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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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für dich.«
    »Ihr fragtet, warum ich mich vor Euch gestellt habe.«
    »Und ich bin dir dankbar dafür.«
    »Es geht nicht um Dankbarkeit.«
    »Schon gut. Ich bin weniger einfältig, als du zu glauben scheinst«, lachte er. »Einer für alle, alle für einen. Die Gesinnung des selbstlosen Soldaten.« Es war spöttisch gemeint, so dass ich, zum Teufel mit der Höflichkeit, versucht war, aufzustehen, um ihn in der Nacht allein sitzen zu lassen. Aber da war etwas in seiner Stimme gewesen, als ob er das einfache Band der Kriegergemeinschaft in seiner eigenen Welt schmerzlich vermisste.
    Auch Bertran schien seltsam verstimmt, denn plötzlich nörgelte er: »Ich bin es leid, allein zu trinken.« Er rief lauthals seinen Knecht und verlangte nach einem Lederbecher für mich. Dann goss er selbst ein, wobei er ein paar Tropfen verschüttete, denn seine Hand war nicht mehr so sicher, und reichte mir den Becher.
    »Einfache Soldaten sind doch trinkfest. Also trink,
per Dieu!
«
    Ich hob den Becher und leerte ihn in einem Zug.
    »Herr, es ist spät. Und Ihr sagtet, Ihr wolltet etwas mit mir besprechen.«
    »
Deable!
Das tue ich doch gerade.« Er sah mich gereizt an. »Montalban, du bist einer meiner Hauptleute. Ich muss mich auf dich verlassen können. Deshalb will ich wissen, aus welchem Holz du geschnitzt bist.«
    »Damit ich für Euch berechenbar werde?«
    »Natürlich.« Er grinste entwaffnend. Ich verstand, was er meinte. Schließlich versuchte auch ich, ihn abzuschätzen.
    »In der Hauptsache will ich mein eigener Mann sein«, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung. Wie war ich denn auf so etwas gekommen? »Das hört sich dumm an«, fügte ich lahm hinzu. »Ich meine, so zu leben, wie man es für richtig hält, und sich selbst treu zu bleiben.« Ich schwieg verlegen. Verdammt! Ich wünschte ihn zum Teufel mit seinen lästigen Fragen.
    Bertran lächelte. »Nein. Hört sich keineswegs dumm an.« Er steckte sich noch eine Dattel in den Mund und kaute. »Den meisten Männern kann man gleich ansehen, zu welchem Schlag sie gehören. Ihr dagegen …« Er musterte mich eindringlich und spuckte dann den Kern aus. »In Zukunft will ich Vertrauen zwischen uns und dass Ihr Eure Gedanken mit mir teilt. Es ist mir wichtig!«
    »Warum?«
    »Weil ich, verdammt noch mal, guten Rat gebrauchen kann!«
    »Ich will es beherzigen«, erwiderte ich steif, »aber Ihr überschätzt mich, Herr. Ich bin Kriegsmann und verstehe nichts von den Umtrieben der Fürsten. Und was mich persönlich antreibt? Ich mache mir nicht viel aus Titeln, Ruhm oder Reichtum.«
    »Umso besser. Dann seid Ihr schwerer zu bestechen.« Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. Die Datteln schienen ihm zu schmecken. Er nahm eine weitere und wischte sich die Finger am Wams ab.
    »Ich bin kein großer Kriegsherr, Montalban«, nahm er den Faden wieder auf. »Wenn ich aus dieser Grafschaft etwas machen soll, dann brauche ich verlässliche Männer, die ihr Handwerk verstehen.«
    »Tolosa konnte immer auf mich zählen«, sagte ich vorsichtig.
    »Solange ich mich anständig benehme und nichts Unehrenhaftes von Euch verlange. Das wollt Ihr doch sagen, oder?« Dabei lächelte er verschmitzt.
    Ich grinste zurück und nickte. Ich begann, ihn zu mögen. Redlichkeit, Ehre, Selbstachtung. Für mich waren das nicht nur Worte. Sein Vater Raimon war oft hart gewesen, doch immer ehrenhaft, und so einem Herrn konnte man bedingungslos dienen, denn was hat ein Soldat außer seiner Ehre?
    »Also, darauf trinken wir, mein Freund!«, rief er.
    Er leckte sich die Lippen und begann, von seinen Plänen für die Grafschaft zu sprechen. »Jetzt, da Tripolis endlich uns gehört, beherrschen wir die gesamte Küste und alle Häfen. Die Moslems sind von der See abgeschnitten. Das ist militärisch wichtig, und wir haben dadurch den Handel zwischen Ost und West in der Hand. Macht und Reichtum liegen zum Greifen nahe, mein Junge.« Er starrte eine Weile ins Feuer. Dann lachte er. »Ich will ehrlich mit dir sein. Es ging mir nicht so sehr um diese Karawane. Das war ein Vorwand. Nein, ich wollte mir ein Bild machen, und der Ritt durchs Bekaatal war sehr aufschlussreich. Homs, die Wüste, die Oase von Damaskus. Auch der Ritt über die Berge. Ich wollte alles sehen. Schade, dass wir nicht in Baalbek waren. Es heißt, dort gebe es Ruinen aus der Römerzeit. Nun, ein andermal vielleicht.« Er steckte sich noch eine Dattel in den Mund.
    »Ihr wolltet nur die Landschaft bewundern?«, fragte ich ungläubig. Dafür

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