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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Männern. Zwei Pfeile schickte Hamid ihm nach, aber sie blieben im Schild stecken, den er auf den Rücken geschwungen hatte.
    Ich pfiff die Hunde zurück. Kein Grund, ihr Leben unnötig aufs Spiel zu setzen. Mit dem Bogen in der Hand sprang Hamid leichtfüßig von den Steinen herunter und grinste. »Fürs Erste nicht schlecht, oder?«
    Brun sah sich erstaunt um. »Zwanzig Kerle im Anmarsch, und ich denke schon,
ome,
den Sonnenaufgang wirst du nicht mehr erleben … und dann dies …« Er deutete auf das Gemetzel, das wir angerichtet hatten.
    Von den fünf Männern, die Hamids Pfeile ereilt hatten, waren zwei tot. Einer saß auf dem Boden und röchelte im Blut, das aus seiner Halswunde drang. Er sah uns mit wilden Augen an und wusste, dass er ein toter Mann war. Ein älterer, grobschlächtiger Kerl mit einem Pfeil in der Schulter erhob sich wankend und knickte dann wieder in die Knie. Er blickte halb ergeben, halb trotzig, als erwarte er jeden Augenblick den Todesstoß. Hamid nahm einen Lederriemen und begann, ihm Hände und Füße zu binden. Seine Leute würden sich später um ihn kümmern können. Der Letzte, den es auf dem Hang erwischt hatte, kroch auf allen vieren seinen Kameraden hinterher. Der Kerl, den die Hunde so übel zugerichtet hatten, bewegte sich nicht mehr. Der mit der zerhackten Schulter lag mit angsterfüllten Augen schwer atmend auf dem Rücken, und sein pulsendes Blut mischte sich mit dem Morgentau im Gras. Für ihn konnten wir nichts mehr tun.
    »Meint Ihr, sie kommen wieder?«, fragte Brun.
    »Je nachdem, wie entschlossen sie sind«, erwiderte ich.
    »Aber wir haben neun von ihnen erledigt.«
    »Sie sind immer noch in der Überzahl, und die Überraschung ist nicht mehr auf unserer Seite.«
    »Es war der Schnauzbart, habe ich recht?«
    »
Certas.
Der Reiter im Regen. Er ist uns gefolgt, um sich hier mit seiner Bande zu treffen.«
    Ich rief nach Adela, und sie kletterte auf unsicheren Füßen den Fels herunter, gefolgt von ihrer Magd. Mit entsetzten Augen starrten beide um sich.
    »Schau nicht hin,
mon cor!
« Sie warf sich mir in die Arme. »Und vergiss nicht, dass sie uns töten wollten.«
    Ich wandte mich dem Jungen mit der Axt zu. Er saß verängstigt im Gras und hielt sein blutendes Bein umklammert. Ich hockte mich neben ihn. »Lass die Wunde sehen,
mon gartz.
«
    Er nahm die Hand weg, aber vor lauter Blut, das aus der Kniekehle trat, ließ sich nicht viel erkennen. Hamid schnitt das Beinkleid aus rauhem Wolltuch auf, spülte das Blut mit Wasser aus seiner Flasche weg und prüfte die Wunde. Dann legte er einen Verband an, dass ein mit eingebundenes Holzstückchen fest auf die Wunde presste und sie verschloss.
    »Du wirst für den Rest deines Lebens humpeln«, sagte er grimmig. »Doch es wird dich lehren, Räubergesindel zu folgen.«
    »Wie heißt du?«, fragte ich den Burschen.
    Der Junge wagte nicht, mich anzusehen. Er hatte braune Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen, und klare Augen. Ein hübscher Bursche. Vielleicht siebzehn oder achtzehn. Ich stieß mit dem Stiefel an seinen gesunden Fuß und wiederholte die Frage.
    »Enric«, antwortete er mürrisch.
    »Es tut mir leid für deine Wunde, Enric. Aber es geht dir immer noch besser als denen da.« Dabei wies ich auf die Toten. »Wer ist euer Anführer?«
    »Nemo.«
    »Nemo? Er nennt sich Nemo?«
    »Ja, Herr!«
    »Das ist doch kein Name!« Nemo heißt
niemand
auf Lateinisch. Wie konnte ein Mann sich Niemand nennen? »Sag mir, wie er wirklich heißt!«, befahl ich unwirsch.
    »Was macht es, wie der Kerl heißt?«, sagte Hamid milde. »Lass den Jungen in Ruhe.«
    »Er soll …«
    Weiter kam ich nicht, denn jemand brüllte von unten zu uns herauf.
»Cavalier!«,
und nochmals,
»Senher Cavalier!«
    Ich formte die Hände zum Trichter. »Bist du das, Nemo? Oder wie du dich nennst?«
    »Ganz recht.«
    Die Hunde waren aufgesprungen und knurrten. »Was willst du, Galgenvogel?«, schrie ich zurück. »Hast du nicht genug? Sollen wir auch den Rest von euch erledigen?«
    »Ein guter Trick,
Senher.
Ich habe Euch unterschätzt.«
    »Dann unterschätz uns nicht ein zweites Mal!«
    »Ihr seid umstellt«, scholl es herauf. »Der Südhang ist nicht begehbar, und Wasser gibt es keines da oben. Gebt uns also Euer Gold, und wir lassen Euch gehen.«
    »Hier ist kein Gold.«
    »Oh, doch! Beim Juden Ephraim seid Ihr mit Beuteln voller Gold herausgekommen.«
    »Willst du dich versündigen,
vilan?
Gott sagt, du sollst nicht stehlen.«
    »Und der Herr

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