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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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möchte zu Hobel.«
    »Da hast du Pech gehabt, mein Junge. Er ist vergangene Nacht gestorben. Bist du mit ihm verwandt?«
    »Nein, wir waren nur Bekannte, und ich wollte ihn um eine Auskunft bitten.«
    »Der alte Geizhals schwatzt jetzt mit keinem mehr! Am Schluss hat er sowieso nur noch Unsinn geredet.«
    »Woran ist er denn gestorben?«
    »An Altersschwäche, was sonst! Er hatte was am Herz, an der Lunge – eigentlich überall, er war eben alt und verbraucht. Aber er braucht sich nicht beklagen, leiden musste er nicht.«
    »Habt Ihr ihn oft besucht?«
    »So selten wie möglich, wie die anderen Nachbarn auch. Er ist uns mit seinen Geschichten auf die Nerven gegangen, und später hat er den Verstand verloren. Wenn man ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hat, wurde er sogar ziemlich zornig.«
    »Wachleute haben ihn nicht vielleicht noch kurz vor seinem Tod besucht?«
    »Wachleute! Wieso, was hat er denn gemacht?«
    »Ach, nichts… Das war nur so eine Frage.«
    Die Nachbarin gab sich wissend. »Aha, der Alte war in irgendeine Geschichte verwickelt! Du bist nicht zufällig selbst einer von denen?«
    »Nein, ich war nur ein Freund von ihm.«
    »Für einen Freund von Hobel kommst du mir aber reichlich jung vor.«
    Iker machte sich an den Rückzug. Eigentlich wäre er gern in die Wohnung gegangen, um sie zu durchsuchen. Aber wozu? Iker glaubte nicht an einen natürlichen Tod. Und die Mörder des alten Mannes hatten mit Sicherheit alle belastenden Hinweise verschwinden lassen.
    Wer konnte so etwas ungestraft tun, wenn nicht Wachleute, die auf Befehl von oben handelten und sicher waren, dass sie dafür nicht belangt wurden? Der Stadtvorsteher musste darüber Bescheid wissen. Und über dem Stadtvorsteher ein Minister. Und über dem Minister der Gönner von Kahun, Sesostris.
    Iker wollte die Wahrheit wissen und Gerechtigkeit erfahren. Dank des Messergriffs, den er gefunden hatte, besaß er den Beweis dafür, dass es die Gefährte des Windes tatsächlich gegeben hatte. Doch seinen Hauptzeugen gab es nicht mehr, und die Behörden würden ihn damit abspeisen, dass so ein unbedeutender Gegenstand nicht als Anlass für eine große Untersuchung reichte.
    Die entscheidenden Schriftstücke mussten sich in den Archiven von Kahun befinden, dort und nirgendwo anders.
    Zwei Türwächter bewachten den Eingang zu den Archiven.
    »Name und Beruf?«
    »Iker, Schreiber.«
    »Hast du eine schriftliche Erlaubnis zum Betreten dieser Räumlichkeiten?«
    »Ich möchte nur den Oberarchivar sprechen.«
    »Einen Augenblick.«
    Die ranghohe Persönlichkeit war bereit, Iker zu empfangen, von dessen wachsendem Ansehen er gehört hatte. Der Bibliothekar zeigte sich zurückhaltend und vorsichtig, aber nicht unfreundlich.
    »Was möchtest du, Iker?«
    »Die Sache ist ziemlich heikel. Es handelt sich um einen – sagen wir mal, um einen Geheimauftrag.«
    »Ich verstehe, aber ich muss trotzdem etwas mehr wissen.«
    »Mein Vorgesetzter, Heremsaf, hat mich geschickt, weil ich für ihn in den Archiven nach Einzelheiten zu den Schiffswerften suchen soll.«
    »Warum kommt er nicht selbst?«
    »Wegen der Geheimhaltung eben. Mein Anblick wird hier niemand argwöhnisch machen, wenn er jedoch selbst…«
    Der Oberarchivar schien überzeugt. Mit Sicherheit hatte er es nicht zum ersten Mal mit einem solchen Fall zu tun, bei dem man keine Spuren hinterlassen durfte.
    »Verstehe, verstehe… Aber ich brauche trotzdem ein paar Zeilen von Heremsaf.«
    »Das ist doch gar nicht notwendig…«
    »Doch, für meine Unterlagen. Wenn du mir dieses Schreiben bringst, helfe ich dir auch bei deiner Suche.«
     
     
    »Wen willst du denn zum Narren halten, Iker, und was willst du damit verheimlichen?«, fragte Heremsaf erzürnt. »Der Oberarchivar hat mir gerade mitgeteilt, dass du es gewagt hast, meinen Namen für eine unerlaubte Untersuchung zu missbrauchen! Ausgerechnet du, dabei hatte ich so viel Vertrauen in dich!«
    »Hättet Ihr mir denn die Genehmigung erteilt, wenn ich darum gebeten hätte?«
    Heremsaf sah ihn scharf an. »Findest du nicht, dass es höchste Zeit ist, mir die Wahrheit anzuvertrauen?«
    »Ich gebe die Frage an Euch zurück.«
    »Jetzt gehst du zu weit, Iker! Ich habe schließlich nicht versucht, mich in die Archive einzuschleichen.«
    »Aber Ihr habt mir den Auftrag gegeben, die Sachen in den alten Lagerhäusern zu sichten, wobei Ihr darauf bestanden habt, dass meiner Aufmerksamkeit nichts entgehen sollte, ist das richtig?«
    »Ja, und?«
    »Habt

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