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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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beinahe eine Stunde, es ist jetzt erst acht Uhr“, warf ihr Gatte nach einem Blick auf seine Uhr ein.
    Lady Broxted wedelte mit ihrem Fächer. „Die Kaskade ist jedoch nur fünfzehn Minuten lang zu bewundern, mein Lieber, und das Gedränge ist stets groß. Kommt man zu spät, sieht man gar nichts.“
    Der Earl schaute sie ein wenig verächtlich an. „Ich habe dieses Spektakel oft genug gesehen, ich bleibe hier“, sagte er resolut.
    „Ich kann Ihnen nur recht geben, Mylord“, stimmte Mrs. Price zu. „Auch ich habe die Kaskade schon oft bewundert und würde es daher vorziehen, hierzubleiben. Gewiss möchten Sie es ebenso halten, Lady Broxted. Aber die Mädchen sollten das Schauspiel keinesfalls versäumen.“ Sie lächelte Lord Fairbridge und Mr. Woollatt an. „Würden die Herren die Damen wohl begleiten?“
    „Aber selbstverständlich!“, rief Lord Fairbridge aus und sprang auf. „Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich würde gerne … also ich meine …“ Er hielt verwirrt inne, dunkle Röte färbte seine Wangen.
    Mr. Woollatt stand auf und meinte redegewandt: „Es wäre uns ein Vergnügen, Miss Rivington und Miss Price zur Kaskade zu begleiten, Madam. Das heißt natürlich nur, wenn Sie uns solch kostbare Schätze anvertrauen wollen.“
    Lachend öffnete Mrs. Price ihren Fächer. „Mr. Woollatt, das ist ein solch bezauberndes Kompliment für unsere jungen Damen. Natürlich vertrauen wir Ihnen, nicht wahr, Lady Broxted?“
    „Selbstverständlich, Sir. Gehen Sie nur gleich, damit Sie sich einen guten Platz sichern können. Nach Ihrer Rückkehr werden wir gemeinsam zur Vorstellung von Madame Saqui aufbrechen.“
    Carlotta schaute ihre Tante überrascht an, indes wurde ihr nach kurzer Überlegung klar, dass diese beide Gentlemen als geeignete Partie für sie ansah und alles daransetzte, die Herren zu ermutigen. Zu gerne wäre sie am Tisch geblieben, aber Julia war bereits aufgesprungen, und Lord Fairbridge legte ihr fürsorglich die Stola um die Schultern. Carlotta blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen, wenn sie ihrer Freundin den Spaß nicht verderben wollte.
    Während sie durch den Garten spazierten, hielt Mr. Woollatt ihnen Vorträge über die verschiedenen Statuen und künstlichen Grotten, die sie passierten. Sein Ton ähnelte sehr dem eines Lehrers, der einem Kind Unterricht erteilte. Julia und Lord Fairbridge waren so sehr ins Gespräch vertieft, dass es ihnen nicht auffiel, Carlotta jedoch suchte in Gedanken nach einer passenden Bemerkung, die Mr. Woollatt in seiner Selbstzufriedenheit zu erschüttern vermochte. Gerade als sie glaubte, sein Geschwätz keine Minute länger ertragen zu können, ohne unhöflich zu werden, rief Glockengeläut die Zuschauer zum Wasserfall. Der breite Spazierweg füllte sich schnell.
    „Sehen Sie, wie klug es war, früh aufzubrechen, Miss Rivington“, meinte Mr. Woollatt und zog sie vorwärts. „Wir stehen zwar nicht in den ersten Reihen, aber ich denke, auch von hier werden wir einen hervorragenden Blick haben.“
    Eine Fanfare ertönte, der Vorhang öffnete sich und enthüllte die Darbietung. Julia lachte und klatschte begeistert, doch Carlotta war enttäuscht. Die Metalldarstellung eines Wasserfalls und eines Flusses mit Mühlrad war genial, allerdings schepperte das Rad geräuschvoll, und ihr Künstlerauge empfand die grelle Aufmachung und die kreischend bunten Farben als zu kitschig. Da Julia allerdings auf dem Rückweg überaus begeistert von dem Schauspiel erzählte, verkniff sich Carlotta ihre Kritik. In Erinnerung ihres Beschlusses, sich nicht herablassend zu verhalten, fand sie sogar einige Worte des Lobes für das Spektakel, als ihre Tante sie später nach ihrer Meinung fragte.
    Zufrieden mit sich selbst, ließ sich Carlotta neben Lady Broxted nieder und genoss das leichte Souper.
    „Liebe Güte, heute Abend weilen außergewöhnlich viele Gentlemen hier“, bemerkte Mrs. Price strahlend, während ihr Blick über die durch den Garten spazierende Menge schweifte.
    Lady Broxted nickte. „Mehr als sonst, das ist gewiss.“
    „Nun, das war zu erwarten“, meinte Mr. Price. „Immerhin tanzt heute Abend eine Dame auf einem Seil hoch in den Lüften. Wahrscheinlich hoffen die Herren, einen Blick auf hübsche Beine zu erhaschen.“ Er lachte laut über den eigenen Scherz. Lord Broxted entlockte er jedoch nur ein höfliches Lächeln.
    Derweil war Mrs. Price eine Gruppe von Herren ins Auge gefallen, die soeben den Garten betreten hatte.

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