Der Bedrohung so nah (German Edition)
erleichtert, dass sie weiche Knie bekam. Blinzelnd wischte sie sich den Schweiß aus den Augen und sah über ihre Schulter. Nur wenige Meter entfernt stand Nick und hatte seine Waffe auf ihre Angreifer gerichtet. Hector Price und zwei Deputys des Sheriff’s Departments waren bei ihm.
„Wir übernehmen, McNeal“, sagte Nick finster.
Sie zitterte stark, als sie ihren Revolver zurück in das Halfter steckte. Es war die Nachwirkung des Adrenalinrausches. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Geräusch zuschnappender Handschellen und eine Stimme, die den Männern ihre Rechte vorlas. Plötzlich wurde ihr übel. Na großartig. Das war bislang auch noch nie passiert. Aus Angst, sich tatsächlich übergeben zu müssen, ging sie zu Nicks Wagen. Es war zwar albern, aber sie wollte nicht, dass er sie so sah. Sie war mit den Nerven am Ende, und der Schreck steckte ihr noch in den Knochen.
„McNeal.“
Die Wut in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. Warum, um alles in der Welt, war er wütend? Sie hatte ihm gerade ziemlich aus der Patsche geholfen und zwei bewaffnete Täter für ihn zur Strecke gebracht.
„Nur eine Minute, Chief“, antwortete sie, vergeblich bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu überspielen.
„Jetzt, McNeal.“
Seufzend hielt sie inne. Doch sie drehte sich nicht um. Sie brauchte nur ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. Tief durchatmend versuchte sie, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. Sie hörte, wie Nick näher kam, was ihre Anspannung noch vergrößerte. Mein Gott, warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen, bis sie sich von dem Schrecken erholt hatte?
Ganz langsam drehte sie sich zu ihm um. Schlagartig wurde ihr bewusst, wie es sich anfühlen musste, einem Erschießungskommando gegenüberzustehen. „Sie sehen nicht gerade so aus, als hätten Sie vor, sich bei mir zu bedanken“, sagte sie.
Seine Augen durchbohrten sich wie zwei Dolche, als er näher kam. „Sind Sie verletzt?“
„Mir geht es gut.“
Ungefähr einen halben Meter vor ihr blieb er stehen. Nah genug, dass sie spüren konnte, wie sich die Hitze seines Ärgers mit dem berauschenden Duft seines schweren männlichen Aftershaves mischte. Er sah ganz danach aus, als hätte er vor, ihr gehörig den Marsch zu blasen.
„Gut“, blaffte er. „Denn Sie haben genau zwei Minuten, um mir zu erklären, was Sie sich bei der Aktion gedacht haben.“
Auch wenn es ihr nur mit Ach und Krach gelungen war, hatte Erin McNeal soeben zwei Verdächtige zur Strecke gebracht, die doppelt so groß waren wie sie selbst. Nick wusste nicht, ob er sie deswegen lieber auf der Stelle erwürgen oder umarmen sollte. Es gab verdammt viel, das er nicht wusste, denn die Adrenalinausschüttung in seinem Körper war noch nicht verebbt. Fest stand, dass Erin es tatsächlich fertigbrachte, mitgenommen und verletzlich auszusehen und dabei gleichzeitig auch noch Stärke auszustrahlen. Doch was ihn davon am meisten reizte, konnte er nicht genau sagen. Nur dass sie zu allem Überfluss in der blauen Uniform mit den geröteten Wangen und den offenen rotbraunen Haaren, die ihr wie Strähnen aus Seide über die Schulter fielen, auch noch viel zu gut aussah.
„Ich habe Ihnen die Anweisung gegeben, im Auto zu bleiben und nicht wie ein weiblicher Rambo zwei bewaffnete Täter niederzustrecken“, sagte er.
„Hätte ich etwa zusehen sollen, wie die beiden flüchten? Es tut mir leid, wenn Sie ein Problem damit haben, Chief, aber so läuft das bei mir nicht.“
„Sie sind in der Probezeit, McNeal. Sie haben noch nicht einmal alle Formulare ausgefüllt, und schon machen Sie Jagd auf Verbrecher.“
„Ich habe Ihnen Rückendeckung gegeben.“
„Sie haben sich meiner ausdrücklichen Anweisung widersetzt.“
„Ich habe der Situation angemessen gehandelt“, konterte sie. „Wo, zur Hölle, waren Sie eigentlich so lange?“
„Der Kerl hinten hat mich leider etwas zu sehr beschäftigt, um den Babysitter für Sie zu spielen.“
Ärger blitzte in ihren Augen auf. „Ich bin eine ausgebildete Polizistin.“
„Sie sind ein wandelndes Pulverfass.“
Für einen kurzen Augenblick sah er etwas in ihrem Blick aufblitzen. Offenbar hatte er einen empfindlichen Nerv getroffen, doch er konnte seine Wut nicht länger zurückhalten. „Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich selbst und andere in Gefahr bringen, nur weil Sie glauben, etwas beweisen zu müssen.“
„Wäre es Ihnen lieber gewesen, Steph hätte da drinnen auch noch ihren Vater verloren?“
Er zuckte
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