Der Baron und die widerspenstige Schöne
„Da kommen einige Bekannte“, sagte sie und winkte, um auf sich aufmerksam zu machen. „Da sind Mr. Eastleigh und Sir Gilbert Mattingwood, Sir Peter Ottwood und oh, sogar Lord Darvell!“
Wie ein Schwarm Stare änderte die Gruppe ihre Richtung und kam auf sie zu. Der neuesten Mode entsprechend trugen sie Fräcke und Hosen in bunten Farben.
„Du liebe Güte“, murmelte Julia und rückte ein wenig näher an Lord Fairbridge heran.
„Guten Abend, Mylord, Gentlemen. Meine Güte, die Spielsalons werden heute Abend leer sein“, grüßte Mrs. Price.
„Wir können später noch dorthin zurückkehren, Madam“, meinte ein blonder Herr mit roten Wangen, in dessen blauen Augen der Schalk blitzte. Er beugte sich über Mrs. Prices Hand. „Wir dachten, wir werfen einen Blick auf die unvergleichliche Saqui.“
Luke hatte seine Freunde erst gar nicht nach Vauxhall begleiten wollen, als er nun aber Carlotta am Tisch entdeckte, hob sich seine Stimmung sofort. Bei ihrem Anblick wurde ihm bewusst, dass er sich immer noch zu ihr hingezogen fühlte. Sie hatte die Pelisse abgelegt und sah in ihrer blauen Seidenrobe bezaubernd aus. Die Farbe betonte vorteilhaft ihren makellosen Teint und ihre großen braunen Augen. Ihr Haar umschmeichelte in natürlichen Locken ihr Gesicht. Die Wut, die er bei ihrer letzten Begegnung verspürt hatte, war längst verraucht. Er machte einen Schritt auf sie zu, bereit, sie freundlich zu begrüßen, doch Sir Gilbert kam ihm zuvor. Die Augen von Mrs. Price abwendend blickte er Carlotta unverwandt an.
Liebe Güte, dachte Luke verärgert, der Mann himmelt sie ja förmlich an.
„Da wir gerade von unvergleichlichen Damen sprechen“, sagte Sir Gilbert. „Würden Sie mich bitte vorstellen, Mrs. Price?“
„Natürlich! Darf ich Sie mit Sir Gilbert Mattingwood bekannt machen, Miss Rivington?“
Am liebsten hätte Luke einen Laut des Unmuts geäußert, als Carlotta dem jungen Mann ein schüchternes Lächeln schenkte, indes hielt er sich gerade noch rechtzeitig zurück.
„Zu Ihren Diensten, Miss Rivington.“ Immer noch fixierte er Sir Gilbert. „Warum bin ich Ihnen nicht früher begegnet?“
„Ich bin noch nicht lange in der Stadt, Sir.“ Während sie weiter lächelte, schaute sie an ihm vorbei und erwiderte einen flüchtigen Augenblick lang Lukes Blick. Luke runzelte die Stirn, und ihr Lächeln erlosch, bis Sir Gilberts nächste Worte ihre Aufmerksamkeit wieder einfingen.
„Sind Sie zum ersten Mal hier, Miss Rivington?“
„Ja, Sir, ebenso wie Miss Price“, antwortete Carlotta. „Wir sind äußerst beeindruckt.“
„Wir haben bereits die Kaskade gesehen“, erklärte Julia mit ihrer sanften Stimme.
„Hat es Ihnen gefallen, Miss Price?“, fragte Luke, entschlossen, etwas zum Gespräch beizutragen, gleich, wie gehaltlos dieser Beitrag auch sein mochte.
Julia klatschte erfreut in die Hände, ein wunderschönes Lächeln brachte ihr Gesicht zum Strahlen. „Oh, es hat mir ausgesprochen gut gefallen, Mylord. Es war wie Magie – ein solch farbenprächtiges Spektakel!“
Lächelnd nickte er, aus dem Augenwinkel beobachtend, dass Carlotta über eine geflüsterte Bemerkung Mattingwoods lachte. Zum Teufel auch, konnte sie in Sir Gilbert nicht den Frauenhelden erkennen, der er war? Er wandte sich ihr zu.
„Und Sie, Miss Rivington?“, meinte er. „Wie hat Ihnen die Kaskade gefallen? Was sagen Sie zu den Farben?“
„Nun, es war eine erfindungsreiche Präsentation“, antwortete sie vorsichtig.
Ihre Zurückhaltung stachelte seinen Missmut an. „Indes nicht ganz nach Ihrem Geschmack, der eher die … klassische Kunst bevorzugt.“
Fragend glitt ihr Blick über sein Gesicht. Er konnte sehen, dass sie glaubte, er wolle ihr Geheimnis lüften. Das würde er niemals tun, kannte sie ihn denn immer noch nicht? Schon wollte er etwas Beschwichtigendes sagen, doch Sir Gilbert kam ihm erneut zuvor.
„Die Kaskade sollte man gesehen haben“, bemerkte er lachend. „Aber einmal ist eindeutig genug!“ Er lehnte sich zu Carlotta vor. „Es wäre mir eine Ehre, Ihnen die anderen Attraktionen von Vauxhall zu zeigen, Miss Rivington.“
Nun hielt Mr. Woollatt es für an der Zeit, einzuschreiten. „Falls Miss Rivington diese sehen möchte, wird es mir ein Vergnügen sein, sie zu begleiten“, meinte er und reckte sein markantes Kinn streitlustig.
Sir Gilbert richtete sich immer noch lächelnd auf. „Wahrhaftig, ein herber Verlust für mich.“
Carlotta lächelte. Sie war sich des Komplimentes, das
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