Der Baron und die widerspenstige Schöne
hinauf in ihr Zimmer, bemüht, den Ausdruck fassungsloser Verachtung, die sich in Lukes Miene gezeigt hatte, aus ihrem Kopf zu verbannen. Es schmerzte sie, obwohl sie wusste, dass sie es nicht anders verdiente. Sie setzte sich vor den Spiegel und versuchte, ihre Frisur zu richten, die der Hut ziemlich platt gedrückt hatte. „Soll er mich doch für geldgierig halten“, sagte sie entschlossen zu ihrem Spiegelbild. „Seine Meinung kümmert mich nicht!“
Dennoch wollten die Schuldgefühle nicht weichen, selbst dann nicht, als sie versuchte, sich darüber zu entrüsten, dass Luke sich so leicht von ihr täuschen ließ. Hatte er sie denn nicht in all den Wochen in Malberry Court besser kennengelernt? Schlimm genug, dass er sie für fähig hielt, es nur auf einen reichen Gatten abgesehen zu haben, unverzeihlich allerdings war seine Annahme, sie würde sich, ganz entgegen ihrem Charakter, für etwas Besseres halten und hochnäsig auf andere herabsehen.
Carlotta beschloss, in Zukunft sorgfältiger auf ihr Verhalten zu achten. Daher war sie sorgsam darauf bedacht, keinen Widerspruch zu äußern, als eine Nachricht von Mrs. Price eintraf, die sie über die Arrangements für ihren Besuch in den Vauxhall Gardens unterrichtete.
„Wir werden zu acht sein“, bemerkte Lady Broxted, nachdem sie den Brief überflogen hatte. „Beim Souper mag das ein wenig eng werden, aber es wird schon gehen.“
„Wer kommt denn, Tante?“
„Nun, Mr. und Mrs. Price selbstverständlich, Julia, du, ich und Broxted. Auch wenn ich ihn werde beknien müssen, dass er uns begleitet, denn er ist kein großer Freund von derlei Amüsements. Außerdem werden uns Lord Fairbridge und Mr. Woollatt Gesellschaft leisten, wie Mrs. Price schreibt. Hervorragend. Wir werden uns gut unterhalten.“
„Ja, hervorragend.“
Carlotta versuchte, begeistert zu klingen. Das ausgelassene Wesen von Mr. und Mrs. Price würde sicher die Reserviertheit ihres Onkels mehr als wettmachen. Sie vermutete außerdem, dass Julia und Lord Fairbridge sich danach sehnten, einen gemeinsamen Abend zu verbringen, und wenn auch Mr. Woollatt ein wenig langweilig war, so war er immerhin respektabel. Außerdem würden natürlich Madame Saqui und das Feuerwerk für Unterhaltung sorgen. Sie redete sich ein, dass es ein schöner Abend werden würde.
„Mrs. Price schrieb, dass wir mit dem Boot nach Vauxhall fahren werden. Ist das nicht eine wundervolle Idee?“
Zustimmend folgte Carlotta ihrer Tante und ihrem Onkel in die Kutsche, die sie zum Flussufer brachte. Die anderen warteten bereits am Kai auf sie, und in guter Stimmung machten sie sich auf den Weg nach Vauxhall.
„Ist dies Ihr erster Besuch in den Vauxhall Gardens, Miss Rivington“, fragte Mr. Woollatt, als sie, auf der anderen Uferseite angekommen, aus dem Boot stiegen.
„Ja, Sir.“
„Dann werden Sie das Spektakel gewiss genießen. Vor uns liegt der ‚Grove‘, ein großer rechteckiger Platz, der von Bäumen und Kolonnaden umrandet ist. Mr. Price hat einen Tisch für das Souper reservieren lassen, von dem wir, wie ich glaube, dem Orchester lauschen können, während wir speisen. Zuvor ist die Kaskade sehenswert und später natürlich die Akrobatin der Lüfte.“ Er lächelte ob ihres überraschten Blickes. „Ich meine Madame Saqui, die Seiltänzerin, die korrekte Bezeichnung lautet Drahtseilakrobatin.“
„Oh“, sagte Carlotta.
Sein Lächeln wurde breiter. „Wie Sie sehen, Miss Rivington, strebe ich danach, Ihren Abend nicht nur mit Unterhaltung, sondern auch mit Bildung zu bereichern.“
„Oh“, sagte sie erneut.
„Wussten Sie beispielsweise, dass es über einhundert Souper-Nischen in den Vauxhall Gardens gibt?“
„Ja, also suchen wir die unsere.“, warf Mrs. Price ein. „Es ist noch zu früh, um den Garten von seiner schönsten Seite zu erleben. Wir haben Zeit genug, um zuvor ein Glas Arrakpunsch zu genießen.“
In dem Glauben, Mr. Woollatts großspurige Vorträge mithilfe einer kleinen Stärkung viel leichter ertragen zu können, stimmte Carlotta zu.
Sie vertrieben sich die Zeit damit, die Spaziergänger zu beobachten, während sie den Punsch zu sich nahmen. Carlotta mochte den Geschmack des dickflüssigen, penetrant riechenden Getränks nicht. Es brannte beim Herunterschlucken fürchterlich in ihrer Kehle. Dennoch leerte sie ihr Glas und nahm gerade den letzten Schluck, als Lady Broxted verkündete, die Kaskade würde in wenigen Augenblicken enthüllt werden.
„Oh, bis dahin dauert es noch
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