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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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ihr wahres Wesen erkannt, bevor er sich für immer an sie gebunden hatte.
    „Was habe ich Ihnen nur getan, dass Sie mich derart hassen?“ Sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand. „Ich gebe zu, dass ich wütend auf sie war, als wir uns zum ersten Mal in der Stadt begegneten. Aber das ist doch verständlich, immerhin haben Sie mich im letzten Sommer auf gefühlloseste Art ohne Abschied verlassen.“
    „Ich habe Sie verlassen, wie Sie es nennen, damit man Sie in die Gesellschaft einführen kann. Das scheint Ihnen ja auch in bewundernswerter Weise gelungen.“
    „Ich hatte in dieser Angelegenheit wohl kaum eine Wahl, da Sie aus Malberry bereits abgereist waren.“
    „Ja, und ich danke Gott dafür, dass ich Ihren Klauen noch einmal entkommen bin.“
    Kreidebleich im Gesicht sprang sie auf. Ihre Augen blitzten indes vor Zorn. „Was soll das heißen?“
    „Der Himmel weiß, was ich getan hätte, wenn ich geblieben wäre.“
    „Sie hatten nie die Absicht, zu bleiben“, erwiderte sie. „Geben Sie es doch zu. Ich war eine bloße Zerstreuung für Sie, ein Mädchen, mit dem Sie sich die Zeit vertreiben konnten, während Sie sich am Ende der Welt langweilen mussten.“
    „Sie müssen es ja wissen, nicht wahr? Schließlich haben Sie sich die Zeit ebenfalls oft genug auf derlei Weise vertrieben!“
    Carlotta verzog missbilligend den Mund. „Sie haben mehrere vorschnelle Urteile über mich gefällt, Mylord. Ich habe nichts getan, dessen ich mich schämen müsste.“
    „Nicht? Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Sie mit Woollatt in den Vauxhall Gardens kokettierten.“
    „Ja, am gleichen Abend lustwandelten Sie mit ihrer … Mätresse durch die Gärten! Können Sie es mir verdenken, wenn ich Sie dafür bestrafen wollte?“
    Er lachte höhnisch. „Sie wollten mich bestrafen? Was zum Teufel habe ich Ihnen denn getan?“
    „Sie haben mich im Stich gelassen!“
    Carlotta hatte es nicht aussprechen wollen. Doch die Worte waren aus ihr herausgesprudelt, ein verzweifelter Schrei ihres gebrochenen Herzens, indem sie ihre Pein so viele Monate verschlossen gehalten hatte. Wütend über die eigene Schwäche legte sie die Hand über die Augen.
    „Wie dumm war ich doch zu glauben, man könne vernünftig mit Ihnen reden“, sagte sie verbittert. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nun gehen würden.“
    „Keine Sorge, Madam, ich gehe schon!“
    Er wandte sich zur Tür. Im selben Augenblick trat ein besorgt blickender Lakai ein.
    „Ein Brief für Sie, Miss. Man hat ihn per Eilboten aus Malberry geschickt.“
    Carlotta schaute ihn einen Augenblick sprachlos an, bevor seine Worte langsam in ihr Bewusstsein drangen.
    „Aus Malberry?“ Sie nahm hastig den Brief und brach mit bebenden Fingern das Siegel. Sich die Handschuhe überstreifend blieb Luke in Türnähe stehen, während sie die wenigen Zeilen überflog. Die Worte sprangen sie förmlich an.
    „Mein … mein Vater. Man hat einen Anschlag auf ihn verübt. Er ist schwer verletzt, und es geht ihm sehr schlecht. Mama möchte, dass ich sofort nach Hause komme …“
    Ein Kloß in ihrem Hals schnürte ihr die Kehle zu. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf, doch sie ergaben keinen Sinn. Sie warf Luke einen verzweifelten Blick zu.
    Er musterte sie mit ernster Miene. „Holen Sie Ihren Mantel“, meinte er ruhig. „Ich werde Sie fahren.“
    „Danke.“
    Rasch holte sie ihren Mantel und den Hut, schrieb eine kurze Nachricht für ihre Tante und kletterte dann zu Luke in die Karriole. Schweigend saß sie neben ihm, während er die Kutsche durch den dichten Verkehr lenkte. Immer noch war sie vor Entsetzen wie gelähmt, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als sie die Stadt hinter sich ließen, faltete sie den Brief auf und las ihn erneut.
    „Ich verstehe das nicht. Wer würde Papa etwas antun wollen? Und warum? Ich kann mir nicht vorstellen …“
    „Nein.“ Er legte seine Hand über die ihre. „Quäl dich nicht mit Fragen und Vermutungen.“
    „Du hast recht. Ich muss warten, bis wir in Malberry sind. Mama wird mir alles erklären.“
    Er drückte ihre Finger. „Versuche, dir keine zu großen Sorgen zu machen.“
    Auf offener Straße ließ Luke die Pferde galoppieren, bis sie sich der Zollstation näherten.
    „Billy, blas das Horn“, befahl er seinem Pferdeburschen knapp. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    In wenigen Sekunden waren sie abgefertigt.
    „Wir kommen gut voran“, meinte Luke ein wenig später mit einem flüchtigen Blick auf die

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