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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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verscheuchen konnte. Der Neid schnürte ihr die Weichen zusammen. Endlich hob sie ihre mageren Arme, ihre dürren Hände, über deren Nägel steif gewordene Butter hinausragte, und sie vermochte lediglich mit angstvollem Ton zu stammeln:
    »Man darf nicht daran denken, das tut zu weh.«
    »Na, das wäre doch Ihr Besitz, wenn ein Unglück geschieht«, meinte Fräulein Saget. »Ich an Ihrer Stelle würde auf mein Interesse bedacht sein … Diese Pistole bedeutet nichts Gutes, verstehen Sie. Herr Gavard ist schlecht beraten. Das alles wird ein böses Ende nehmen.«
    Damit kamen sie wieder auf Florent. Sie zerfleischten ihn mit noch mehr Wut. Dann berechneten sie bedächtig, wohin diese bösen Geschichten ihn und Gavard bringen könnten. Sehr weit todsicher, wenn man eine zu lange Zunge hat. Sie schworen also, was sie anbetreffe, nicht den Mund aufzutun, nicht weil dieser Lumpenhund, der Florent, die geringste Schonung verdiene, sondern weil um jeden Preis eine Gefährdung des würdigen Herrn Gavard vermieden werden müsse. Sie hatten sich erhoben, und als sich Fräulein Saget zum Gehen wandte, fragte die Butterhändlerin sie:
    »Im Fall, daß jedoch ein Unglück geschieht, glauben Sie, daß man sich da auf Madame Léonce verlassen könnte? – Vielleicht hat sie sogar den Schlüssel von dem Schrank?«
    »Da fragen Sie mich zuviel«, antwortete die Alte. »Ich halte sie für eine sehr ehrbare Frau; aber nach allem weiß ich nicht. Es gibt Umstände … Jedenfalls habe ich Sie beide in Kenntnis gesetzt; nun ist es Ihre Angelegenheit.«
    Sie blieben stehen und grüßten einander im Gestanksfinale der Käse, in das jetzt alle gleichzeitig einstimmten. Es war eine Kakophonie verpesteten Odems, von der weichen Schwere gekochten Breis des Schweizerkäses und des Edamers bis zu den Ammoniakschärfen des Olivet. Es ertönte das dumpfe Schnarchen des Auvergnerkäses, des Chesterkäses und der Ziegenkäse gleich einem breiten Baßgesang, von dem sich in gestochenen Tönen die Dünstchen des Neufchâtellers, des Troyes und des Montd’or Käses abhoben. Dann gerieten die Gerüche in Bestürzung, rollten die einen über die anderen hin, verdichteten sich mit den Rülpsern des PortSalut, des Limburgers, des Géromé, des Marolles, des Livarot, des Pontl’Evêque, die sich allmählich vermischt hatten und in einem einzigen Gestanksausbruch erblüht waren. Alles verbreitete sich, behauptete sich inmitten eines allgemeinen Vibrierens, in dem es keine unterschiedlichen Düfte mehr gab, mit einem anhaltenden Übelkeitstaumel und einer furchtbaren Gewalt des Erstickungstodes. Es schien jedoch, als seien die bösen Reden von Frau Lecœur und Fräulein Saget, die so stark stanken.
    »Ich danke Ihnen sehr«, sagte die Butterhändlerin. »Sehen Sie, wenn ich jemals reich werde, will ich Sie dafür belohnen.«
    Aber die Alte ging noch nicht. Sie griff nach einem Bondon, drehte ihn hin und her und legte ihn wieder auf den Marmortisch zurück. Dann fragte sie, was er koste.
    »Für mich«, setzte sie mit einem Lächeln hinzu.
    »Für Sie nichts«, antwortete Frau Lecœur. »Ich schenke Ihnen den.« Und sie sagte noch einmal: »Ach, wenn ich reich wäre.«
    Da meinte Fräulein Saget, das werde sich eines Tages einstellen. Der Bondon war bereits in dem Strohkorb verschwunden.
    Die Butterhändlerin ging wieder in den Keller hinunter, während die alte Jungfer nun die Sarriette zu ihrem Laden zurückbegleitete. Dort plauderten sie noch einen Augenblick über Herrn Jules. Die Früchte rings um sie hatten ihren frühlingsfrischen Duft.
    »Es riecht bei Ihnen besser als bei Ihrer Tante«, bemerkte die Alte. »Mir war vorhin davon übel geworden. Wie bringt sie es fertig, da drin zu leben? – Hier ist es wenigstens lieblich, ist es gut. Da macht Sie auch so rosig, meine Liebe.«
    Die Sarriette fing an zu lachen. Sie liebte Schmeicheleien. Dann verkaufte sie einer Dame ein Pfund Mirabellen und sagte dabei, das sei reiner Zucker.
    »Ich würde gern welche kaufen von den Mirabellen«, murmelte Fräulein Saget, als die Dame fortgegangen war. »Aber ich brauch bloß so wenig … Eine alleinstehende Frau, Sie verstehen?«
    »Nehmen Sie doch eine Handvoll davon«, rief die hübsche Brünette. »Das wird mich nicht zugrunde richten … Schicken Sie den Jules her, wenn Sie ihn sehen, nicht wahr? Er wird wohl auf der ersten Bank rechts, wenn man aus der großen Straße herauskommt, seine Zigarre rauchen.«
    Fräulein Saget hatte die Finger ausgestreckt, um die

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