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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gesicht wieder auf und stürzte ihn in ungeahnte Hoffnungen. Er würde sie nie Wiedersehen, wenn ihm nicht seine Fähigkeiten als Schreiber die Türen von Abydos öffnen sollten. Wer weiß, vielleicht gab es dort andere Feste oder Rituale, die sie mit ihrer Anwesenheit beehrte!
    Nein, er wollte nicht aufgeben. Für sie kämpfte er mit den Schriftregeln und dem Nachschlagewerk und der genauen Anordnung der Hieroglyphen. Je nachdem, wie sie auf Holz, Papyrus oder Stein angeordnet waren, strahlten sie ein Gleichmaß aus, das nur die Meister der Schrift beherrschten.
    Iker besuchte täglich sein Eselchen, das es sich auf einem Strohlager bequem gemacht hatte, das er jeden Morgen auswechselte. Nordwind hatte einen gesegneten Appetit und wuchs zusehends. Bald würde seine Verletzung nur noch eine böse Erinnerung sein.
    Bei ihrem ersten gemeinsamen Spaziergang übernahm das Grautier die Führung und fand dann auch ohne Schwierigkeiten wieder zurück. Seine Augen strahlten vor Freude.
    »Es ist schön, einen richtigen Freund zu haben«, gestand ihm Iker. »Dir kann ich alles sagen.«
    Und der Schreiberlehrling erzählte Nordwind seine Geschichte, ohne irgendetwas zu verschweigen oder auszulassen. An seinen aufgerichteten Ohren konnte man sehen, dass ihm der Esel aufmerksam zuhörte.
    »Dass mich diese aufgeblasenen Schreiberlinge nicht leiden können, kümmert mich nicht. Eigentlich machen sie mich nur stärker! Wenn ich mir anschaue, wie ihr Verstand nur um sie selbst kreist, so dass sie weder ihren Nächsten noch die heiligen Schriftzeichen zu schätzen wissen, kriege ich nur noch mehr Lust, meinen eigenen Weg zu gehen, ohne mich um ihre Meinung zu kümmern. Bezeichnend für diese Schwachköpfe ist ihre Unergiebigkeit, die sie missgünstig und neidisch macht. Jeden, der anders ist als sie, wollen sie vernichten. Aber du und ich, wir sind wie echte Brüder. Zusammen bieten wir ihnen die Stirn.«
    Der Esel leckte seinem Retter die Hand, der ihn dafür ausgiebig streichelte, ehe er in sein Zimmer ging. Wie jeden Abend legte er sich das magische Elfenbein-Amulett auf die Brust, das ihm Techat geschenkt hatte, um die bösen Geister zu vertreiben. Wenn er morgens aufwachte, rieb er es an seinen zwei kleinen Amuletten, dem Falken und dem Pavian, um sie mit neuer Energie aufzuladen.
     
     
    »Morgen ist euer freier Tag«, verkündete General Sepi seinen zehn Schülern, aus denen er erstklassige Schreiber machen wollte.
    Wie üblich verließ Iker das Klassenzimmer als Letzter. »Darf ich Euch um einen Gefallen bitten, General?«
    »Schon genehmigt, an dem freien Tag musst du das Schulzimmer nicht fegen.«
    »Nein, ich würde morgen gern in die Provinzarchive gehen.«
    »Möchtest du dich nicht lieber unterhalten oder ein wenig ausruhen?«
    »Früher oder später muss ich mich sowieso mit dieser Art von Schriften befassen. Und ich möchte so schnell wie möglich damit anfangen.«
    »In welches Archiv willst du denn?«
    »Oh, am besten in alle! Ich mag mich nicht gleich festlegen.«
    »Nun gut, ich schreibe dir eine Empfehlung.«
    Iker ließ sich seine Aufregung nicht anmerken.
    Mit seinem kostbaren Sesam-öffne-dich wurde er am nächsten Tag beim Leiter der Archive vorstellig.
    »Welche Schriften möchtest du einsehen?«
    »Wenn möglich alles, was mit Schiffen, Schiffsbesatzungen und Handelsunternehmungen zu tun hat.«
    »Von welchem Zeitpunkt an?«
    »Vielleicht – drei Jahre zurück.«
    Der Oberarchivar führte Iker in einen großen Backsteinsaal. In schier endlos lang wirkenden Regalen waren die Papyrusrollen und Schreibtafeln ordentlich verstaut.
    »Damit das klar ist, ich dulde keine Unordnung. Solltest du hier irgendetwas durcheinander bringen, fordere ich deinen Lehrer auf, die Genehmigung zu widerrufen.«
    »Ich werde mich peinlich genau an die Vorschriften halten«, versprach Iker.
    Obwohl er so ungeduldig war, ging er der Reihe nach vor. Die vielen Stunden, die er für seine Nachforschungen benötigte, schreckten ihn nicht ab – ganz im Gegenteil. In dieser Unmenge von Schriften musste er einfach auf einen Hinweis stoßen.
    Der Hasengau besaß viele Schiffe, aber keines mit dem Namen Gefährte des Windes. Nachdem Iker diese Enttäuschung verdaut hatte, hoffte er, die beiden Seeleute, deren Namen er kannte, hätten vorher bereits zu anderen Besatzungen gehört, die von den Behörden aufgezeichnet worden waren. Aber es gab keinen einzigen Hinweis auf Messerklinge oder Schildkröten-Auge.
    Und was die verschiedenen

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