Der Baron und die widerspenstige Schöne
nennt man es wohl. Ich habe mich nie besonders für Kunst interessiert.“
„Nun, das macht nichts. Ich werde Signor Durini, den Künstler, den ich mit der Arbeit an meinem Landsitz betraut habe, während unseres Aufenthaltes in Malberry einen Blick darauf werfen lassen.“
Carlotta war wie gelähmt. Lady Broxted schaute besorgt zu ihrem Gatten und wedelte nervös mit ihrem Fächer.
„Pardon, Ainslowe, ich hoffe, Sie wollen damit nicht etwa andeuten, dass mein Gemälde eine Fälschung ist“, rief Sir Gilbert entrüstet.
„So ein Unfug, Mattingwood. Wo denken Sie hin. Aber da Durini zur Hand ist, möchte ich ihn das Bild schätzen lassen.“
„Ist die Arbeit am Haus nicht beendet, Ainslowe?“ Lord Broxteds Bemerkung war so auffällig beiläufig geäußert, dass Carlotta ein Schmunzeln unterdrücken musste.
„Oh, die Arbeiten am Haus sind beendet“, antwortete James. „Durini wird diesen Sommer die Pavillons im Garten verschönern. Er ist ein großartiger Maler. Ich kann es kaum erwarten, Ihnen seine Werke zu zeigen und damit zu prahlen.“
Carlotta erfüllte dies mit Stolz, die gewitterschwarze Miene ihrer Tante indes dämpfte ihre Hochstimmung.
Sir Gilbert berührte ihre Hand. „Möchten Sie noch ein Glas Punsch, Miss Rivington?“
„Ja, sehr gerne.“
„Wann reisen Sie nach Malberry, Mrs. Ainslowe?“, fragte Lady Broxted, eifrig darauf bedacht, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, weg von der Kunst und Künstlern.
„Am Freitag. Wir müssen noch Einiges für Ihre Ankunft in der Woche darauf vorbereiten. Gerne wäre ich früher gefahren, allerdings haben wir Lady Ottwood zugesagt, am Donnerstag an ihrer Gesellschaft teilzunehmen.“
Lady Broxted nickte. „Ja, wir sind ebenfalls eingeladen. Wie ich hörte, werden wir im Garten speisen. Auch ein Feuerwerk ist geplant.“
„Feuerwerk!“, rief Adele begeistert aus. „Wie aufregend. Zu schade, dass Luke an diesem Tag andere Verpflichtungen wahrnehmen muss und es versäumen wird. Aber das macht nichts. Er kommt nach Malberry Court, und wir werden für unsere Gäste ebenfalls eine solche Unterhaltung arrangieren, meinst du nicht auch, Lieber?“
Mr. Ainslowe nahm ihre Hand. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er wandte sich an Sir Gilbert, der mit einem Glas Punsch in der Hand zurückkam. „Werden wir Sie bei den Ottwoods treffen, Mattingwood?“
„Leider nein. Ich muss für einige Tage verreisen.“
Adele schaute auf. „Oh, ich hoffe, Ihre Verpflichtungen werden Sie nicht davon abhalten, uns in Malberry Gesellschaft zu leisten?“
Sir Gilbert verbeugte sich. „Oh nein, Madam.“ Er lächelte Carlotta an. „Darauf freue ich mich schon sehr.“
9. KAPITEL
Je näher der Tag der Abreise rückte, desto größer wurde Carlottas Sorge. Luke würde Malberry Court ebenfalls besuchen, wie sie wusste, aber sie konnte sich nicht sicher sein, dass er ihr Geheimnis wahren würde. Diese Ungewissheit allerdings mochte sie nicht länger ertragen. Sie beschloss, schnellstmöglich mit ihm zu reden. Dass sie ursprünglich den Tag bei Lady Ottwood verbringen sollten, kam ihr sehr zupass. Sie ergriff die sich bietende Gelegenheit, schützte eine Migräne vor und bat, zu Hause bleiben zu dürfen. Es war nicht ganz einfach, ihre Tante und ihren Onkel dazu zu überreden, sie allein zu lassen, aber schließlich gaben sie nach. Sobald die Kutsche abgefahren war, schickte sie Luke eine Nachricht. Ob er wohl kommen würde? Unruhig lief sie durchs Haus und erinnerte sich daran, wie sie schon einmal voller Ungeduld auf ihn gewartet hatte …
Kein Morgen war ihr so strahlend vorgekommen wie der letzte Morgen in Malberry. Carlotta war früh aufgewacht, von glücklicher Erwartung erfüllt. „Bis morgen, mein Liebling“, hatte er gesagt, und ein unbändiges Glücksgefühl übermannte sie, als sie sich des zärtlichen Ausdrucks in seinen Augen entsann. Sie führte ihre morgendlichen Pflichten aus und bestand darauf, auch das kleine Wohnzimmer zu putzen, bevor sie mit Jack, ihrem Bediensteten, zum Markt ging, um die Einkäufe zu erledigen. Sie hatte es eilig, nach Hause zurückzukehren, doch gerupfte Hühner zu besorgen dauerte eben seine Zeit, und so war es schon kurz nach Mittag, als sie die Küche betraten. Kaum hatte sie ihren Korb abgestellt, erschien Mrs. Durini in der Tür.
„Schön, dass du zurück bist, Carlotta. Eile dich und komm in die Stube, wir haben Besuch!“
Carlottas Herz hüpfte vor Freude. Rasch legte sie ihren Hut ab und hastete ins
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