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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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den Hosen eines Burschen nachläuft, hätte nicht verzweifelter sein können als diese schreckliche Alte, als sie fühlte, wie ihr das Geheimnis des Vetters unter den Fingern durchrutschte. Sie lauerte ihm auf, ging ihm nach, zog ihn aus, beobachtete ihn überall mit einer rasenden Wut darüber, daß es ihrer brünstigen Neugier nicht gelang, ihn zu packen. Seit er zu Méhudins kam, ging sie nicht mehr vom Treppengeländer fort. Dann begriff sie, daß die schöne Lisa sehr verärgert war, Florent bei »diesen Frauen« verkehren zu sehen. Da brachte sie ihr jeden Morgen Neuigkeiten aus der Rue Pirouette. An den kalten Tagen kam sie verhutzelt und zusammengeschrumpft vor Frost in den Fleischerladen. Sie legte ihre blaugefrorenen Hände auf den neusilbernen Würstchenkessel, wärmte sich die Finger, stand vor dem Ladentisch, kaufte nichts und wiederholte nur immer wieder mit ihrer piepsigen Stimme: »Gestern war er wieder bei ihnen, er geht überhaupt nicht mehr fort … ›Mein Schatz‹ hat die Normande auf der Treppe zu ihm gesagt.« Sie log ein wenig dazu, um noch zu bleiben und sich die Hände länger zu wärmen.
    Als sie geglaubt hatte, Florent aus Claires Zimmers herauskommen zu sehen, kam sie am folgenden Tage angelaufen und machte eine Geschichte von einer guten halben Stunde daraus. Es sei eine Schande; der Vetter steige jetzt von einem Bett zum andern.
    »Ich habe es gesehen«, behauptete sie. »Wenn er von der Normande genug hat, geht er auf den Zehen die kleine Blonde aufsuchen. Gestern kam er gerade von der Blonden und ging offenbar zu der großen Brünetten zurück, als er mich bemerkt hat, was ihn veranlaßte, wieder kehrtzumachen. Die ganze Nacht höre ich die beiden Türen; das nimmt kein Ende … Und diese alte Méhudin, die in einer Kammer zwischen den Stuben ihrer Töchter schläft!«
    Lisa verzog verächtlich den Mund. Sie sagte wenig und ermunterte Fräulein Sagets Tratschereien durch ihr Schweigen. Sie hörte aufmerksam zu. Wenn die Einzelheiten gar zu schlüpfrig wurden, flüsterte sie: »Nein, nein, das ist doch nicht erlaubt … Kann es denn solche Frauen überhaupt geben!« Dann antwortete ihr Fräulein Saget, daß nun ja eben nicht alle Frauen so ehrbar seien wie sie. Darauf gab sie sich sehr nachsichtig gegen den Vetter. Ein Mann, der läuft nun einmal jedem Weiberrock nach, der vorbeikommt, außerdem sei er vielleicht nicht verheiratet. Und sie stellte Fragen, ohne daß es so aussah.
    Aber Lisa gab niemals ein Urteil über den Vetter ab, sie zuckte nur die Schultern und kniff die Lippen zusammen. Wenn Fräulein Saget gegangen war, blickte sie angewidert auf den Deckel des Würstchenkessels, wo die Alte die stumpfe Schmutzspur ihrer beiden kleinen Hände auf dem glänzenden Metall zurückgelassen hatte.
    »Augustine«, rief sie, »bringen Sie doch einen Lappen und wischen Sie den Würstchenkessel ab. Das ist ja ekelhaft.«
    Die Rivalität zwischen der schönen Lisa und der schönen Normande wurde immer fürchterlicher. Die schöne Normande war überzeugt, ihrer Feindin einen Liebhaber weggeschnappt zu haben, und die Fleischersfrau erboste sich über dieses nichtsnutze Frauenzimmer, das ihnen schließlich allen Unannehmlichkeiten bereiten würde, indem es diesen Duckmäuser, diesen Florent, zu sich nach Hause lockte. Jede von ihnen legte ihre Wesensveranlagung in ihre Feindschaft: die eine war ruhig, voller Verachtung und sah aus wie eine Frau, die ihre Röcke rafft, um sich nicht zu beschmutzen; die andere war frecher, lachte heraus in unverschämter Fröhlichkeit und nahm mit der Dreistigkeit eines Duellanten, der Händel sucht, die ganze Breite des Bürgersteigs für sich in Anspruch. Jede ihrer Begegnungen beschäftigte den Fischmarkt für einen ganzen Tag. Wenn die schöne Normande Lisa auf der Schwelle des Fleischerladens sah, machte sie einen Umweg, um an ihr vorbeizugehen und sie mit der Schürze zu streifen; dann kreuzten sich ihre schwarzen Blicke mit den Blitzen und der raschen Spitze des Stahls wie zwei Degen. Wenn die schöne Lisa ihrerseits auf den Fischmarkt und in die Nähe des Standes der schönen Normande kam, verzog sie betont angeekelt das Gesicht; sie kaufte irgendeinen teuren Fisch, einen Steinbutt oder Lachs, bei der Fischfrau nebenan, zählte ihr Geld auf die Marmorplatte, weil sie gemerkt hatte, daß sie damit »das nichtsnutze Frauenzimmer«, das aufhörte zu lachen, ins Herz traf. Wenn man übrigens die beiden Rivalinnen hörte, so verkauften sie nur verfaulten

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