Der Bastard von Tolosa / Roman
verfaulen einem ja die Eingeweide,
per Dieu!
Ich will vom Besten in deinem Keller. Ich weiß, du versteckst da ein Fässchen für deine liebsten Gäste. Also raus damit.«
Der Wirt schätzte Pilets Auftritte und rief grinsend,
»Si,
Signore
Raimondo!
Subito, subito!«,
und lief eilfertig zum Schanktisch zurück.
»Und dazu einen großen Teller gegrillter Sardinen«, dröhnte Pilets Stimme ihm hinterher. »Und nicht die halbverwesten von letzter Woche. Ich will sie so frisch, dass sie noch zappeln, hörst du?«
Der Wein, den das Mädel nun brachte, war wirklich besser, und kurz darauf stand ein Riesenteller heißer Sardinen vor uns. Pilet halbierte eine Zitrone und träufelte den Saft ausgiebig über den Fisch. Dann langten wir mit bloßen Fingern zu.
»Ich höre, du hast Unglück gehabt, Alter«, sagte Pilet beim Kauen mit ernster Miene, während ihm das Öl in den Bart lief. »Du weißt, du hast mein verdammtes Mitgefühl.«
Das unterstrich er, indem er mir kurz mit der öligen Faust auf den Arm schlug, sich dann aber schnell einen weiteren Fisch schnappte. »Du kennst meine Meinung zu diesen Dingen. Viel Jammern und Klagen hilft nicht. Bringt die Frau nicht wieder.« Er stopfte ein großes Stück Brot nach. »Besser wir gedenken ihrer mit Fröhlichkeit!«
Er hob seinen Becher und stieß mit mir an. »Erzähl mir von der Schlacht gegen unsere Türkenfreunde. Zum Henker, den Tanz hab ich verpasst.«
Das war mein Pilet, wie ich ihn kannte. Der würde noch im Angesicht des Todes fröhlich seine Possen reißen und selbst dem Teufel verächtlich ins Gesicht spucken. Mit einem Kerl wie Pilet an der Seite konnte einem nichts geschehen. Das konnte ich selbst bezeugen, denn er hatte mir schon einige Male die Haut gerettet. Außerdem war ich ihm dankbar, nicht über Nouras Tod reden zu müssen. Es war an der Zeit, wieder zu lachen und die Spinnweben aus dem Hirn zu blasen. Ich stieß mit ihm an, und wir leerten die Becher in einem Zug.
Als ich meinen Bericht über das Gefecht in den Bergen beendet hatte, meinte er lobend: »Gute Arbeit, Jaufré! Schnell handeln und voll drauf! Einzig richtige Kampfweise. Du darfst ihnen keine Zeit lassen, dich zu umzingeln und mit ihren verdammten Pfeilen zu zermürben.« Er goss sich den Inhalt eines weiteren Bechers in die Kehle und meinte grinsend: »Vielleicht wird ja doch noch ein passabler Heerführer aus dir!«
Inzwischen gesellten sich andere zu uns. Guilhem erschien, setzte sich und griff nach der letzten Sardine auf dem Teller, woraufhin Pilet ihm mit dem Messer drohte und dann dröhnend lachte, als Guilhem erschrocken die Hand zurückriss. Roger d’Asterac trat in die Schenke. Ich winkte ihn heran, und kurze Zeit später setzte sich noch ein alter Kamerad aus Montpelher zu uns, den sie Robert
lo Caval,
das Pferd, nannten. Diesen Spitznamen verdankte er seinem angeblich riesigen Liebesstecher. Man munkelte, der war so lang wie der eines Hengstes und so dick wie ein Unterarm und dass die Dirnen um Gnade schrien, wenn er ins Hurenhaus trat.
Das Gespräch kam auf die Bestrafung der Gefährten Ricards. Guilhem erzählte Pilet von der Feigheit dieses Kerls, Leon
la Vespa,
und zischte abfällig durch die Zähne.
»Die Strafe war zu hart«, ließ ich mich vernehmen. »Ich weiß nicht, was mich geritten hat.«
»Nicht hart genug, sag ich!«, schrie Robert
lo Caval.
»Wie willst du mit solchen Halunken in die Schlacht ziehen. Da muss man fürchten, dass sie einem das Schwert in den Rücken stoßen.«
»Was mir in der Nase stinkt, ist, dass Bertran seinen Vetter vom Haken lässt. Der hätte es als Erster verdient«, dröhnte Pilet, der offenbar davon erfahren hatte. »Ricard war zwei Monate unter meinem Befehl, bevor ich ihn zu dir gehen ließ. Er wollte unbedingt in der Festung dienen. Ich hätte dich warnen sollen, denn auch bei mir hat er Ärger gemacht.«
»Erzähl!«, riefen die anderen.
»Einer meiner Kerle hatte ein bildhübsches Weib, und es ist wahr, sie wackelte arg mit dem Hintern, wenn sie durchs Lager schritt, aber man macht sich nicht an die Frau eines Kameraden ran, oder?« Pilet goss sich Wein in die Kehle und rülpste genüsslich.
»Was war dann?«, fragte Guilhem, der Weibergeschichten liebte.
»Tag und Nacht ist er der armen Frau nachgestiegen, richtig belästigt hat er sie. Doch sie wollte nichts von ihm. Ihr Mann hat ihn schließlich zur Rede gestellt, und bald darauf zogen sie die Waffen. Ricard hat ihn nach zwei Streichen erschlagen und dabei laut
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