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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Heinleins entfernt.
    «Ich will Sie aber trotzdem über diesen Begriff aufklären. Wussten Sie, dass das Wort Bastard ursprünglich den zwar nicht legitimen, aber anerkannten Sohn eines Adligen bezeichnete? Was aber weit mehr über einen Bastard aussagt, finden Sie in der Biologie. Bastard bezeichnet den Kreuzungsnachkommen genetisch unterschiedlicher Elternformen. Und das Wesentliche ist, dass sich ein Bastard in der Regel besonders gut entwickelt. Er ist vitaler und leistungsfähiger.»
    «Sie meinen, so etwas wie eine Promenadenmischung bei Hunden?»
    «Wenn Sie es so ausdrücken mögen.»
    Er richtete sich wieder auf, trat einen Schritt z u rück und musterte Heinlein von oben bis unten. «Ausnahmen bestätigen die Regel.»
    Er wandte sich um und wollte sich entfernen.
    «Einen Moment noch, Dr. Kingsley. Wer hat eigentlich den Namen für Henry ausgesucht. War das A n na?»
    «Anna wollte einen afrikanischen Namen. Aber nachdem sie tot war, habe ich mich für Henry entschieden. Ich hoffe, das bringt Sie weiter.»
    Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Cafeteria. Heinlein lächelte in sich hinein. Er hatte in diesem Gespräch mehr erfahren, als er erwartet ha t te.
    28
    P ia war froh, mit Heinlein Frieden geschlossen zu haben. Sie mochte ihn. Manchmal war er ruppig und manchmal gutmütig, auf jeden Fall war er ein Freund. Außerdem war sie erleichtert, nicht ganz von diesem Fall ausgeschlossen zu sein.
    Sie war nach dem Gespräch direkt nach Hause gegangen, fühlte sich müde und traurig. Erst wollte sie sich etwas hinlegen, doch sobald sie ruhig dalag, war die Müdigkeit verflogen, und Trauer legte sich über sie.
    «Schluss», sagte sie laut. Sie ging ins Bad, wusch sich das Gesicht und betrachtete sich im Spiegel.
    Ich werde es herausfinden, dachte sie, ich werde dafür sorgen, dass euer Mörder gefasst wird. Dann werde ich um euch trauern. Aber erst werde ich me i ne Arbeit tun.
    Sie nahm sich wieder den Karton vor, sah alles mehrmals durch, versuchte die Bilder unter verschiedenen Aspekten zu sehen, sie in verschiedene Variationen der Geschichte einzuordnen. Und erst beim fünften Mal stutzte sie bei der mit Bleistift geschri e benen Zahl auf Susannes Brief, die sie schon beim ersten Sichten des Kartons bemerkt hatte. Vielleicht eine T e lefonnummer, aber ohne Vorwahl. Sie nahm den Zettel und ging zum Telefon. In Würzburg gab es diese Nummer nicht. Sie versucht e e s mit der Vorwahl für Berlin, Susannes Wohnort. Auch kein Anschluss. Sie wählte die Auskunft und fragte nach der Vorwahl für Kenia. Erst als sie aufgelegt hatte, wurde ihr bewusst, dass sie das auch nicht weiterbrachte. Sie holte einen Atlas und stellte fest, dass die nächstgelegene Stadt von Annas Wohnort Nakuru hieß. Erneut rief sie die Auskunft an und ließ sich die Vorwahl von Nakuru g e ben und, einem Impuls folgend, auch gleich die von Nairobi.
    Sie wählte. Eine Frauenstimme meldete sich. Pia stellte sich auf Englisch vor und fragte, mit wem sie verbunden war. Es war die Stadtverwaltung. Enttäuscht legte Pia auf. Dann probierte sie es mit der Vorwahl für Nairobi. Sie wurde von einer Banda n sage begrüßt, zunächst auf Englisch, dann auf Deutsch. Es war die Niederlassung der Lufthansa in Nairobi. Genauer gesagt die Stelle für verlorene Gepäckst ü cke.
    Nach längerem Grübeln wurde ihr klar, dass es nur eine Person gab, die ihr weiterhelfen konnte – Ubunta.
     
    H einlein hatte ihr die Adresse gegeben. Nun stand sie vor Zimmer Nummer 304 des Maritim und klop f te. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis die Tür geöffnet wurde und Pia Henrys Großmutter gegen ü berstand.
    «Ich bin …» Ubunta führte den Satz zu Ende.
    «… Annas Schwester.» Sie trat von der Tür zurück und machte eine einladende Handbewegung in den Raum . « Pia, nicht wahr? Anna hat oft von dir gesprochen.»
    Hinter Zimmer 304 verbarg sich eine großzügige Suite mit Blick auf den Main. Pia ging zur Sitzecke und setzte sich, ohne auf eine weitere Aufforderung zu warten, aufs Sofa. Ubunta nahm neben ihr Platz. Die beiden Frauen sahen sich an und schwiegen. Pia war mit Fragen gekommen. Doch nun war ihr Kopf wie leergefegt. Zum ersten Mal, seit sie entdeckt hatte, dass Henry Annas Sohn war, saß sie einem Menschen gegenüber, der ihn gekannt hatte, als er noch am Leben war. Als er noch gespielt, gelacht, geweint hatte. Sie saß einem Menschen gegenüber, der um Henry trauerte. Der im Gegensatz zu ihr selbst genau wusste, um wen er trauerte. Sie

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