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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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in die Höhe, als sie den Wirrwarr von Linien und Kritzeleien betrachtete. Die Karte war gezeichnet, wie der Hahn auf dem Misthaufen kratzt.
    „Nein, nein, ich glaube, ich verstehe sie auch so“, sagte sie und hoffte, dass sie das verflixte Ding nicht falsch herum hielt. „Schau, hier ist London. Und dort ist Blackthorn, ja?“ Mit der Fingerspitze folgte sie einer Linie in Richtung Norden. „Ah ja, hier ist die Great North Road. Und da sind auch all die Städte und Städtchen, die wir passiert, aber nicht gesehen haben. Highgate, Hatfield, Steven… Du liebe Zeit, Oliver, du hast eine grauenhafte Handschrift! Stevenage. Litchworth, Peterborough.“
    Sie beschränkte sich schließlich auf Lippenbewegungen, während sie den Schlangenlinien der Great North Road und anderen, wie sie vermutete, kleineren Straßen folgte. „Ah, und hier ist Gateshead. Das ist unser nächstes Beinahe-Ziel, nicht wahr? Noch so ein winziges Gasthaus irgendwo außerhalb von Gateshead? Und dann kommt Newcastle upon Tyne, Brunswick-upon-Tweed und dann …“
    „Berwick.“
    „Wie bitte?“, fragte sie und hob den Blick.
    „Es heißt Berwick-upon-Tweed“, meldete er. „Du hast Brunswick gesagt.“
    Blinzelnd betrachtete sie die Karte und zuckte die Achseln. „Ich habe nur geraten, so oder so. Ich habe versucht, mich an die Namen zu erinnern, die du ein paar Mal genannt hast. Wirklich, ich kann höchstens jedes zweite Wort von deinen Kritzeleien entziffern.“
    „Bitte um Verzeihung, Ma’am. Ich war ein bisschen in Eile, als ich die Karte angefertigt habe. Ein wutschnaubender Bruder hätte jeden Augenblick meine Haustür eintreten und mich erschießen können. Und eine junge Dame, an deren Existenz ich mich kaum erinnern konnte, verlangte voller Ungeduld, dass ich mit ihr durchbrenne. Mir ging es nicht primär um Schönschrift.“
    Chelsea nickte. „Und du warst zu drei Teilen betrunken“, ergänzte sie, da er es offenbar vergessen hatte. „Unter den Umständen hast du wohl gute Arbeit geleistet. Jetzt zeig mir, wo wir uns deiner Meinung nach befinden, oder wenigstens, wo wir waren, als es zu regnen anfing.“
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern, und gemeinsam studierten sie die primitive Karte. „Hier“, sagte er schließlich. „Ich glaube es zumindest. Unser Ziel ist ein Gasthaus außerhalb von Gateshead. Nördlichere Regionen brauchst du nicht zu berücksichtigen, denn Gretna Green liegt viel weiter im Westen. Siehst du? Diese Linie hier.“ Er zeigte auf eine weitere Schlangenlinie. „Wie ich hörte, ist es gang und gäbe, dass Paare, die durchbrennen, in Gateshead Rast einlegen, bevor sie sich nach Westen wenden und dann zügig nach Schottland reisen.“
    „Na, das ist doch der Gipfel der Dummheit, oder? Wenn es allgemein bekannt ist, kann doch jeder Beliebige einfach nach Gateshead kommen, dort sein Lager aufschlagen und Flüchtige aufgreifen, die dumm genug sind, in einem der Hotels gemütlich zu Abend zu speisen.“
    Beau lachte. „So habe ich es noch nicht betrachtet, aber mir ist etwas anderes eingefallen, falls dein Bruder noch nicht bis hierher gekommen sein sollte. Ein Bastard zu sein macht nicht immer Spaß, doch sich von Zeit zu Zeit wie einer zu verhalten, kann durchaus vergnüglich sein. Erzähl mir noch mal, wie groß mögen die Probleme sein, die deine Schwester macht?“
    Chelsea überlegte ein Weilchen.
    Schließlich glaubte sie, eine passende Antwort gefunden zu haben. „Wie groß mögen Hannibals Probleme gewesen sein, als er mit all diesen Elefanten die Alpen überquert hat?“
    „Ziemlich groß, nehme ich an.“
    „Ja, ich auch. Aber wenn wir Thomas’ Last mit Madelyn an den vergangenen Tagen mit Hannibals dahingehend vergleichen wollen, wer von beiden die größeren Schwierigkeiten hatte, dann müssten meiner Meinung nach die Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Dann würden wir lesen, dass Hannibal und seine Dickhäuter eine gemächliche Reise durch eine liebliche Hügellandschaft unternahmen.“
    Beau lachte. „Das klingt vielversprechend.“
    „Ja. Auch wenn sie einen ganzen Tag vor uns schon unterwegs waren, würde ich sagen, dass wir ihnen inzwischen wahrscheinlich voraus sind, weil du ein so herzloser Zuchtmeister bist oder warst, bis du uns in die Irre geführt hast. Entschuldige. Was hast du vor, wenn wir Gateshead erreicht haben? Willst du sämtliche Hotels und Gasthäuser niederbrennen?“
    „Nichts dermaßen Drastisches, nein.“ Er stand auf und streckte ihr seine Hand

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