Der Bedrohung so nah (German Edition)
feuern.“
„Ich habe es gerade getan.“
Sie starrte ihn an. Ihr Atem ging so heftig, dass sich ihre Brust unter ihrer Uniform hob und senkte.
„Wenn Sie sich umbringen wollen, dann tun Sie das anderswo. Ich will damit nichts zu tun haben. Ganz egal, wessen Nichte Sie sind.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.
Erin zitterte noch immer, als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Es geht mir gut, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Nicks harsche Worte hatten ihr nichts anhaben können. Sie brauchte weder diesen Job noch Nick Ryan.
Sie konnte nicht glauben, dass er sie gefeuert hatte!
Sicher war es nur eine Übersprunghandlung. Er hatte einfach ein Problem damit, dass sie als Frau in einem gefährlichen Job arbeitete. Genauso wie der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Warren Prentice damals, an den Erin vor vielen Jahren ihr Herz verschenkt hatte und der es ihr in tausend Stücke zerbrochen wiedergegeben hatte, weil er nicht akzeptieren konnte, dass sie ein Cop war. Der Vergleich hinterließ einen bitteren Geschmack in ihrem Mund.
Es stand Nick nicht zu, sie derart zusammenzustauchen, nur weil sie ein kalkuliertes Risiko eingegangen war. Doch tief in ihrem Inneren fragte sie sich, ob in seinen Anschuldigungen ein Fünkchen Wahrheit steckte. Ob die Schuldgefühle, gegen die sie seit Monaten ankämpfte, dazu geführt hatten, dass sie leichtsinnig gehandelt hatte.
„Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich selbst und andere in Gefahr bringen, nur weil Sie etwas beweisen wollen.“
Seine Worte hallten noch immer in ihren Ohren wider, als sie in den Flur trat und die Tür hinter sich zuzog. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich gegen den Türrahmen. Es stimmte nicht. Sie wollte nichts beweisen. Es gab nichts, dessen sie sich schuldig fühlen musste. Für wen hielt sich dieser verdammte Nick Ryan eigentlich? Freud?
Sie trat einen Schritt zurück und ging ins Wohnzimmer, vorbei an den leeren Umzugskartons, die sie ebenso ausblendete wie die Schmerzen, die sich seit dem Kampf immer weiter in ihrem Körper ausbreiteten. Ihr Gegner hatte nicht sehr groß ausgesehen, aber er hatte ihr ordentlich einen verpasst. Nicht hart genug, um sie ernsthaft zu verletzen, aber sie spürte jeden blauen Fleck einzeln.
Das Umzugskistenpacken konnte warten – eine Handvoll Aspirin und ein heißes Bad nicht, sonst würde sie sich morgen nicht mehr bewegen können, was natürlich nicht in Frage kam. Sie musste ihre Sachen runter zum Auto schleppen und zurück nach Chicago fahren.
Behutsam löste sie ihr Halfter und legte es auf den Couchtisch, dann streifte sie ihre Stiefel ab, setzte sich aufs Sofa und zog ihre Uniformbluse aus, um die Schürfwunde in Augenschein zu nehmen, die sich von ihrem Ellbogen bis hinauf zur Schulter zog. Die Abschürfung war zwar eher oberflächlich, aber dennoch tief genug, um zu bluten. Und sie brannte höllisch.
„Das hat dir gerade noch gefehlt, McNeal“, murmelte sie. „Eine weitere Narbe.“ Die Schmerzen ignorierend öffnete sie ihren BH, streifte ihn ab und legte ihn auf die Lehne des Sofas. Eigentlich hätte Nick ruhig die Schläge einstecken können. Wenn er wüsste, wie viel Haut sie im Kampf gelassen hatte, wäre er vielleicht etwas dankbarer für ihre Hilfe.
Sie zog ihren Gürtel heraus, stand auf und ging ins Badezimmer. Dort drehte sie den Hahn voll lauf und warf einen Kräuterbadewürfel ins Wasser. Lavendelaroma erfüllte den Raum. Sie atmete tief ein und merkte, wie sie sich langsam entspannte. Nachdem sie die richtige Wassertemperatur eingestellt hatte, stieg sie in die Wanne und tauchte bis zum Kinn unter. Ihre Schürfwunde und die offene Stelle an ihrem Knie protestierten, doch für ihre Muskeln war es eine Wohltat. Seufzend schloss sie die Augen. Nachdem sie diesen sprichwörtlichen Tag aus der Hölle überlebt hatte, konnte es nur noch besser werden.
Gerade als sie dabei war, ihre Gedanken treiben zu lassen, klingelte es an der Tür. Erin öffnete die Augen und stieß einen Seufzer aus. Wer konnte das sein? In der ganzen Stadt kannte sie keine Menschenseele außer Nick und Hector.
Es klingelte erneut.
„Einen Moment!“ Sie kletterte aus der Wanne und trocknete sich schnell ab. Dann zog sie sich ihren Bademantel über und tappte barfuß zur Tür. Als sie durch den Spion sah, wurde ihr schwer ums Herz, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Nick stand vor der Tür. Er war noch immer in Uniform und sah genauso wütend aus wie
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