Der Baron und die widerspenstige Schöne
Mr. Ainslowe das Haus höchst geschmackvoll hat einrichten lassen.“
Sie wandte sich ab, doch seine Stimme verfolgte sie.
„Miss Rivington ist nämlich selbst Künstlerin, sogar eine sehr gute.“
„Meine Nichte?“ Lady Broxted lachte nervös. „Wie kommen Sie denn auf diesen Gedanken, Sir?“
Da sie ihrem Peiniger nicht entfliehen konnte, beschloss Carlotta, ihm die Stirn zu bieten. Die Belustigung, die sich in seinen Augen spiegelte, weckte ihre Wut.
„Nun, sie hat es mir selbst erzählt.“
„Oh, zeichnen Sie, Miss Rivington?“ Mrs. Price stürzte sich sofort auf die Neuigkeit.
„Ich ziehe es vor zu malen“, antwortete Carlotta steif.
„Vielleicht können Sie ein Porträt von Julia anfertigen. Gewiss sitzt sie Ihnen gerne Modell, meine Liebe.“
„Miss Price wird sich in Geduld üben müssen, Madam“, warf Luke ein. „Miss Rivington hat mir bereits versprochen, mich zu porträtieren.“
Lady Broxted schnappte erschrocken nach Luft.
„Ich habe gescherzt, Mylord. Ich bin keine Porträtmalerin“, erwiderte Carlotta errötend.
„Nicht? Ich dachte, es läge Ihnen im Blut.“ Er lachte. „Sehen Sie nur, Mrs. Price, wie reizend sie errötet. Miss Rivington zeigt ein hitziges Temperament. Sehr südländisch will ich meinen, Sie nicht auch?“
Lachend gab Mrs. Price ihm mit dem Fächer einen Klaps auf dem Arm. „Welch ausgemachter Unfug, Mylord. Sie wissen ganz genau, dass es Ihre Neckereien sind, die dem armen Mädchen die Röte ins Gesicht treiben. Lassen Sie Miss Rivington lieber in Frieden, sonst bekommt sie nachher noch Angst vor Ihnen.“
„Vielen Dank, Madam, aber das steht nicht zu befürchten“, gab Carlotta zurück. „Da müsste ich ja auch Angst vor einem Windbeutel haben.“
„Carlotta!“, entfuhr es Lady Broxted, sichtlich entsetzt über den Mangel an Manieren, den ihre Nichte zeigte.
Carlotta entschuldigte sich und ging davon. Um zu verbergen, wie sehr sie dieses Gespräch aufgewühlt hatte, flüchtete sie sich in eine abgelegene Ecke des Saales und zog ihre Handschuhe zurecht.
„Du solltest besser auf dein Benehmen achten, Carlotta. Du bist ja beinahe kopflos davongestürmt. Auf diese Weise wirst du dich noch selbst verraten.“
Luke war ihr gefolgt! Aus Verdruss hätte sie am liebsten laut aufgeschrien.
„So lassen Sie mich doch bitte endlich in Frieden, Mylord. Ich bin Ihre Neckereien leid.“
„Nun, das ist dein Pech, meine Liebe, denn ich bin dieses Spiel längst noch nicht leid. Wenn du wütend bist, siehst du gar zu … entzückend aus.“ Er strich mit dem Finger über die nackte Haut zwischen ihrem Handschuh und dem winzigen Puffärmel.
Carlotta erbebte. Seine Berührung ließ all die Erinnerungen an seine Umarmungen, seine Küsse, aufs Neue auferstehen. Ein süßer Traum, aus dem sie rasch wieder erwachte, als ihr bewusst wurde, wie wenig ihm diese Küsse bedeutet hatten. Sie trat einen Schritt zurück.
„Ich werde ihr Spiel nicht mitspielen, Mylord!“
„Oh, ich denke, du hast gar keine andere Wahl“, erwiderte er mit teuflischem Grinsen.
Eine spitze Bemerkung lag ihr auf den Lippen, doch bevor sie diese äußern konnte, verbeugte er sich und ging lachend davon.
Mit besorgter Miene kam Lady Broxted zu ihr. „Liebes, was wollte Lord Darvell damit andeuten? Du hast ihm doch nicht wirklich versprochen, ihn zu malen?“
„Nein, Tante, das habe ich nicht“, antwortete Carlotta.
„Das freut mich zu hören.“ Lady Broxted entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. „Dein Onkel würde dies im höchsten Maße missbilligen, meine Liebe. Wie mir aufgefallen ist, zeigt Lord Darvell in letzter Zeit auffälliges Interesse an dir. Er ist sehr charmant, das gewiss, allerdings verfügt er über keinerlei nennenswertes Vermögen, wie du sicher weißt. Bitte verlier nicht dein Herz an ihn. Dein Onkel hofft, dass du eine viel bessere Partie machen wirst.“
„Mein Herz an ihn verlieren?“ Carlotta lachte verbittert auf. „Welch absurder Gedanke, liebe Tante. Lord Darvell tändelt nur mit mir. Das ist recht amüsant, aber ich verschwende keinen weiteren Gedanken an ihn, sobald er gegangen ist.“
Bemüht zu beweisen, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte, gab sich Carlotta betont fröhlich dem Tanzvergnügen hin. Als sie sich jedoch kurze Zeit später zu Julia Price gesellte, kam Malberry Court erneut zur Sprache.
„Ich bin so froh, dass du auch dort zu Besuch sein wirst“, sagte Julia in ihrer schüchternen Art. „Ich fühle mich dir so eng verbunden
Weitere Kostenlose Bücher