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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Weggefährten zu Hilfe zu kommen?“
    „Ich könnte ihn erschießen und so aus seinem Elend erlösen“, sagte Beau. Sie musterten den großen, dünnen Gecken, der versuchte, in höchstens zum Tanzen geeigneten Abendschuhen mit roten Absätzen die Böschung herauf auf die hügelige Wiese zu klettern. „Was zum Teufel treibt er dort in diesem Aufzug?“
    Chelsea hatte sich halb abgewandt und knöpfte die Jacke ihres Reitkleides zu. Beau war offenbar ein Meister im unbemerkten Aufknöpfen, während sie nichts gespürt hatte außer seiner Zärtlichkeit. Höchstens eine halbe Sekunde verschwendete sie an die Frage, wo er diese Fähigkeit erlernt haben mochte, und tat den Gedanken als ihrer unwürdig ab. Immerhin war er sieben Jahre älter als sie. Da lag es nahe, dass er mit anderen Frauen geschlafen hatte. Womöglich mit Dutzenden. Was aber nie wieder vorkommen würde, denn sonst würden in seinem Rücken bald sechs Pfeile stecken. Du liebe Zeit. Anscheinend gehörte sie zur Sorte dieser grauenhaften eifersüchtigen Frauen. Das hatte sie nicht gewusst.
    Doch diese Erkenntnis musste sie später näher erforschen, denn der Mann näherte sich ihnen, so schnell sein affektierter Gang es erlaubte.
    Jetzt erst konnte sie ihren „Weggefährten“ richtig erkennen und verstand Beaus Frage. Der junge Mann war wie für einen Ball gekleidet; seidene Kniehosen, bestickte Strümpfe, diese grauenhaften Schuhe und mehr Spitze an Hals und Handgelenken als an der hässlichen Tischdecke aus Großmutter Enids Nachlass. Er war blutjung und zu sehr um ein weltgewandtes Auftreten bemüht.
    Bei näherem Hinsehen ließ sich etwas wie eine hochrädrige offene Kutsche auf der Straße unterhalb von ihnen erkennen. Wie es aussah, klammerte sich eine junge Frau an den gefährlich hohen Sitz, als hinge ihr Leben davon ab. Eines der Räder war tief in den Schlamm gesunken, was wohl die Folge der Kombination aus den Regenfällen des Vortags und ungeschicktem Kutschieren war.
    „Dort unten ist eine Frau“, informierte sie Beau und zeigte auf die Kutsche. „Wie es aussieht, eine junge Frau. Oliver! Was meinst du, sind die beiden durchgebrannt? So muss es sein. Genauso wie wir. Weißt du, was das bedeuten würde?“
    „Ja. Es bedeutet, dass ich, falls das Rad festgefahren ist, gleich sehr zornig werde.“
    „Nein, Dummkopf. Gut, ja, wahrscheinlich wirst du zornig, denn ich fürchte, es ist Ehrensache, dass wir ihnen helfen. Aber in erster Linie bedeutet es, dass wir uns doch auf dem richtigen Weg befinden.“
    „Es sei denn, der kleine Dandy hat sich verirrt, so wie wir“, ergänzte Beau nüchtern. „Und wenn mein Orientierungssinn nicht besser ist als der dieses hirnlosen Tölpels, muss ich mir womöglich selbst die Kehle durchschneiden. Komm, wir sitzen auf und reiten ihm entgegen. Sonst bricht er sich noch einen Absatz ab, und ich muss den Schwachkopf tragen.“
    Chelsea verbarg ihr Lächeln bedachtsam und vermutlich klugerweise, indem sie sich abwandte. Beau hob sie hoch und setzte sie in den Damensattel, bevor er selbst sein Pferd bestieg. Dann ritten sie im Schritt den grasbewachsenen Hügel hinunter zu dem jungen Mann, der stehen geblieben war und versuchte, ein paar kleine Kletten von seinen Strümpfen zu zupfen.
    „Wer zum Teufel sind Sie und was haben Sie mit dieser jungen Frau vor?“, fragte Beau ohne lange Vorrede.
    „Oliver!“, rief Chelsea nicht gar so schockiert, wie sein schlechtes Benehmen es wohl gerechtfertigt hätte. Schließlich hatte jemand, der eine hochrädrige offene Kutsche mit einer jungen Frau an seiner Seite bis nach Schottland lenken wollte, im Grunde keine Höflichkeit verdient. Was Beau verdient hatte, der seine durchgebrannte Braut zwang, die gleiche Reise zu Pferde und nur mit einer kleinen Tasche voll zunehmend schlapper Unterwäsche zu unternehmen, wusste sie nicht recht. Doch jetzt war wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn darauf hinzuweisen.
    „Lieber Herr“, sagte der junge Mann, setzte den Hut – mit Federschmuck! – ab und verbeugte sich elegant vor Beau und Chelsea. Nun ja, so elegant wie eben möglich, bedachte man, dass er im nassen Gras ausglitt. „Liebe Dame. Gestatten Sie, dass ich armer Tropf mich zur Erklärung und Erbauung zur Verfügung stelle.“
    „Ich glaube, behaupten zu können, dass ich nicht im Geringsten erbaut sein werde“, sagte Beau. „Aber fahren Sie fort. Ich habe London in dieser Saison vorzeitig verlassen und den Besuch eines Possenspiels versäumt.“
    Der junge

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