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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Unterschicht schliefen im selben Zimmer, sogar im selben Bett. Und das lag einfach daran, dass ihre trostlosen kleinen Häuschen getrennte Schlafzimmer nicht hergaben. Madelyn sagte, aus diesem Grunde müsste man Mitleid mit den Armen haben.
    Madelyn war eine dumme Kuh. Es war nicht nett, so über die eigene Schwester zu denken, aber es war nun mal so. Wenn Beau einen Makel hatte, dann war es der Umstand, dass er vor so vielen Jahren geglaubt hatte, in Madelyn verliebt zu sein. Manchmal dachte Chelsea, sie müsste ihm sagen, dass er mit ihr so viel glücklicher werden würde … zumindest dann, wenn Thomas begriffen hatte, dass er ihn nicht erschießen durfte.
    Doch jetzt hatten sie sich verirrt, dessen war sie sicher. Und die Frau, die einem Mann, der das Naheliegende zu leugnen versuchte, dieses nicht unter die Nase rieb, musste noch geboren werden. Auch dessen war sie sicher.
    Beau gab seine Wanderung endlich auf und setzte sich neben Chelsea auf den Baumstamm. „Weißt du, meine Mutter hat einmal gesagt, man habe sich nie im Leben verirrt, wenn man dort, wo man sich befindet, glücklich ist.“
    Chelseas Herz machte einen kleinen Hüpfer. „Was für ein hübscher Gedanke. Die Frage ist – bist du glücklich an dem Ort, wo du dich befindest, Oliver?“
    Er wandte den Kopf und sah ihr ins Gesicht, vermutlich zum ersten Mal an diesem Vormittag. „Tja, mal sehen. Ich könnte irgendwo in einem geheimen Kerker in Eisen liegen. Dort wäre ich nicht glücklich. Oder als Galeerensklave weit draußen auf hoher See, wo ich den ganzen Tag rudern muss und nichts sehe außer dem Rücken des armen Tropfs vor mir. Auch dort wäre ich nicht glücklich.“
    Er war so hinreißend, wenn er ihren Fragen auswich. „Du könntest vor Covent Garden in einem Barbierstuhl sitzen, um dir einen Zahn ziehen zu lassen“, sagte sie und schauderte unwillkürlich. „Ich weiß wohl, dass ich dort nicht glücklich wäre. Oder du könntest fast zwei Stunden lang auf einem harten Stuhl sitzen und einer Predigt von Francis Flotley zuhören. Übrigens erscheint mir beides gleichermaßen qualvoll, denn beide Vorstellungen verursachen mir Zahnschmerzen. Doch die Frage bleibt, Oliver: Bist du glücklich an dem Ort, wo du dich befindest? In diesem Augenblick?“
    Er nahm ihre behandschuhte Hand, hob sie an seine Lippen und küsste die Haut zwischen Handschuh und Ärmelmanschette. „Ich bin glücklich mit meiner Gesellschaft“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln, dann schüttelte er den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass wir uns verirrt haben. Wir hätten längst wieder auf die Great North Road stoßen müssen, ich bin mir ganz sicher. Stattdessen habe ich das scheußliche Gefühl, dass wir im Kreis geritten sind und bald wieder an unserem Ausgangspunkt ankommen.“
    Chelsea massierte das Stückchen Haut, das er geküsst hatte, rieb den Kuss ein, nicht ab, auch wenn sie selbst nicht wusste, warum. Sie hatte auch vorher schon Dutzende von Handküssen bekommen. Oft von vermeintlichen Experten. Doch keiner hatte jemals irgendeine Wirkung gezeigt. Jetzt prickelte ihre Haut, prickelte es am ganzen Körper. Und sein Kuss war nur eine lässige Geste gewesen, er hatte sich nicht einmal Mühe gegeben!
    Vielleicht verfügten Frauen über eine Art inneren Schalter. Der befand sich an einer geheimen Stelle, wartete seine Zeit ab, bis etwas wie in der vergangenen Nacht geschah, und wurde dann umgelegt, wie bei einem mechanischen Spielzeug. Mädchenzeit ausgeschaltet, Frausein eingeschaltet. Einmal eingeschaltet, gab es kein Ausschalten mehr, und für den Rest ihres Lebens würde ihr Körper ihr bei jedem Handkuss zuflüstern: Du weißt ja, da ist noch mehr. Viel mehr .
    Und Beau hatte diesen geheimen Schalter entdeckt, ihn umgelegt, und sie drehte sich im Kreise. Ja, wahrscheinlich sollte sie sich wirklich bei ihm bedanken …
    „Ich kann sehr gut Karten lesen“, informierte sie Beau, wohl wissend, dass sie ihre Gedanken nicht weiter schweifen lassen konnte, ohne sich selbst völlig zum Narren zu machen. „Zeig mir deine.“ Er zögerte und zog eine Braue hoch, wie Männer es tun, wenn sie ohne Worte sagen wollen: So so, du hältst dich wohl für klüger als mich ?
    Wirklich, manchmal waren Männer so dumm. „Komm schon, Oliver, gib sie mir. Schlechter als du kann ich es auch nicht machen.“
    Er griff in seine Tasche und reichte ihr widerwillig die Karte. „Ich muss sie dir erklären“, sagte er, als sie sie entfaltete. Ihre Augenbrauen schossen

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