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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Rede. Die Polizei setzte immer beunruhigendere Meldungen in Umlauf. Schließlich hieß es, das ganze Quartier Montmartre sei unterminiert. Im Corps législatif war die Erregung so groß, daß Zentrum und Rechte das unglückselige Dotationsgesetz vergaßen, das sie einen Augenblick auseinandergebracht hatte, sich versöhnten und mit überwältigender Mehrheit für den unpopulären Besteuerungsplan stimmten, über den sich in der Panik, die über die Stadt wehte, nicht einmal mehr die Faubourgs zu beklagen wagten. Der Prozeß dauerte eine ganze Woche. Florent war aufs tiefste überrascht von der beträchtlichen Anzahl von Mitverschworenen, die man ihm zumaß; von den mehr als zwanzig, die auf der Anklagebank saßen, kannte er höchstens sechs oder sieben. Nach dem Verlesen des Urteils glaubte er den Hut und den harmlosen Rücken Robines zu bemerken, der langsam durch die Menge davonging. Logre wurde ebenso wie Lacaille freigesprochen. Alexandre bekam zwei Jahre Gefängnis, weil er sich wie ein großes Kind bloßgestellt hatte. Was Gavard betraf, so wurde er wie Florent zur Deportation verurteilt. Das war ein Keulenschlag, der ihn in seinen höchsten Genüssen zerschmetterte am Ende jener langen Debatten, die mit seiner Person zu erfüllen ihm geglückt war. Er bezahlte teuer für seinen oppositionellen leidenschaftlichen Schwung eines Pariser Krämers. Zwei dicke Tränen rannen über sein verstörtes weißhaariges Jungengesicht.
    Und an einem Augustmorgen kam mitten im Erwachen der Markthallen Claude Lantier, der, den Bauch vom roten Gürtel eingezwängt, zwischen dem eintreffenden Gemüse bummelnd umherspazierte, Frau François an der Pointe SaintEustache die Hand drücken. Mit ihrem großen, traurigen Gesicht saß sie dort auf ihren Rüben und Möhren. Der Maler blieb düster trotz der hellen Sonne, die bereits den derben grünen Samt der Kohlgebirge weich stimmte.
    »Nun! Es ist zu Ende«, sagte er. »Sie schicken ihn wieder da hinunter … Ich glaube, sie haben ihn schon nach Brest gebracht.«
    Die Gemüsebäuerin machte eine Gebärde stummen Schmerzes. Langsam wies sie mit der Hand rings um sich und murmelte dumpf:
    »Das ist Paris, dieses lumpige Paris.«
    »Nein, ich weiß, was es ist, Elende sind es«, fuhr Claude fort, dessen Fäuste sich ballten. »Stellen Sie sich vor, Madame François, es gibt keine Dummheit, die sie nicht vor Gericht vorgebracht hätten … Sind sie nicht sogar so weit gegangen, in den Aufgabenheften eines Kindes herumzuschnüffeln! Was hat dieser Dummkopf, der Staatsanwalt, für ein Gerede darüber gemacht, Achtung vor der Kindheit hier, demagogische Erziehung dort … Ich bin krank davon.« Ein nervöser Schauer packte ihn. Die Schultern in seinem grünlichen Überzieher vergraben, fuhr er fort: »Ein Bursche, sanft wie ein Mädchen – ich habe gesehen, wie ihm schlecht wurde, wenn er beim Taubenschlachten zuschaute … Ich mußte mitleidig lächeln, als ich ihn zwischen zwei Gendarmen erblickt habe. Gehen Sie mir, den sehen wir nicht wieder; dieses Mal wird er da unten bleiben.«
    »Er hätte auf mich hören sollen«, sagte die Gemüsebäuerin nach einigem Schweigen, »hätte nach Nanterre kommen und dort leben sollen bei meinen Hühnern und Kaninchen … Sehen Sie, ich habe ihn sehr geliebt, weil ich begriffen hatte, daß er gut war. Man hätte glücklich sein können. Das ist ein großer Kummer … Trösten Sie sich man ruhig, Herr Claude. Ich erwarte Sie, um mit Ihnen an einem dieser Vormittage eine Omelette zu essen.« Sie hatte Tränen in den Augen. Sie stand auf als tapfere Frau, die hart an ihrem Leid trägt. »Sieh mal an, da ist Mutter Chantemesse, die ihre Kohlrüben bei mir kaufen kommt«, fuhr sie fort. »Immer fidel, diese dicke Mutter Chantemesse …«
    Claude ging fort, streifte auf dem Pflaster herum. Wie eine weiße Garbe war der Tag aus dem Hintergrund der Rue Rambuteau hochgestiegen. Auf den Rand der Dächer legte die Sonne rosige Strahlen, herabsinkende Tücher, die bereits das Pflaster berührten. Und Claude spürte ein frohes Erwachen in den dröhnenden Markthallen, in dem mit aufgetürmter Nahrung erfüllten Viertel. Es war gleichsam eine Genesungsfreude, das lautere Lärmen von Leuten, die endlich von einer ihnen den Magen beklemmenden Last erleichtert sind. Er sah die Sarriette mit einer goldenen Uhr inmitten ihrer Pflaumen und Erdbeeren singen und Herrn Jules, der mit einer Samtjacke bekleidet war, an seinen kleinen Schnurrbartenden zupfen. Er gewahrte Frau

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