Der Bastard von Tolosa / Roman
hast du die Pferde gelassen?«
»Tiefer am Südhang im Wald, Herr.«
Es war besser so. Sie hätten die Angreifer bemerkt und wären unruhig geworden. Alexis hatte einen meiner erbeuteten Türkenhelme aufgestülpt, und die Ringe seines leichten Panzers schimmerten in der Dunkelheit. Seine Augen waren geweitet vor Angst. Ich tätschelte ihm aufmunternd die Wange.
»Wie viele sind es?«, wollte Brun wissen.
»An die zwanzig.«
»Deable!«,
entfuhr es ihm.
»Nein, Teufel sind das nicht«, lachte ich leise und fuhr mit der Hand durchs taufeuchte Gras, um meine trockenen Lippen zu benetzen. »Wir werden schon mit ihnen fertig werden.«
Alles hing davon ab, wie gut unsere Überraschung gelang. Brun zog sein neues Schwert. Er fuhr leicht mit dem Daumen über die scharfe Schneide. »Hiermit wird es ein Vergnügen sein. Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herr. Aber sollte ich fallen, dann begrabt mich nicht an diesem Teufelsort«, flüsterte er kaum hörbar.
»Wenn du tust, was ich sage, wirst du als alter Mann im Bett sterben«, grinste ich zurück.
Ich zog nun selbst das Schwert. So standen wir eine lange Zeit, während sich immer noch nichts rührte. Der Morgen graute fahl und ließ Felsen und Sträucher erkennen. Die ersten Vögel schmetterten ihr Morgenlied. Ein Schweißtropfen lief mir in den Nacken. Und plötzlich standen die Hunde stocksteif, mit hochgezogenen Lefzen und gebleckten Zähnen. Da war ein schwaches Geräusch, wie Füße, die leicht durch feuchtes Gras streifen. Dann nichts mehr. Schließlich aufgeregtes Flüstern, gefolgt von einem unterdrückten Fluch. »
Merda,
sie sind nicht hier.« Und ein anderer antwortete: »Wie kann das sein?«
Da ließ sich über uns das Geräusch einer Bogensehne vernehmen, fast melodisch wie die hart angezupfte tiefe Saite einer Harfe. Ein gurgelnder Schrei und ein schwerer Fall. Es hatte begonnen!
Ich riss den Schild hoch und packte mein Schwert fester. Wieder tönte Hamids Bogensehne, erneut gefolgt vom Schrei eines Getroffenen, dann noch ein drittes Mal. In weniger Zeit, als man braucht, einen Becher Wein hinunterzustürzen, hatte Hamid drei Männer außer Gefecht gesetzt. Wir hörten das Geräusch von Füßen im Gras, erschrockenes Gestammel und eine aufgeregte Stimme: »Da, auf dem Felsen! Er ist da oben!«
»Thor, Odin! Fass!«, schrie ich.
Zähnefletschend und mit wütenden Kehllauten sprangen sie vor. Sie warfen sich gegen unsere Angreifer, und wir hörten ihr schreckliches Knurren, die entsetzten Schreie, als ihre Fänge sich in Menschenfleisch vergruben. Schild hoch und mit dem Schwert in der Hand stürmten Brun und ich hinterher.
Vor uns wogte ein verwirrtes Knäuel von schreckgelähmten Männern. Die meisten schlecht bewaffnet. Ein Kerl lag zuckend im feuchten Gras. Blut aus einer tiefen Halswunde spritzte zwischen seinen Fingern hervor. Ein anderer kroch schreiend auf allen vieren, um von den entfesselten Doggen wegzukommen. Diese stürzten sich wie Höllenhunde auf neue Opfer, die ihnen ihre kümmerlichen Waffen entgegenstreckten. Einem der Männer fuhr ein weiterer Pfeil in die Brust, und er ging in die Knie.
Mit erhobenen Schwertern und wildem Geheul stürzten Brun und ich uns ins Getümmel. Einem rammte ich den Schild ins Gesicht, während Brun ihm seine Waffe in den Bauch stieß. Einem anderen hackte ich in die ungeschützte Schulter. Er brach in die Knie, und ich trat ihm gegen die Brust, um meine Klinge zu befreien. Von rechts schwang eine Axt auf mich zu. Im letzten Augenblick drehte ich mich weg, so dass sie schmerzhaft von den Kettengliedern meines Oberarms abglitt. Ein junges Gesicht starrte mich erschrocken an, dann wandte sich der Axtträger zur Flucht. Mein Schwert kam frei. Mit der Rückhand schwingend erwischte ich ihn an der Kniekehle. Er ging zu Boden, ließ die Axt fallen und hob schützend die Hände vors Gesicht. Ich ließ von ihm ab und wandte mich einem kräftigen Graubart zu, der mir seinen Speer entgegenreckte. Hinter ihm stand ein gut bewaffneter Kämpfer, Schild vor und Schwert in der erhobenen Faust. In ihm erkannte ich den hageren Kerl mit dem Schnauzbart. Im Lärm des Kampfes schrie er seinen Leuten etwas Unverständliches zu.
Den Speerstoß des Graubarts wehrte ich ab und holte zum Gegenschlag aus. Aber plötzlich wandten sie uns den Rücken zu und rannten in heilloser Flucht den Hang hinunter, verfolgt von Hamids Pfeilen, die noch einen von ihnen niederstreckten. Auch der Schnauzbart folgte seinen erschrockenen
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