Der Bedrohung so nah (German Edition)
nicht sein. Nicht hier und nicht jetzt. Und nicht mit diesem Mann. Doch sie war unfähig, sich zu bewegen und ihren Körper von seinem zu lösen. Es war, als hätte Nick sie mit einem Zauber belegt.
Sie schloss die Augen und versuchte, gegen ihre Gefühle anzukämpfen. Gegen die Lust und das Verlangen. Vergeblich. Sie spürte seine Hände an ihren Seiten, wie sie langsam höher glitten und die Außenseite ihrer Brüste streiften. Ein weiterer Schauer der Erregung durchfuhr sie. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Und als seine dunklen Augen ihren Blick suchten, wusste sie, was als Nächstes geschehen würde. Und sie sehnte sich genauso danach, wie sie sich davor fürchtete.
Als seine Lippen ihren Mund berührten, war es die unendliche Zärtlichkeit, die darin lag, die alle Dämme zum Einsturz brachte und ein ungekanntes Feuer der Lust in ihrem Körper entfachte. Ein fast schmerzhaftes Ziehen entsprang ihrem Unterleib und setzte sämtliche ihrer Nervenenden in Brand. Es war überwältigend, wie sehr er sie erregte. Die Intensität, mit der ihr Körper auf ihn reagierte, versetzte sie für einen kurzen Moment in Panik. Konnte es wirklich sein, dass sie einen Mann gefunden hatte, der sie mit nur einem einzigen perfekten Kuss vergessen ließ, wer sie war? Nein, so einen Mann konnte es gar nicht geben, und wenn, dann war es bestimmt nicht dieser Kleinstadt-Cop, der ein Problem damit hatte, dass sie Polizistin war.
Sie machte sich von ihm los und stolperte rückwärts.
Nick hielt sie nicht zurück, sondern ließ die Arme sinken. „Tut mir leid“, murmelte er.
Plötzlich wurde sie sich peinlich bewusst, was da gerade zwischen ihnen vorgefallen war. Sie starrte ihn an. Der ernste Blick aus seinen dunklen Augen und sein versteinerter Gesichtsausdruck verrieten ihr, dass es ihm ebenso ging. Und trotzdem: Ihr Körper wollte mehr.
„Ich hätte das nicht tun sollen …“
„Ich hätte das nicht zulassen dürfen“, sagte sie gleichzeitig.
„Ich bin Ihr Vorgesetzter, Herrgott noch mal.“ Er drehte sich um und sah aus dem Fenster auf die Straße darunter. „So etwas darf mir einfach nicht passieren. Ich …“
„Wir haben beide einen Fehler gemacht“, unterbrach Erin ihn. „Und wir werden wie zwei Erwachsene damit umgehen.“
Er drehte sich wieder zu ihr und sah sie finster an. „Werden wir das?“
„Ja.“ Sie war noch immer außer Atem, spürte noch immer, wie er seinen Mund auf ihren gepresst hatte und wie sehr sie sich nach ihm verzehrte.
„Ich bin zu weit gegangen“, sagte er. „Ich hätte Ihre Schwäche und Wehrlosigkeit nicht …“
„Ich bin weder schwach noch wehrlos.“
Fluchend senkte er den Kopf. „Das darf sich auf keinen Fall wiederholen.“
„Das wird es nicht“, versicherte sie ihm leicht benommen. „Der Unfall hat mich etwas mitgenommen. Wir sollten es nicht komplizierter machen, als es ist.“
Seine versteinerte Miene verriet ihr, dass er ihr nicht glaubte. Völlig unvermittelt drehte er sich um und ging zur Tür. „Gehen Sie schlafen, McNeal. Ich werde Mrs Thornsberry vorbeischicken, damit sie über Nacht bei Ihnen bleibt.“
Erin wollte ihm widersprechen, doch sie wusste, dass es zwecklos war. Außerdem wollte sie gar nicht, dass Nick zurückkam. Nicht wenn ihr Herz noch immer wie wild klopfte und ihre Lippen sich nach seinen sehnten. Sie setzte sich aufs Sofa und sah ihm hinterher, als er durch die Tür verschwand. Wie, um alles in der Welt, sollte sie für diesen Mann arbeiten, wenn sie jedes Mal, wenn er sie berührte, völlig die Kontrolle verlor?
Nick war bislang immer auf seine Selbstbeherrschung stolz gewesen. Umso schwerer fiel es ihm, zu glauben, was er da gerade getan hatte. Er hatte Erin McNeal geküsst. Offenbar hatte er jetzt komplett den Verstand verloren. Sie war sein Deputy, um Himmels willen!
Und eine Frau mit einer äußerst draufgängerischen Ader dazu. Was war bloß in ihn gefahren, dass er sich aufführte wie ein sexverrückter Teenager und nicht wie der verantwortungsbewusste Mann, der er war?
Und der Kuss war noch nicht einmal das Schlimmste, denn dabei wäre es nicht geblieben, wenn sie sich nicht von ihm losgemacht hätte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er eine Frau zum letzten Mal so sehr begehrt hatte wie Erin McNeal. Was, um alles in der Welt, sollte er nur tun?
„Hol dich der Teufel, Frank“, murmelte er.
Nick blieb an seinem Wagen stehen und riskierte einen Blick nach oben zum Fenster ihrer Wohnung im zweiten Stock. Das
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