein Vermögen, alter Narr, und diese Hure muss für die Schmach bezahlen, die sie mir zugefügt hat, als sie während unserer Hochzeitsfeierlichkeiten mit diesem Highlander durchgebrannt ist.«
»Wenn Euer Leichnam hier vermodert, nützt Euch auch ein Vermögen nichts mehr.«
»Nay, er darf nicht gewinnen, und sie auch nicht. Ich habe doch alles sorgfältig geplant.«
»Kehrt heim, Sir Fergus«, sagte Cecily. »Wenn es Euch um Geld geht, dann stehlt es doch einfach meinen Pflegeeltern. Sie waren bereit, mich und ein kleines Vermögen an Euch auszuliefern, um Euch den Mund zu stopfen. Dieses Spiel könnt Ihr doch immer noch mit ihnen treiben. Nur mich müsst Ihr dabei herauslassen.«
»Nay, nay.« Er schüttelte störrisch den Kopf. Cecily befürchtete, dass er den Verstand verloren hatte. »Ich wurde gedemütigt. Ich lasse mich von diesem Barbaren nicht besiegen.«
Er stürmte zu Artan und zückte dabei sein Schwert. Angus, Ian und Cecily bewegten sich alle drei gleichzeitig und waren sich dabei nur im Weg. Als Angus es geschafft hatte, sich aus dem Knäuel zu lösen, stand Sir Fergus schon bei Artan und holte mit seinem Schwert aus. Artan schien zu benommen, um auszuweichen. Cecily konnte sich weder rühren noch etwas sagen aus Angst, dass jetzt gleich vor ihren Augen ihr Gemahl ermordet wurde.
Doch plötzlich bewegte sich Laird MacIvor und löste das Problem durch einen Schwertstreich
18
D er Kopf von Sir Fergus landete direkt vor Cecilys Füßen. Sie starrte in seine weit aufgerissenen Augen und dachte, dass sie sehr überrascht wirkten. Dann fragte sie sich, warum ihr nicht übel wurde, und beschloss, dass es wohl auf den Schock zurückzuführen war. In einem Moment hatte es ausgesehen, als würde es Sir Fergus gelingen, Artan zu töten; im nächsten stand MacIvor da mit einem blutigen Schwert in der Hand, und Sir Fergus’ Kopf lag vor ihren Schuhspitzen, sein Körper neben Artan.
»Er berührt meine Schuhe«, flüsterte sie.
Angus hob sie hoch und setzte sie mehrere Fuß entfernt wieder ab. »Atme ein paar Mal tief durch, Mädchen, dann geht es dir bestimmt gleich besser.«
Sie gehorchte seiner Aufforderung und sah zu, wie er und Ian Sir Fergus’ Leiche etwas zur Seite schoben und dann die Fesseln ihres Gemahls lösten. Als Laird MacIvor seelenruhig sein Schwert an Sir Fergus’ Wams abwischte, und es ihm offenbar nichts ausmachte, dass dieser Wams einen kopflosen Körper bekleidete, beschloss Cecily, dass sie die Männer wahrscheinlich nie verstehen würde. Sir Fergus hatte den Tod verdient. Sie empfand kein Mitleid mit ihm. Sie konnte nur nicht verstehen, wie rasch und kaltblütig es geschehen war und dass sich keiner der Männer an dem Leichnam zu stören
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