Der Baron und die widerspenstige Schöne
ich Miss Rivington zufällig Gesellschaft. Es war das Mindeste, was ich tun konnte. Darf ich fragen, wie es um Ihren Gatten steht?“
„Er ist auf dem Wege der Besserung, Mylord. Zwar hat er einen starken Schlag auf den Kopf erhalten, aber wir hoffen, dass er keine bleibenden Gesundheitsschäden davonträgt.“
„Mama, erzähle, was geschehen ist“, bat Carlotta.
Zögernd schaute Mrs. Durini zu Luke. Rasch sagte er: „Bitte erlauben Sie mir zu bleiben, Madam. Möglicherweise kann ich Ihnen helfen.“
Mrs. Durini nickte kurz, dann sank sie aufs Sofa, Carlotta zu sich ziehend. „Giovanni hat gestern Abend lange in Malberry Court gearbeitet. Auf dem Heimweg hat man ihm aufgelauert. Wahrscheinlich waren es Straßenräuber. Sie haben ihn überfallen, als er über den Zauntritt stieg. Wäre Jack nicht gewesen, hätte man ihn vielleicht …“ Sie brach ab, um sich mit dem Schürzenzipfel über die Augen zu wischen. „Jack ist unser Hausdiener, Mylord. Er war dabei, den Müll in die Grube zu werfen, als er Giovanni aufschreien hörte. Jack eilte zu ihm, um ihm zu helfen, und der Angreifer flüchtete daraufhin.“
„Der Angreifer? Gab es nur einen?“, fragte Luke stirnrunzelnd.
„Jack hat nur einen Mann gesehen.“
„Hat er ihn erkennen können?“
„Nein, dazu war es zu dunkel.“
„Warum fragen Sie, Mylord? Haben Sie einen Verdacht?“, wollte Carlotta wissen.
„Wie viele Personen benutzen diesen Pfad über den Zauntritt?“, fragte er stattdessen und blieb ihr eine Antwort schuldig.
„Nun, die Bediensteten von Malberry Court benutzen diesen Weg, wenn sie ins Dorf wollen“, antwortete Mrs. Durini.
„Wie oft – einmal, zweimal am Tag?“
„Möglich. Sicher wird der Pfad nach Ankunft von Mr. Ainslowe und seinen Gästen öfter benutzt werden.“
Sorgenvoll blickte Carlotta Luke an. „Lu… Lord Darvell, was wollen Sie damit sagen?“
Er zögerte kurz mit der Antwort, dann meinte er: „Die Stelle scheint mir ein recht ungünstiger Ort für einen Hinterhalt von Straßenräubern zu sein.“
Als ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde, lief Carlotta ein eiskalter Schauder den Rücken hinunter. „Sind Sie der Ansicht, man hat Papa absichtlich aufgelauert?“
Mrs. Durini entfuhr ein erstickter Schrei. „Nein, das kann nicht sein! Giovanni hat keine Feinde.“
„Sind Sie sich dessen auch ganz gewiss?“, fragte Luke.
„Selbstverständlich. Er ist hier in Malberry ein angesehener Mann. Alle mögen und schätzen ihn.“
„Wenn Sie mir erlauben, möchte ich meinen Burschen dennoch einige Erkundigungen im Dorf einholen lassen. Vielleicht ist ein Fremder im Ort gewesen. Wissen Sie vielleicht, ob irgendjemand einen Groll gegen Ihren Gatten hegt?“
„Mein Vater ist ein ehrenwerter Mann“, erwiderte Carlotta mit stolz erhobenem Kopf. „Er zahlt seine Schulden pünktlich und hat noch nie jemanden betrogen.“
Unverwandt blickte Luke sie an. „Das bezweifle ich auch gar nicht. Bis wir diese Angelegenheit aufgeklärt haben, sollten Sie allerdings besondere Vorsicht walten lassen.“
„Wir werden Ihren Rat beherzigen, Mylord“, versprach Carlotta. „Danke.“
„Ja, vielen Dank, Mylord, auch nochmals dafür, dass Sie meine Tochter so rasch zu mir gebracht haben. Ach herrjeh, ich habe Ihnen noch gar keine Erfrischung angeboten, ich werde schnell …“
Luke hob abwehrend die Hände. „Nein, bitte machen Sie sich keine Umstände, Madam.“ Er stand auf. „Mein Bursche wartet im ‚George‘ auf mich. Ich werde mich nach Malberry Court begeben. Wenn ich darf, würde ich Sie gerne morgen noch einmal aufsuchen.“
Seine Worte hatten eine beruhigende Wirkung auf Carlotta. „Sie fahren also nicht in die Stadt zurück?“
„Nein.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihr warm ums Herz werden ließ. „Ich werde in Malberry Court bleiben, bis James eintrifft.“
„Sie sind uns hier jederzeit willkommen, Mylord“, sagte Mrs. Durini.
„Vielen Dank, Madam. Miss Rivington ist in großer Eile abgereist. Soll ich Billy in die Stadt schicken, um ihr Gepäck zu holen?“
„Es ist nicht nötig, dass Sie sich diese Mühe machen, Mylord. Ich habe genügend Kleider hier.“ Carlotta lächelte leicht. „Sie mögen zwar nicht modisch oder elegant sein, aber sie sind passabel und reichen mir durchaus.“
Ihre Mutter nickte. „Ja, in der Tat, Liebes. Denn ich werde dich gewiss nicht vor die Tür lassen, solange du hier bist.“ Sie blickte zur Decke, als könne sie es nicht erwarten, zu ihrem
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